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Vegan in Mexiko Geht das überhaupt?


Wenn ich MexikanerInnen erzähle, dass ich mich vegan ernähre, schaut die Mehrheit erstmal verdutzt und will mir ein paar Tacos al Pastor andrehen. Ob und wie es trotzdem klappen kann, erfahrt ihr hier.

Die „typisch mexikanische“ Küche

Was mir als Erstes in den Sinn kam, wenn mir jemand von mexikanischer Küche erzählt hat, waren Tacos, Chilli con Carne und Burritos. Bis auf Tacos sind die beiden anderen Gerichte eher Texmex-Küche und ich selber habe diese in meinem halben Jahr bisher in Mexiko noch nicht einmal gesehen. In Wahrheit ist die Küche hier aber unglaublich vielfältig, auch wenn die Basis von fast jedem Gericht Tortillas sind. Diese kann dann mit unterschiedlichsten Fleisch-, Fisch- und Gemüsesorten kombiniert werden, dazu ein bisschen extrem scharfe Soße und fertig ist ein „typisch mexikanisches“ Gericht. Was jedoch wahr bleibt, ist, dass die Küche sehr fleischlastig ist. Für viele MexikanerInnen, die ich bisher in Mexiko kennenlernen durfte, gehören Fleisch oder zumindest Käse zu einer gescheiten Mahlzeit dazu. Das hat mich nicht verwundert, was mir aber positiv aufgefallen ist, ist die reiche Vielfalt an unterschiedlichen Gemüse- und Obstsorten, die ich so in bisher noch keinem anderen Land vorgefunden hatte.

In Mexiko-Stadt

In meiner neuen Heimat Mexiko-Stadt ist es für mich überhaupt nicht schwer, auf tierische Produkte zu verzichten. Einerseits gibt es viele vegane Streetfood-Stände und Restaurants, vor allem in den Vierteln Roma und Condesa, andererseits habe ich auch genügend Zeit, auf den unzähligen Märkten einzukaufen und zuhause selber vegan zu kochen. Soja-, Hafer- oder Mandelmilch gibt es entweder im Supermarkt oder in vielen kleinen Veggie-Läden. Was ich vor Kurzem für mich entdeckt habe, ist die Facebook-Gruppe Veganos CDMX, in der Infos und Rezeptideen geteilt werden, aber auch teilweise Privatpersonen zu finden sind, die zuhause vegane Schnitzel auf Haferbasis herstellen und sie für günstiges Geld verkaufen. Ich habe dort einmal bestellt, für mich war nur ein bisschen skurril, dass mir das in einer Metro-Station übergeben wurde; aber Hauptsache ist, dass es schmeckt!

Tacos de Canasta auf einem orangenen Plastikteller mit Avocado-Soße.
Tacos de Canasta sind Studentennahrung Nummer 1 in Mexiko-Stadt: Vor allem in Uninähe findet man die charakteristischen blauen Körbe, die auf Fahrrädern transportiert werden. Für Veganer gibt es hier immer die Option mit Bohnen. ¡Qué rico!

In meiner Mittagspause gehe ich zum Streetfood-Stand meines Vertrauens und dort weiß bereits jeder Bescheid, dass ich meine Quesadilla ohne Käse möchte, was in Mexiko-Stadt nicht unüblich ist, von vielen Bundesstaaten Mexikos aber belächelt wird. Naja, mir soll es recht sein, so ist es für mich leichter, meine vegane Ernährung durchzuziehen. Wenn ich allerdings auch noch darauf achten würde, dass mein Essen nicht auf der gleichen Herdplatte zubereitet wird, auf der auch Fleisch und Käse gebraten wird, fiele es mir wesentlich schwerer, mich vegan zu ernähren.

Auf Reisen

Außerhalb der Grenzen der hippen Stadtviertel Mexiko-Stadts kann es tatsächlich schwierig werden, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Was mir auf meinen bisherigen Ausflügen aufgefallen ist, ist, dass jeder Bundesstaat eine eigene (Ess-)Kultur und eine einzigartige Küche hat. Die Gemeinsamkeit ist allerdings, dass eigentlich immer irgendwo tierische Produkte mit dabei sind, seien es Meeresfrüchte in Veracruz oder Rind und Hähnchen in Oaxaca. Vor allem in Großstädten, aber auch an der Küste von Oaxaca, die ein Surferparadies ist, fiel es mir nicht schwer, meine vegane Ernährung durchzuziehen, auch wenn ich zugeben muss, dass es auf jeden Fall mehr Aufwand darstellt, sich vegan zu ernähren.

Student mit Brille zeigt Daumen hoch
Daumen hoch für die vegane Szene in Mexiko, die größer und besser ist, als ich es zuvor erwartet habe.

Fazit

Alles in allem ist es um einiges einfacher, sich in Mexiko vegan zu ernähren, als ich es vor meiner Ankunft hier angenommen habe. Die Szene ist doch relativ groß und es gibt meistens eine breite Auswahl an veganen Gerichten. Schwierig ist es allerdings, wenn ich die Hauptstadt verlasse, mit einer großen Gruppe essen gehe und wenn man zum Essen eingeladen wird. Vor allem beim letzten Punkt würde ich vorschlagen, zu schauen, wie ihr euch am wohlsten fühlt. Die meisten MexikanerInnen, die ich bisher hier getroffen habe, sind allerdings extrem offen und interessieren sich ungemein dafür, warum ich mich so ernähre und treten gerne in den Dialog mit mir. Vor allem in Mexiko-Stadt ist es auch nicht teuer, sich vegan zu ernähren, dank der vielen günstigen Obst- und Gemüsemärkte.

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