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Von Wolkenwäldern und Walfluken Teil 2


Nachdem es im letzten Beitrag ja in Richtung Nordwesten in die Berge und in die Nebelregenwälder ging, steht heute die entgegengesetzte Richtung an: Ab in den Süden des Landes, an die Pazifikküste und in den Nationalpark Marino Ballena, und zwar gemeinsam mit meinen Mitbewohnis!

Mein Coliving-Space hatte für einige von uns einen gemeinsamen Trip organisiert (einer der vielen Vorteile, viel mit Locals zusammen zu machen) und so stieg ich am Samstag morgen mit acht meiner Mitbewohnis ins Auto. Wir machten uns auf den Weg in Richtung Uvita. So heißt ein kleines Dörfchen, das direkt am Nationalpark Marino Ballena liegt. Dieser erstreckt sich über mehr als 100 Hektar Land, aber vor allem über 5.000 Hektar Wasser, und ist bekannt für die Buckelwale, die hier von August bis November in Richtung Alaska und von Dezember bis April in Richtung Antarktis entlangziehen.

Kartenausschnitt von Costa Rica
Zur Übersicht hier einmal die Strecke von San José nach Uvita. Wir sind allerdings anders gefahren, und zwar durch die Berge, etwas weiter nördlich. (Karte: OpenStreetMap)

Eine Lektion in Sachen „Pura Vida!“

Doch bevor wir losfuhren, bekam ich noch eine (unfreiwillige) Lektion in Sachen costaricanisches Zeitmanagement: Geplant war unsere Abfahrt um 7 Uhr, dementsprechend war ich früh aufgestanden, meine Sachen gepackt, eine Kleinigkeit gefrühstückt und stand um 06:50 Uhr abfahrtbereit im Flur. Damit war ich allerdings leider die Einzige, denn der Rest war noch wahlweise am Kaffee trinken, frühstücken, Sachen packen oder zum Teil noch nicht mal aufgestanden. Pastor, der das Ganze hauptsächlich organisiert hatte, war davon allerdings nicht aus der Ruhe zu bringen, und nutzte die Zeit, um seinerseits noch wichtige Vorbereitungen zu erledigen.

Als um 7:30 Uhr die ersten fertig mit Frühstück waren, und langsam Schwung in die Sache kam, hatte ich kurz erneut Hoffnung auf eine halbwegs pünktliche Abreise, doch dann gab es ein weiteres, unglaublich drängendes Problem: Es gab noch nicht genug Thermoskannen voller Kaffee für die Fahrt! Also, zurück in die Küche und weitere zwei Liter starken costaricanischen Kaffee aufsetzen. Auf meine Nachfrage, ob wir nicht schon völlig hinter dem Zeitplan wären, erwiderte Pastor nur: Zeitplan? Ach, das war ja nur ungefähr – pura vida!

Ein erster Zwischenstopp und die lang ersehnte Abkühlung

Trotz allen Widrigkeiten erreichten wir irgendwann nachmittags nach einer langen Autofahrt durch die Berge unseren ersten Zwischenstopp, die Cataratas Nauyaca. Der Weg dorthin war keine richtige Straße mehr, sondern eher eine sehr schlammige und sehr steile Buckelpiste, weshalb ich plötzlich sehr froh war, in einem 4×4-Jeep zu sitzen. Pastor bemerkte trotzdem meinen skeptischen Blick, und meinte wieder: „Ahh, pura vida!“ Doch endlich unten angekommen, konnte man die Wasserfälle schon von weitem hören, und nach einer kurzen Wanderung konnten wir alle ins kühle Nass springen. Dabei musste man allerdings sehr vorsichtig sein, denn die Steine waren sehr scharfkantig und die Strömung extrem reißend. Ein wenig den Fluss runter war es deutlich sicherer, und dort machten wir erstmal eine Pause.

Weiter ging es nach Uvita selbst, wo wir mittlerweile im Dunkeln unsere Zimmer bezogen und ein entspanntes Abendessen mit frischem Ceviche, einem für die Küste typischen Gericht aus rohem Fisch in Limettensaft, genossen. Das wird, glaube ich, eines meiner Lieblingsessen hier! Grade in Kombination mit Koriander ist es bei der Hitze hier genau das richtige.

Eine Schüssel mit Fischstücken in einer milchigen Soße mit Ananasstücken obendrauf, serviert mit Tortillachips.
Ceviche – mein neues Lieblingsgericht. Hier besonders raffiniert mit Kokosnussmilch, Ananas und frittierten Tortillas!

Ein morgendlicher Ausflug

Spannend wurde es am nächsten Morgen: Ich hatte mich mit Kat aus Michigan für einen frühen Spaziergang zum Strand verabredet, und vor dem Frühstück gingen wir los, um noch das schöne Morgenlicht einfangen zu können. Und das lohnte sich! In Costa Rica ist die bei Fotographen beliebte „goldene“ Stunde, also die Zeit vor Sonnenuntergang und nach Sonnenaufgang, in der das Licht besonders weich ist, sehr kurz, da die Sonne einfach viel schneller viel höher steht als in europäischen Breiten. Daher heißt es, schnell sein!

Den Rest des Tages verbrachten wir am Strand des Nationalparks, und während ein Teil der Gruppe auf Whale-Watching-Tour ging, nutzte ich die Zeit, um ein paar Luftaufnahmen von der Küstenlinie zu machen. Diese bildet nämlich bei Ebbe eine interessante Form, die entfernt an eine Walflosse erinnern soll. Mit dabei im Auslandssemester ist nämlich eine kleine Kameradrohne, die ich hier das erste Mal austestete.

Schnell wurde es am Strand jedoch so unglaublich heiß, dass wir uns in die schattigen Randgebiete zurückzogen, wo in regelmäßigen Abständen Schilder vor Krokodilen warnen. Uns ist jedoch zum Glück keins begegnet!

Nahaufnahme eines Leguans, der auf einem Ast sitzt und in die Kamera schaut.
Dieser Leguan war das Krokodilähnlichste, was mir begegnet ist!

Der letzte Tag

Am nächsten Tag liefen wir im Nationalpark den Strand entlang in die entgegengesetzte Richtung und konnten uns so einen etwas ruhigeren Platz suchen, von dem aus man gut ins Wasser gehen konnte. Der Pazifik ist hier für seine starken Wellen bekannt, deren Unterströmung („riptide“) einem sehr schnell die Beine wegreißen kann, wenn man nicht aufpasst. Daher: Nicht alleine ins Wasser gehen, aufeinander Acht geben, und, sollte die Riptide einen erfassen, nicht dagegen anschwimmen, sondern parallel zur Küste. Irgendwann trägt einen die Strömung von ganz alleine an den Strand. Gegen die Strömung anzuschwimmen schafft man sowieso nicht.

Abends ging es dann noch in eine kleine Bar. Die haben in Costa Rica nämlich noch auf, wenn auch in den meisten Fällen aufgrund von Corona nur bis 22 Uhr. Ganz so genau nahm es unser Wirt dann allerdings nicht, und so konnten wir noch etwas länger verschiedene (Trink-)Spiele aus unseren Heimatländern ausprobieren. Nach zwei Runden einer costaricanischen Version von Rummikub war mir das dann auch irgendwann genug …

Das Wochenende (fast) nur mit Spanisch-Muttersprachlern zu verbringen, war außerdem eine gute Gelegenheit, weiter an meinem Hörverstehen zu arbeiten, was mir überraschenderweise gar nicht so schwerfällt! Viele Vokabeln sind mit etwas Nachdenken aus dem Französischen, Englischen oder auch Deutschen herzuleiten, und so gelang es mir eigentlich immer, zumindest das Thema der Konversation, wenn nicht sogar auch einzelne Aussagen gut zu verstehen. An dem Sprechen arbeite ich aber noch.

Die nächste Woche werde ich dementsprechend weiter mit meinen Spanisch-Lektionen verbringen, und auch schon mit inhaltlicher Vorbereitung auf meine Uni-Kurse. Aber: Der nächste Wochenendtrip ist schon geplant, und ich werde mich auf eine etwas entspanntere Zeitplanung einstellen …

Kommentare
  1. christophbube

    19. September 2021

    kann ich das eine Wasserfall-Foto als Poster bestellen? LG Papa

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