21. Juni 2020
Ende Februar, gerade angekommen in Wien, warnte mich mein Mitbewohner Christopher, ich würde es hier schwer haben als Veganerin. Warum er damit gewaltig falschlag, erfährst du in diesem Beitrag.
Kurz nach meinem Einzug, als ich mich durch drei verschiedene Sorten Hafermilch im Kühlschrank und ein Kilo Sojageschnetzeltes im Küchenschrank unweigerlich als Veganerin outete, erzählte mir Christopher begeistert, dass er sich zumindest gerne vegetarisch ernähren würde. Damit wolle er aber erst anfangen, wenn er wieder zuhause in New York sei. In Wien sei das einfach nicht machbar, die österreichische Küche viel zu fleischlastig. Ziemlich ernüchternder Start für mich als Food-Liebhaberin.
Ich liebe es, neue Cafés und Restaurants zu entdecken, durch unbekannte Supermärkte zu schlendern und neue Produkte zu probieren, die ich von zuhause nicht kenne. Während andere Stunden in Klamottenläden zubringen können, verbringe ich meine Samstagnachmittage liebend gern damit, durch die Gänge von Bioläden und Reformhäusern zu stöbern. Wo wir schon beim ersten Thema wären:
Vegan Einkaufen in Wien
Genauso wie in Deutschland bieten auch die großen Supermarktketten in Österreich eine Vielzahl veganer Produkte an. Ich habe dort alles bekommen, was das Veganer-Herz begehrt. Von pflanzlichen Milch- und Joghurtalternativen über Hummus, Falafeln und Tofu bis hin zu veganen Keksen und Eis findest du dort alles, was du auch aus Deutschland kennst. Dabei ist manches minimal teurer als bei uns, was aber nicht nur bei pflanzlichen Produkten, sondern allgemein bei Lebensmitteln und Drogerieartikeln in Österreich der Fall ist. Zu meinem Glück gibt es in Wien neben einer auch aus Deutschland bekannten Biomarkt-Kette außerdem viele kleine Reformhäuser und Unverpacktläden, die oft auch frische Speisen vor Ort oder zum Mitnehmen anbieten. Dazu zählen zum Beispiel Elmira, ein (Unverpackt-) Bioladen und veganes Bistro, sowie MaranVEGAN, ein veganer Supermarkt und ebenfalls veganes Bistro.
Vegan Kaffee trinken in Wien
Wien ist bekannt für seine Kaffeehaus-Kultur. Zu den wohl berühmtesten Wiener Kaffeehäusern gehören das Café Landtmann, Café Sperl und das Café Central, wo Sigmund Freud, der Architekt Adolf Loos und viele weitere namhafte Persönlichkeiten zu den Stammgästen gezählt haben sollen. Kaffee und Tee sind sicher auch hier vegan (insofern als dass du ihn schwarz bestellst – pflanzliche Milchalternativen suchst du hier auf der Karte leider vergebens). Das klassische Wiener Schnitzerl, die herzhafte Gulaschsuppe, der pflaumige Kaiserschmarrn oder gar die schokoladige Sachertorte werden hier aber traditionell und damit alles andere als vegan serviert. Was ja auch vollkommen in Ordnung ist. Schließlich gehören die klassischen Kaffeehäuser genauso zu Wien wie die Fiaker auf den Straßen.
Nun bin ich aber Veganerin und wollte trotzdem einen typisch österreichischen Kaiserschmarrn kosten. Für mein Semester in Wien hatte ich mir schließlich vorgenommen, eine vegane Version der klassisch österreichischen Spezialitäten zu probieren.
simply raw bakery – ein roh veganes und mein liebstes Café in Wien
Fündig wurde ich schnell bei der „simply raw bakery“. Einem roh veganen Café mitten in Wien, das auch Sachertorte und Erdbeerknödel (in Analogie zu den klassisch österreichischen Marillenknödeln) anbietet. Etwas kostspielig (mein geliebter Chai Latte kostet zum Beispiel 5,50 €) aber jeden Cent wert. Hier schlürft man seinen Kaffee schließlich nicht jeden Tag – auch wenn ich nichts dagegen hätte. Denn genauso wie der Kuchen ist auch das Ambiente zum Verlieben. So wurde das „simply raw“ schnell zu meinem Lieblingscafé in Wien.
Veganista – Pionierinnen der Wiener Eiswelt
Zwar kein Café im engeren Sinne aber definitiv ein Eis wert! Die Schwestern Susanna und Cecilia – Gründerinnen der Veganista Eisdielen, von denen es mittlerweile 11 Filialen in Wien gibt – kreieren mit Abstand das beste Eis, was ich jemals gegessen habe. Ausschließlich pflanzlich und jeden Tag frisch. Mit extravaganten Sorten wie Crumbledore, Cashew-Cheesecake und Cherry Cherry Lady, Zimtschnecken-Burgern (frische Zimtschnecken befüllt mit deinem Lieblingseis, getoppt mit selbstgemachten Saucen, Keksen und Nüssen) und Inbetweenern (eine Eiskugel zwischen zwei Keksen mit verschiedenen Soßen und Toppings) sorgt Veganista für Geschmacksexplosionen, die mir so bisher noch unbekannt waren.
Grains– klein aber fein
Ein kleines aber feines veganes Café in der Nähe des Naschmarkts. Hier bekommst du ein warmes, wohltuendes Frühstück, ein nahrhaftes Mittagessen, selbst gebackenen Kuchen und Energie-Happen für Zwischendurch. Im Grains habe ich mir einmal eine unglaublich gute Orangen-Thaicurry Suppe geholt, die ich über die App Too Good To Go bestellt hatte. Die App setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein und ich kann sie nur wärmstens empfehlen. Sie funktioniert folgendermaßen: Viele gastronomische Betriebe haben regelmäßig überschüssiges Essen, denn Überproduktionen lassen sich oft nicht vermeiden, sei es beim Bäcker, Mittagsbuffet oder im Supermarkt. Dieses leckere aber unverkaufte Essen kann in deiner „Wundertüte“ landen, die du über die App bestellst und dann in dem entsprechenden Café, Restaurant oder Supermarkt abholst. So entsteht eine Win-Win-Win-Situation: Leckeres Essen zum reduzierten Preis für dich, weniger Verschwendung für die Betriebe und Ressourcenschonung für die Umwelt!
ausnahmsweise – glutenfrei, vegan, unwiderstehlich
Ein süßes kleines Café für vegane, glutenfreie Kuchen. Hier findest du alles was das Kuchenherz begehrt für den kleinen sowie eine wechselnde Wochenkarte für den großen Hunger.
Karma food – what goes around comes around
Karma food gibt es gleich viermal in Wien. Hier findest du frisches, gesundes und täglich wechselndes Karma food: Currys, Suppen, Salate, kreative Bowls sowie Süßes und den obligatorischen Karma Coffee. Fast alles vegetarisch, vieles vegan.
Vegan Essen in Wien
Vegan (Mittag-) Essen kannst du in den oben genannten Cafés natürlich auch. Allerdings schließen diese gegen Nachmittag. Wenn du gerne am Abend Essengehen möchtest, kann ich dir die folgenden Restaurants empfehlen. Spoiler: Ein veganes Wiener Schnitzel findest du dort leider nicht – und meines Wissens auch sonst nirgendwo in Wien. Dafür aber in meinem Blogbeitrag Veganes Wiener Schnitzel made in Berlin, in dem ich dir zeige, wie du ein Kohlrabi-Schnitzel ganz einfach zuhause selber machen kannst.
NENI am Naschmarkt – der beste Hummus der Stadt
Das NENI, das es inzwischen nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, der Schweiz, Spanien, Frankreich und den Niederlanden gibt, hat seinen Ursprung am Wiener Naschmarkt. Und ist dort architektonisch und geschmacklich eines der Highlights. Im NENI gibt’s hippe israelische Küche vom NENI Klassiker, dem hausgemachten Hummus mit Pita Brot, Falafeln, karamellisierten Auberginen über knuspriges Hähnchen in Mandelkruste bis hin zum Tomaten-Makrelen-Salat mit Granatapfel – und alles zum Teilen. Hier kommen sowohl Veganer, Vegetarier als auch Fleisch- und Fischliebhaber auf ihre Kosten.
Gemeinsam mit ihren Söhnen (Nuriel, Elior, Ilan und Nadiv – fällt dir etwas auf? Richtig, ihre Anfangsbuchstaben ergeben NENI) hat Chefin Haya Molcho das NENI in Wien eröffnet. Zudem ist sie Autorin verschiedener Kochbücher, gibt Kochkurse und bringt die kulinarischen NENI Klassiker in ausgewählte Supermärkte. Bei SPAR Österreich findest du zum Beispiel den Original NENI Hummus und die Falafeln. Am Naschmarkt in der Sonne und zu einer hausgemachten NENI Limonana (eine israelische Minz-Limonade) schmecken sie trotzdem besser – finde ich zumindest.
the LaLa – very, very tasty plants
Bevor du dir dein Eis bei Veganista schmecken lässt, solltest du vorher unbedingt deine Geschmacksknospen mit ein paar very, very tasty plants im vom L.A. Lifestyle inspirierten The LaLa einstimmen. Hier gibt’s von warm bis kalt, süß bis herzhaft – alles, was Veganer-Herzen höher schlagen lässt. Zum Beispiel einen Kale-ifornia Salat, eine Hollywood Hills Bowl oder einen Goldie Haferflockenporridge. Die LaLa Signature Dishes sind ein unglaublich gutes veganes Mac’n’Cheese und fluffige Pancakes mit Erdbeeren, Heidelbeeren und Ahornsirup, die es nur am Wochenende gibt.
Space Burger – galaktisch gut
Fast Food Fans aufgehorcht: Burger und Pommes gibt’s nicht nur in vegan, sondern auch in Farbe. Die bunten Burger Buns und Space Hot Dogs werden mit natürlichen Lebensmitteln wie Roter Beete, gelbem Kurkuma, schwarzer Aktivkohle, Matcha-Grünteepulver oder blauer Spirulina-Alge eingefärbt. Als Beilage kannst du zwischen normalen, Süßkartoffel- oder galaktischen Avocado-Pommes sowie knusprigen Zwiebelringen wählen. Als Desserts gibt’s – natürlich – Space Donuts.
PLAIN Vienna – aber nicht langweilig: Soul Food mitten in Wien
Für „plain“ gibt es viele Übersetzungen: einfach, simpel, klar, offensichtlich, schlicht, ehrlich, evident, leichtverständlich. Das alles ist die Philosophie des PLAIN im 9. Wiener Bezirk Alsergrund. Dort findest du vom Frühstück bis zum Abendessen unter anderem eine große Auswahl an veganen Gerichten, die – wie im Falle des Beyond Burgers – sogar Fleischliebhaber überzeugen. Bowls, Bagels, Suppen, hausgemachte Limonaden und süße Leckereien lassen keine Wünsche offen.
VERO – Bio Pizzeria
Bei VERO gibt es klassisch italienische Pizza und Pasta – immer bio und auf Wunsch vegan und glutenfrei. Die Pizza wird wahlweise aus Dinkel-(Vollkorn-)Sauerteig oder glutenfreiem Buchweizen-Sauerteig gebacken. Die Speisekarte umfasst viele vegane Gerichte und hausgemachten veganen Pizzakäse.
Roh vegane Küche lernen in Wien
Während meines ersten Auslandssemesters in Madrid hatte ich an einem veganen Kochkurs in meinem Lieblingscafé Bunny’s Deli teilgenommen. Obwohl ich schon seit vier Jahren vegan lebe, bin ich immer offen für neue Inspirationen. So wollte ich eine vegane Version der klassisch österreichischen Spezialitäten nicht nur probieren, sondern auch selbst zubereiten lernen.
In der simply raw bakery habe ich mich nach Kochkursen erkundigt, wo mir schließlich Michaela Russmann, die Gründerin von ROHGENUSS, empfohlen wurde. Eine roh vegane Köchin, die Workshops, Seminare und Einzelcoachings zum Thema “Rohkost im Alltag” anbietet. In der roh veganen Küche werden die Lebensmittel zu keinem Zeitpunkt ihrer Verarbeitung über eine Temperatur von 42 Grad erhitzt, gekocht oder gebacken. „Dadurch bleiben alle Vitamine, Enzyme und Spurenelemente erhalten. Somit kann unser Körper den besten Nutzen aus der Nahrung ziehen“ erklärt mir Michaela im Workshop.
Ich stand der roh veganen Küche ehrlich gesagt immer etwas skeptisch gegenüber und werde nach wie vor eine warme Mahlzeit am Tag zu mir nehmen. Die roh veganen Marillen- und Erdbeerknödel sowie die rohköstliche Brettljause aus frischem Gemüse anstelle von Wurst und Käse, die ich in Michaelas Küche zubereitete, waren aber ganz vorzüglich. Wenn du denkst, so ein Kochkurs sei doch viel zu teuer, darf ich dich vom Gegenteil überzeugen: Ein Workshop bei Michaela kostet 35 € pro Person. In 2 Stunden wird in einer kleinen Gruppe von 5-7 Personen ein originelles 3 Gänge Menü in Rohkostqualität zubereitet und gegessen – guten Appetit!
Mein Fazit
Vegan leben in Wien, ist mehr als machbar. Aber nicht nur in Wien. Auch in Barcelona lässt es sich mit links vegan und nachhaltig leben. Wie das geht, zeigt dir Krissi in diesem Beitrag.
Top 5 – Vegane Cafés in Wien
simply raw bakery – ein roh veganes und mein liebstes Café in Wien.
Veganista – Pionierinnen der Wiener Eiswelt.
Grains – klein aber fein.
ausnahmsweise – glutenfrei, vegan, unwiderstehlich.
Karma food – what goes around comes around.
Top 5 – Vegane Restaurants in Wien
NENI am Naschmarkt – der beste Hummus der Stadt.
the LaLa – very, very tasty plants.
Space Burger – galaktisch gut.
PLAIN Vienna – aber nicht langweilig: Soul Food mitten in Wien.
VERO – Bio Pizzeria.