21. Februar 2019
Seit fünf Monaten studiere ich schon in Oxford und nehme das als Anlass, den ultimativen Uni-Check durchzuführen. Dafür habe ich mir fünf Faktoren ausgewählt, um euch einen guten Gesamtüberblick zu geben. Los geht’s!
1. Der Campus
Der Campus der Oxford Brookes University liegt etwas außerhalb auf „Headington Hill“, einem kleinen Hügel vor der Innenstadt. Zudem gibt es weitere Institute in Wheatley (ca. 30 Minuten von Oxford entfernt) und Hartcourt Hill. Damit sind nicht alle Studenten immer am Hauptcampus. Für mich, die Freunde hat, die in Wheatley Maschinenbau studieren, ist das manchmal etwas unpraktisch, da man sich nur nach Vorlesungen oder beim Sport treffen kann. Zur Uni brauche ich ca. 15 Minuten mit dem Fahrrad. Der Campus ist zudem sehr modern, das neuste Gebäude wurde hier erst im vergangenen Jahr eröffnet.
Der Campus der TU Berlin liegt zentral an der City West und ist sehr gut an den ÖPNV angeschlossen. Der Erst-Reuter-Platz und Umgebung gehört quasi den TU-lern, aber auch meine Heimatuni hat einen weiteren Campus im Berliner Wedding, nahe des Volksparks Humboldthain. Hier ist es einfacher, meine Freunde mal auf einen Kaffee in der Mensa zu treffen, da die meisten am Hauptcampus studieren und nur sehr spezifische Studiengänge in Wedding Vorlesungen haben. Zur Uni brauche ich mit der Bahn ca. 30-45 Minuten. Der Campus besitzt viele historische Gebäude und Neubauten.
2. Studiengebühren
Wenn es ums Thema Studiengebühren geht, bin ich immer froh, wenn ich den Leuten hier erzählen kann, dass ich rund 350 € Semesterbeitrag pro Semester zahle. Die Studenten an der Brookes zahlen mit £9,250 pro Studienjahr für ihr Vollzeitstudium dann doch eine Menge mehr (und davon sind nicht 2/3 das Semesterticket). Dafür sieht man jedoch auch, dass das Geld in die Universitären Institutionen fließt, so hat der Campus viele Computer, moderne Technik in den Vorlesungssälen sowie einen Einkaufsladen, Starbuck’s und sogar einen Doktor und Zahnarzt. Man kann also sehen, wofür die Studiengebühren hier verwendet werden. Zudem gibt es Bafög hier als sogenannten „Student Loan“, den man vom Staat bekommt und mit dem fast jeder hier seine Studiengebühren zahlt. Zurückzahlen muss man, wenn man über £21,000 Pfund im Jahr verdient.
3. Soziales
Die Uni in England ist weitaus mehr als nur ein „Ort des Lernens“, es ist ein sozialer Ort, weitaus sozialer als meine Heimatuni. Mit Societies (Gruppen, in denen sich Leute mit gleichen Interessen treffen), Sport Clubs und der Brookes Union (die Studentenvereinigung) kann man sich nicht nur sportlich betätigen oder gemeinsam Backen oder Dokumentationen schauen, man lernt auch viele Leute außerhalb seines Studiengangs kennen, die optimalerweise auch gleiche Interessen haben. In Berlin kenne ich die Uni ehr als einen Ort, an dem man sich in seinem Studiengang und dem zugehörigen Studentencafé aufhält, aber nicht wirklich über den „Tellerrand“ hinausschaut.
4. Essen an der Uni
Warum dieser Faktor so weit unten in meiner Liste ist, kann ich mir auch nicht erklären, schließlich ist das Essen am Campus lebensnotwendig. Die TU Berlin hat eine große Mensa, bei der man, wenn man seinen Salat gut stapeln kann, oder jeden Tag Nudeln isst, sehr günstiges, gutes Essen bekommt. Die Cafés, die über den Campus verteilt sind, sind etwas teurer und man bekommt ehr selten warmes Essen, dafür Wiener, Sandwiches und Salate. Wie viele Cafés und Mensen es genau gibt, weiß ich leider nicht. Mein Lieblingscafé ist aber das in der Unibibliothek, das Essen dort ist unabhängig vom Mensa Speiseplan und immer super lecker.
Die Oxford Brookes schlägt meine Heimatuni um den Fakt, dass sie sogar ein eigenes Restaurant und eine Mensa mit Tischservice hat. Essen hier kostet in der Regel mehr, aber die Auswahl ist dafür auch besonders groß. Es gibt sogar ein vegetarisch-veganes Café das keine To-Go-Becher mehr ausgibt. So setzt man sich zum Kaffeetrinken eben auf die Couch und liest ein bisschen in seinen Unterlagen oder unterhält sich mit Freunden. Dickes Plus dafür. Der Kaffee kommt größtenteils von Starbuck’s, mir persönlich ist das lieber, als Automaten-Kaffee an der TU, obwohl sich viele hier über die Qualität der Kaffeebohnen beschweren.
5. Vorlesungen
Anwesenheitsliste, Hausaufgaben, Mitarbeit. Klingt alles ziemlich nach Schule, nicht wahr? Genauso ging es mir in den ersten Wochen an der Brookes. Die Vorlesungen sind relativ klein (wie ich es aus Berlin kenne) aber die Dozenten spricht man hier mit dem Vornamen an und man muss sich per Mail abmelden, wenn man es nicht zur Vorlesung schafft. Was für einige von Nachteil ist, ist, dass die Dozenten einem im Gegenzug dann auch beim Namen nennen und wissen, wen sie bewerten. Auch auf Diskussionen während der Vorlesung wird gesetzt, Fragen können immer gestellt werden – von beiden Seiten. Zudem gibt es ein Modulhandbuch für jeden Kurs mit Literaturverzeichnis, Bewertungskriterien und Abgabeanforderungen. Die Dozenten sind zudem wirklich 24/7 per Mail erreichbar und es kam auch schon vor, dass mein Kommilitone seiner Dozentin auf Facebook geschrieben hat (was ich persönlich dann doch etwas zu viel fand).
An der TU Berlin setzt man dann doch ehr auf das Konzept des Selbst-Lernens. Anwesenheitslisten sind nicht besonders häufig auszufüllen und manchmal hofft man dann doch, dass der Dozent nach der dritten Mail sich innerhalb der nächsten drei Wochen zurückmeldet.
Fazit
Beide Universitäten sind sehr verschieden, was auf das unterschiedliche Bildungssystem zurückzuführen ist. So sehr ich meinen gestapelten Salat in der Uni Mensa an der TU liebe, genauso sehr mag ich es, Mittwochs zur Session des Klettervereins zu gehen. Im Großen und Ganzen kann und will ich mich in diesem Uni-Check nicht für eine Uni entscheiden. Falls ihr jedoch Tendenzen in diesem Beitrag seht, dürft ihr da gerne etwas reininterpretieren.