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Uni in Frankreich alles anders?!

Die Zeit während meines Auslandssemesters vergeht sehr schnell, vor allem wegen des vollen Uniprogramms. Auch wenn ich gehört hatte, dass die Uni in Frankreich anders ist, ist es eine ganz neue Erfahrung, es selbst zu erleben. In meinem Blogbeitrag gehe ich auf die Unterschiede ein, damit du weißt, was dich erwartet!

Du hast bestimmt auch schon mal gehört, dass das französische Unisystem viel verschulter als in Deutschland ist. Aber was bedeutet das eigentlich? Während in Deutschland viel Wert auf Eigenverantwortung und Selbstorganisation gelegt wird, wird einem das hier in Frankreich weniger zugetraut. Ist in Frankreich also alles anders? Nein natürlich nicht, aber die Mentalität unterscheidet sich zum Teil sehr und das kann für uns deutsche Studierende doch etwas gewöhnungsbedürftig sein. Hier gebe ich dir jetzt einen Einblick, was denn alles an französischen Universitäten konkret anders ist.

Workload & Anwesenheit

Im Gegensatz zu Deutschland wird hier sehr viel Wert auf Anwesenheit gelegt; das bedeutet, dass die Teilnahme verpflichtend ist und meistens werden am Anfang alle Namen aufgerufen oder eine Liste durchgegeben. Außerdem ist es hier nicht egal, ob du mitarbeitest oder gerade noch genüsslich dein Frühstück isst und deine Nachrichten checkst. (Das würde ich dir in Frankreich sowieso nicht empfehlen, denn viele Lehrenden sind wirklich streng, was die Handy-Nutzung im Unterricht angeht und ob du essen darfst hängt von den Dozent*innen ab).

Laptop und Kaffee in einem Café
So sahen sehr viele meiner Nachmittage in den letzten Wochen aus: Kaffee und lernen

Referate bis zum Umfallen

Ich weiß nicht warum, aber die Lehrenden hier LIEBEN Referate! Ich musste schon lange nicht mehr so viele Präsentationen vorbereiten. Es ist auch sehr üblich, dass du jede Woche Hausaufgaben auf bekommst und teilweise musst du diese auch abgeben (online oder teilweise noch auf Papier).

Zwischenprüfungen

Studium im Ausland nutzen, um fachentfernt zu studieren!

Ich kann dir nur ans Herz legen, das Auslandssemester zu nutzen, um ein, zwei Kurse zu belegen, die etwas von deinem Kernstudium entfernt sind und für die das Angebot in anderen Ländern aber größer ist. Arabistik ist zum Beispiel in Frankreich und Spanien viel mehr vertreten und das war damals einer der Gründe, warum ich für genau diese Uni in Spanien entschieden habe. Auch jetzt in Frankreich habe ich die Gelegenheit genutzt, einen kostenlosen Arabischkurs auf sehr hohem Niveau belegen zu können. In Deutschland ist dieser Fachbereich nämlich nur sehr wenig vertreten. Also treu dich, etwas Neues auszuprobieren!

Ein ganz wichtiger Punkt, auf den du jeden Fall vorbereitet sein solltest: Zwischenprüfungen. Nach sechs Wochen wirst du hier bereits einige Prüfungen schreiben müssen und diese zählen dann meistens 50 Prozent der Endnote. Es gibt aber auch einige Kurse, in denen sich deine Note aus der sogenannten „contrôle continu“ zusammensetzen wird. Das bedeutet, dass du keine Prüfung zu Semesterende schreibst, sondern sich deine Note aus mehreren erbrachten Abgaben (oder eben Präsentationen) sowie Mitarbeit zusammensetzen wird.

Ich persönlich habe den Workload für einige Kurse als überproportional viel wahrgenommen, da ich zum Beispiel für einen Kurs mehrere Aktivitäten plus Referat, Gruppenarbeit und schriftlicher Abgabe schaffen musste, um dann lächerliche drei ECTS zu bekommen …

Die Zeitplanung

Die Semesterzeiten sind deckungsgleich mit dem französischen Schuljahr und anders als in Deutschland ist hier alles zentralisiert, das heißt das ganze Land hat zur gleichen Zeit Ferien! La rentrée (Beginn des Schuljahrs und des Semesters) sind immer Anfang September. Das sollte dir also bewusst sein, denn es bedeutet, dass du vor deinem Auslandsaufenthalt deutlich kürzere Ferien haben wirst und es kann stressig werden, wenn du davor noch Hausarbeiten abgeben musst. Das solltest du also auf jeden Fall auf dem Schirm haben.

Die Woche Herbstferien habe ich genutzt, um nochmal richtig Sonne in Südfrankreich zu tanken!

Allgemein ist das Semester hier wirklich kurz, denn es sind gerade einmal zwölf Wochen. Es fängt also in der ersten oder zweiten Septemberwoche an und je nach Studiengang, bist du vor Dezember sogar schon mit deinen Prüfungen durch. Eventuell hast du im Januar noch ein paar Prüfungen, aber spätestens Ende Januar bist du fertig! Wenn du also nur ein Semester bleibst, hättest du hier die perfekte Möglichkeit ein längeres Praktikum zu absolvieren.

Workload nicht unterschätzen!

Auch wenn das ECTS System eigentlich dafür da ist, aus dem Ausland erbrachte Leistungen fair umrechnen zu können, kann ich das aus eigener Erfahrung leider nicht bestätigen. Ich hatte insgesamt zwölf Kurse, um auf meine 30 ECTS zu kommen. Die einzelnen Kurse gaben jeweils nur eineinhalb- drei ECTS und im Vergleich zu Deutschland war der Zeitaufwand teilweise wirklich riesig! Das solltest du bei deiner Kurswahl unbedingt beachten!

Wie ist es also in Frankreich zu studieren?

Nachdem ich vor drei Jahren ja bereits ein Auslandssemester in Spanien absolviert habe, kann ich auch hier etwas vergleichen. Generell ähneln sich die zwei Unisysteme sehr und auch in Spanien war ich ziemlich beschäftigt. Der Nachteil von meinem Semester in Frankreich ist eben, dass ich für meinen Doppelmaster zwingend 30 ECTS belegen muss. Deswegen ist der Druck hoch, trotz allen Umstellungen gute Noten zu schreiben. Auch wenn ich es schade finde, dass ich meine Zeit in Frankreich so kurz ist, bin ich ehrlich gesagt auch froh, dass ich nur ein Semester unter diesen Bedingungen absolvieren muss. Da weiß ich die Vorteile aus Deutschland nur noch mehr zu schätzen! Wenn du aber einfach ein Erasmus in Frankreich machst, musst du ja nicht so viele Kurse belegen und wirst mehr Freizeit haben.

schöne bunte Straße in Bordeaux
Zweimal darfst du in der Regel im Kurs fehlen. Das habe ich ausgenutzt, um einen kleinen Kurztrip nach Bordeaux zu machen!

Einmal Ferien und Sonne bitte!

Während des Wintersemesters hast du eine Woche Herbstferien und zwei Wochen Weihnachtsferien. Die Herbstferien bieten sich sehr gut an, um ein paar Tage Sonne in Südfrankreich ohne viele Touristenmassen zu genießen.

Ich hoffe, diese Einblicke haben dir gefallen und helfen dir, gut vorbereitet in deinen Auslandsaufenthalt in Frankreich zu starten. Auch wenn ich hier einige Schwierigkeiten aufgezählt habe, möchte ich dich damit nicht entmutigen. Ich denke nur, es ist wichtig, zu wissen, was auf einen zukommt und die Zeit ist ja begrenzt. Was viel wert ist, sind eben auch die Erfahrungen, die du außerhalb der Kurse machst, indem du in ein neues Leben hier eintauchst.

Bis bald, Valeska

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