29. April 2020
Auch die James Cook University in Townsville hat leider schon seit einigen Wochen den Face-to-Face-Lehrbetrieb eingestellt. Aus Laborarbeit, Praxiskursen und Exkursionen wurde vor allem eines: Onlinevorlesungen. Wie es sich an der Uni studiert, ohne überhaupt da zu sein, erfährst du hier!
Zoom, dein Freund und Helfer in der Not
An der JCU wurde innerhalb einer Woche sämtliches Lehrmaterial digitalisiert (siehe mein Beitrag zu Corona in Australien). Meine Kurse bestanden immer aus Vorlesung und Kurs (meistens Labor), davon ist nur noch die Vorlesung geblieben. Durfte ich am Anfang des Semesters noch mit verschiedenen Meeresbewohnern im Labor auf Tuchfühlung gehen, wird mir nun in einer Vorlesung erzählt, wie unterschiedlich sich die Oberfläche von Fischen doch anfühlt. I can feel it. Die Vorlesungen werden aufgenommen und anschließend auf eine Lernplattform gestellt, wo man sie sich dann so oft man möchte, ansehen kann. Hin und wieder findet dann ein Zoom-Meeting (Zoom ist so ähnlich wie Skype) statt, wo man Fragen zum Lehrmaterial stellen kann. Funktioniert soweit alles ganz gut, nur irgendwie fühlt es sich doch nicht so ganz nach ernstem Studieren an.
Praxis ohne Praxis aber mit Protokoll
Jetzt kommt der Punkt, an dem das E-Learning anfängt, merkwürdig zu werden. Denn obwohl alle meine Praxiskurse gestrichen wurden, muss ich dennoch dieselben Leistungen für meine Endnote erbringen, als würden sie regulär stattfinden. So hätte ich eigentlich eine Exkursion an ein ufernahes Korallenriff gemacht und dabei die Flora und Fauna untersucht. Fiel natürlich ins Wasser. Doch für die Exkursion wäre ein sogenannter Field Trip Report fällig gewesen, in dem ich meine Ergebnisse erläutert hätte. Das wird nur leider ohne Ergebnisse schwierig. Damit ich meinen Bericht trotzdem schreiben konnte, bekam ich einen Datensatz alter Ergebnisse in die digitale Hand gedrückt, here you go mate! Also schrieb ich einen Bericht, über eine Exkursion, die ich nie gemacht hatte, über Ergebnisse, die ich nie gefunden habe. Wissenschaftlicher wird es wohl nicht mehr.
Das Highlight meines Semesters hätte eigentlich einen Field Trip auf eine Forschungsstation mitten im Great Barrier Reef sein sollen. 4 Tage lang auf einer kleinen Insel, was gibt es Schöneres. Aus bekannten Gründen wurde auch daraus nichts. Aber die JCU hat sich als Entschädigung was ganz Raffiniertes ausgedacht: Ein digitaler Field Trip! Hört sich erst mal total innovativ an, ist in der Praxis aber schlichtweg ein Video, dass eine Studentin beim letzten Field Trip auf der Insel gemacht hat. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen …
Ich glaube, man kann zwischen den Zeilen herauslesen, dass ich mit der aktuellen Lehrsituation nicht zu 100 % zufrieden bin. Da meine Kurse extrem praxisbezogen strukturiert sind, ist E-Learning einfach nicht dasselbe. Es ist aber auch schlichtweg unmöglich, es irgendwie anders zu gestalten. Ich bin daher froh und dankbar, weiterhin an der JCU studieren und trotz der Umstände so viele neue Sachen kennenlernen zu dürfen.
Francesca
28. Mai 2020
Hallo Alex,
wie hast du aber das Leben in Australien, abgesehen von den online Vorlesungen, empfunden? hast du noch Leute kennenlernen können oder warst du eher einsam? Also anders formuliert: würdest du jemand anderem raten, für ein online-Auslandssemester ans andere Ende der Welt zu ziehen? Danke!
Alex
2. Juni 2020
Liebe Francesca,
ich kann über mein Leben fernab der Uni nur Positives berichten. Ich habe viel mit meinen Mitbewohnern unternommen und habe so ziemlich jedes Fleckchen Natur in und um Townsville herum erkundet. Einsam habe ich mich also nie gefühlt. Das Leute-Kennenlernen ist wegen Corona leider nur bedingt möglich gewesen. Ich habe hauptsächlich zu den Leuten, die ich vor der Corona-Zeit kennengelernt habe, Kontakt gehalten. Das Sozialleben ist dennoch sehr eingeschränkt gewesen, was für mich aber keinen Grund darstellt, von einem Online – Auslandssemester abzuraten. Trotz all den Einschränkungen hat man immer noch das Privileg, viele neue Eindrücke aufzunehmen und ein neues Bildungssystem (und natürlich ein neues Land!) kennenzulernen.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen! Liebe Grüße