14. Juni 2023
Vier Monate habe ich in einem anderen Land studiert, Freunde gefunden und nach frischem Wind und neuen Perspektiven gesucht. Zurück in Deutschland blicke ich zurück: War mein Auslandssemester so, wie ich es mir ausgemalt habe? Wie hat mich die Zeit in Irland weitergebracht? Würde ich mein letztes Studiensemester nochmal im Ausland verbringen wollen? In diesem Text gibt es Antworten.
In mein Auslandssemester bin ich Anfang des Jahres mit einer Handvoll Zielen gestartet. Meine Mission war es frischen Wind und neue Perspektiven zu finden. Ich wollte raus aus meinem deutschen Alltag, Abstand gewinnen, um mich zu orientieren. Weil ich mit meinem Auslandssemester auch mein Masterstudium abgeschlossen habe, schwirrte mir besonders eine Frage ständig im Kopf herum: Wie soll es danach beruflich für mich weitergehen?
Das Leben im Ausland bietet mir die Chance, ein Stück weit aus meiner eigenen Bubble rauszukommen, also neue Menschen und damit auch neue Perspektiven kennenzulernen. Zu guter Letzt durfte ein Ziel nicht fehlen: Spaß haben. Spaß im Auslandssemester bedeutete für mich ganz Irland zu erkunden. So viel zur Ausgangslage, Zeit für die Evaluation.
Ein neues Zuhause: Wohnen in einer internationalen 4er-WG
Raus aus dem deutschen Alltag hieß für mich auch, direkt rein in einen Neuen einzusteigen. Ich habe in einem privat geführten Studierendenwohnheim in einer 4er-WG gewohnt und hatte so automatisch Anschluss. Meine Mitbewohner*innen und ich sind alle unterschiedliche Charaktere, haben uns aber trotzdem sehr lieb gewonnen. Im Studi-Wohnheim zu wohnen, war für mich rückblickend genau die richtige Entscheidung. Mit Mitbewohner*innen aus anderen Nationen, in meinem Fall Finnland und die USA, zusammenzuwohnen, war sehr bereichernd. Meine Mitbewohnerin Ada hat mir gezeigt, wie der erste Mai in Finnland gefeiert wird und sie hat hautnah miterlebt, wie Stoßlüften nach deutschem Vorbild funktioniert. Wohnen im Studi-Wohnheim war gleichzeitig auch die günstigste Alternative. Vor allem die Mietpreise und die Verfügbarkeit von Unterkünften sind ein Problem in Irland, deshalb bin ich froh, etwas gefunden zu haben. Auch wenn meine Wohnsituation im Auslandssemester definitiv ein Downgrade war.
Durchatmen? Fehlanzeige!
Die Suche nach Selbsterkenntnis: Abstand vom deutschen Alltag, um mehr über mich und meine Ziele zu lernen. Ich stecke mittendrin im Übergang vom Studium zum Beruf. Und finde diese Lebensphase manchmal echt nicht einfach. Mein Auslandssemester sollte mir helfen, Klarheit in meine Gedanken zu bringen. Funktioniert hat das leider nicht wie geplant. Ich habe unterschätzt, wie wenig Zeit zum Reflektieren mir mein Auslandssemester gegeben hat. Meine vier Monate in Irland waren stressig. Viel stressiger als gedacht, denn die ersten zwei Monate habe ich sehr viel am Schreibtisch – aka vor dem Laptop in meinem Bett – gesessen und meine Masterarbeit fertig geschrieben. Wenn ihr könnt, verhindert so eine Doppelbelastung. Mit meiner Uni in Deutschland konnte ich regeln, dass ich aufgrund der Masterarbeit weniger Kurse belegen muss. Trotzdem waren meine Kurse in Irland mit mindestens drei Präsenzstunden Uni pro Kurs plus Nachbereitung, Midterm-Abgaben und Co. zeitintensiv. Nahezu jedes Wochenende habe ich dann mit meinen Freund*innen das Land erkundet. Das würde ich jederzeit wieder so machen. Ich habe viel von Irland gesehen. Im Ergebnis bedeutete das für mein Auslandssemester aber auch: Durchatmen? Fehlanzeige.
Nebel im Kopf
Statt der Klarheit, die ich mir erhofft hatte, schwirrt mir noch ganz schön viel Nebel im Kopf herum. Die vielen neuen Eindrücke aus Irland muss ich immer noch verarbeiten. Insgesamt bin ich unglaublich dankbar, dass ich im Auslandssemester so viel erleben konnte. Auch außerhalb meiner Wochenend-Trips. Mit zwei Kursen in Psychologie konnte ich ein für mich neues Fach studieren. Ein Fach, dass mich schon zu Schulzeiten sehr interessiert hat. Diese Möglichkeit war toll und das neu erworbene Wissen bringt mich mit meiner Spezialisierung auf Kinder- und Jugendmedien auch beruflich weiter. Außerdem habe ich jetzt gute Freund*innen aus vielen europäischen Ländern, aus der Ukraine, den Niederlanden, Finnland und auch: aus Irland. Ich hoffe sehr, mit diesem Herzensmenschen in Kontakt zu bleiben und alle irgendwann mal in ihren Heimatländern zu besuchen. Auch wenn die Zeit zum Reflektieren noch fehlt, habe ich auch über mich selbst einige Dinge gelernt. Zum Beispiel, dass ich lieber in einer 2er als in einer 4er-WG wohne, weil ich meine sozialen Batterien so besser aufladen kann. Und auch, dass ich mich sehr schnell an neue Umgebungen und Lebenssituationen anpassen kann, ohne mich selbst dabei zu verlieren. Deshalb ist der Nebel, der immer noch in meinem Kopf rumschwirrt, auch gar nicht mehr so schlimm. Denn: Egal, was kommt, ich weiß, dass ich zurechtkommen werde.
Nochmal?
Würde ich nochmal für mein letztes Studiensemester ins Ausland gehen? Ganz klar, ja! Für mich hat sich bestätigt, dass Auslandsaufenthalte immer eine wertvolle Erfahrung sind, auch wenn nicht alles so läuft wie geplant. Zwischendrin habe ich mal gezweifelt, ob ein anderes Land nicht spannender für mich gewesen wäre. Die irische Kultur, ihren Pubs, der irischen Sprache, Musik und Tanz und Geschichten über Feen und Götter ist es wert, sie für ein halbes Jahr zu erkunden. Und weitaus spannender, als ich es mir zuvor ausgemalt habe. Ich bin deshalb froh, mich für ein Semester in Irland entschieden zu haben und werde der grünen Insel bestimmt bald nochmal einen Besuch abstatten.
Ich hoffe, mein Blog hilft der ein oder anderen Person da draußen, sich für ein Semester im Ausland zu entscheiden. Es lohnt sich!
PS: Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich schon mittendrin im nächsten Abenteuer: Meinem Praktikum im ARD-Auslandsstudio Singapur. Auch dazu gibt es hier bald einen Blog, schaut gern rein, wenn ihr mögt.
Danke fürs Lesen, bis bald!