1. November 2021
Nach anderthalb Jahren Zoom-Unterricht endlich wieder in Präsenz studieren! Was ich in dem ersten Monat über die Art und Weise hier zu studieren gelernt habe und wie sich der Unterricht in Deutschland und Israel unterscheidet, erfahrt ihr hier:
1. Dozierende stellen sich mit ihrem Vornamen vor
Bis auf einen einzigen Kurs haben sich alle Professor:innen mit ihrem Vornamen vorgestellt. Das ist wirklich ungewohnt für mich, auch wenn die englische Sprache zumindest das Siezen erspart. Mein genereller Eindruck ist, dass die Beziehung zwischen Professor:innen und Studierenden dadurch persönlicher ist. Der Dozent in meinem Understanding the Climate Crisis Kurs zum Beispiel betont sehr oft, dass er (das ist natürlich auch durch die Aktualität des Themas begründet) auch von uns lernen möchte.
2. Lesen, Lesen, Lesen
Ein großer Unterschied zu meinem Uni-Alltag in Berlin: ich habe vorher noch nie so viel gelesen. In jedem Fach kriegen wir jede Woche Texte, welche entweder Bestandteil des Vorlesungsinhalts sind oder eine Ergänzung. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Der hohe Leseanteil liegt sicherlich auch daran, dass ich fast ausschließlich Kurse aus dem Humanities Fachbereich gewählt habe, während mein Studium in Deutschland naturwissenschaftlich ist. Zum Glück sind die meisten Texte sehr spannend. Und trotz des hohen Zeitaufwands macht es Spaß sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.
3. Die Benotung
In Deutschland sind die Prüfungsformate meistens Klausuren, Testate und Präsentationen. Ab und zu musste ich auch Hausaufgaben machen. Diese wurden aber meistens nicht benotet oder wenn, dann nur die letzte Abgabe.
Hier ist es ganz anders: Zwar habe ich in meinen Fächern die sogenannten „Final Exams“ in Form einer Klausur oder einer Hausarbeit, es gibt aber auch fast überall ein „Mid Term“, also eine Prüfung in der Mitte des Semesters. Und was mich am meisten überrascht: die Beteiligung in dem Unterricht geht bis zu 30 % in die Endnote mit ein. Und das merkt man auch an der Menge der Redebeiträge im Kurs!
4. Der sehr grüne Campus
Der Campus im Norden Tel Avivs ist mit dem Bus circa eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt. Dafür lohnt sich aber die Fahrt hierher! Zwischen Palmen und sehr vielen Grünflächen, aber auch einigen Cafés, verbringe ich hier meine Pausen. An der Technischen Universität Berlin gibt es zwar auch eine schöne Grünfläche, das ist aber schwer zu vergleichen.
5. Die Preise
Das ist ein Punkt, den ich an die TU Berlin vergebe: die Preise in der Mensa oder auch den Studierenden-Cafés. Hier gibt es zwar auch gute Cafés und sogar einen Hummus-Laden auf dem Campus. Günstig ist es dennoch nicht. Für den günstigsten Kaffee zahle ich hier umgerechnet etwas mehr als zwei Euro. Und das günstigste Essen, was ich gefunden habe, war ein Sandwich für vier Euro. Für einen Salat oder eine warme Mahlzeit steigen die Preise sofort. Deshalb versuche ich meistens mein eigenes Essen mitzunehmen.
Ihr seht also: Das Studium unterscheidet sich von der Art in Deutschland. Nach einem Monat, habe ich für mich noch keine abschließende Meinung gebildet, welche Herangehensweise ich besser finde. Da der Punkt für den Campus an Tel Aviv geht und die studierendenfreundlichen Preise an die TU Berlin gehen, bleibt es für mich bei einem Unentschieden.