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Mit dem Van in die neue Heimat


Mit dem selbstausgebauten Camper in die neue Heimat zu fahren, bringt viele Vorteile mit sich. Zum einen muss man sich keine Sorgen machen, ob der Koffer zu viel Gewicht hat und ganz nebenbei kann man noch wunderschöne neue Orte entdecken.

Vier Wochen bevor die Uni in Lissabon losging, fuhren mein Freund und ich los. Eine genaue Route haben wir uns zuvor nicht überlegt, wir wussten, wir wollten nach Lyon und an die französische Westküste, das war’s aber auch schon mit der Planung.

Unser erster Halt war bei meiner Schwester in der Schweiz. Noch einmal eine dicke Umarmung abholen inklusive Brotzeit für unterwegs. Vorbei an Weinbergen kamen wir nach Epesses am Genfer See. Wir gaben die letzten Schweizer Franken aus, um eine Kleinigkeit in einem Restaurant direkt am Wasser zu essen. Worauf wir hier nicht vorbereitet waren: Wir waren in der französischen Schweiz angekommen, mit unserem Deutsch kamen wir hier nicht weit. Mit stotterndem Französisch und viel Nicken bestellten wir.

Eigentlich bietet sich der Genfer See zum schwimmen an, aber da wir noch vor der Dunkelheit in Frankreich ankommen wollten, spazierten wir nur einmal an der Promenade entlang und fuhren dann weiter.

Gegen Abend kamen wir nach Jons, einem kleinem Ort 30 Kilometer vor Lyon. Unser erster Platz für die Nacht war kein Traumplatz, aber okay. Wie es sich für ein erstes richtiges Camper-Gourmet-Abendessen gehört, gab es Spagetti alla Pesto Verde mit einem Getränk aus der Heimat.

Abstecher nach Lyon 

Aus dem frühen Aufstehen wurde nichts und weil wir es auch überhaupt nicht eilig mit abwaschen und losfahren hatten, kamen wir erst am frühen Mittag in Lyon an. Ich wusste nur, dass Lyon als eine der größten Städte Frankreichs zählt, mehr aber auch nicht. Deshalb suchte ich auf der Fahrt erstmal nach möglichen Sehenswürdigkeiten. 

Dank meines nicht besonders gut ausgeprägten Navigationssinns führte ich uns erstmal zu dem kleineren Amphitheater, das auch beeindruckend ist, aber nur halb so groß. Da die beiden Theater aber nicht weit voneinander entfernt sind, fanden wir dann ziemlich schnell unser eigentliches Ziel. Danach ging es durch den Parc des Hauteurs auf die Spitze des Fourvière-Hügels und dann den ganzen Weg wieder bergab, durch die kleinen Gassen und die unzähligen Stufen hinab. Wir fanden ein kleines Restaurant, spazierten bei Sonnenuntergang am Fluss entlang zurück zu unserem Bus. 

Das falsche Sarlat

Es war schon fast Mitternacht, als wir an unserem Schlafplatz ankamen: Einem kleinen See in der französischen Stadt Feurs. Am nächsten Morgen probierte mein Freund Gianni das erste mal unsere Outdoor-Dusche aus. Der See entpuppte sich nämlich eher als Tümpel, der ein Paradies für Frösche und andere Tiere war, aber nicht zum schwimmen einlud. 

Nach einem sehr entspannten Vormittag wollten wir mittags nach Sarlat fahren, einer französischen Mittelalterstadt. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass mein Navigationssinn kaum bis gar nicht vorhanden ist, so kam es wie es kommen musste und nach zwei Stunden Autofahrt kamen wir dann in Sarlat an. Sarlat bestand aus fünf kleinen Steinhäusern und vielen Kuhweiden. Upsi.

Wir mussten dann noch fast drei Stunden weiter fahren, um ins richtige Sarlat zu kommen. Immerhin war die Strecke wunderschön. Die kurvigen Straßen durch die französische Region Auvergne-Rhone-Alpes boten einen tollen Ausblick auf die Landschaft. Abends suchten wir uns einen Schlafplatz an einem Fluss. Der Sonnenuntergang tauchte das ganze Tal in goldenes Licht und kurz bevor die Sonne ganz hinter den Bäumen verschwand sprangen wir noch in das frische Wasser. 

Sarlat-la-Canéda – die Mittelalterstadt 

Am liebsten wäre ich hier am Fluss noch länger geblieben. Mit Blick aufs Wasser machte ich erstmal ein wenig Yoga. Zum Abschluss gingen wir schwimmen. Einen schöneren Morgen kann ich mir gar nicht vorstellen. Nach dem Frühstück ging es in das richtige Sarlat-la-Canéda. Eine Mittelalterstadt die anscheinend nur den französischen Touristen bekannt ist. Kopfstein gepflasterte Gassen schlängeln sich durch die sandsteinfarbenen Gebäude. An manchen Häusern steht noch eine alte Ritterrüstung und an jeder Ecke gibt es ein kleines Atelier mit anderen Schätzen.

Am Nachmittag setzen wir uns in den von der Mittagshitze aufgeheizten Bus und machten uns auf den Weg an die Westküste. Nach drei Stunden Autofahrt veränderte sich langsam die Luft, sie wurde salziger und roch nach Pinien. So riecht Urlaub für mich. Es dauerte ein wenig bis wir einen geeigneten Platz zum schlafen fanden. Am liebsten wollten wir mit Blick aufs Meer aufwachen, am Ende parkten wir in einem kleinen Waldplatz, zehn Minuten zu Fuß vom Strand entfernt. Dafür gab es hier auch einen Picknicktisch und Bänke, was sich ein wenig wie Luxus anfühlte. Zu müde zum kochen suchten wir nach einem Restaurant, leider haben wir überhaupt nicht daran gedacht, dass um 22 Uhr die Küche schließt. Großen Dank hier an den Kellner, der uns mit Salat, Käseplatte, ganz viel Baguette und einem kleinen Glas Rotwein den Abend rettete. 

Sonnenuntergang am Plage du Grand Crohot

Der letzte Tag vor der langen Fahrt über Spanien nach Portugal und der erste Tag, an dem wir an einem Ort länger als nur eine Nacht blieben. Wir verbrachten den ganzen Tag am Strand. Jegliches Zeitgefühl in der Sonne verloren, gingen wir irgendwann zurück zum Bus, kochten noch ein letztes mal mit unserem lieb gewonnen Campingkocher und machten uns kurz vor Sonnenuntergang mit Käse, Baguette, Weintrauben und einer Flasche Rotwein auf zum Strand. Wir saßen am Fuß der Düne, blickten auf das glitzernde Wasser und beobachteten wie die Sonne langsam immer tiefer sank. 

Unsere Reise durch Frankreich war zu Ende. Morgens in der Früh werden wir unsere Sachen packen und die zwölfstündige Fahrt nach Lissabon antreten. Als die Sonne untergegangen war und der Mond uns den Weg durch die Dünen zurück zeigte, summte ich in meinem Kopf das Lied „Alte Seele“ von Lemo: „Vor uns ’ne große Zukunft, hinter uns das Meer“.

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