29. September 2019
Wann habt ihr das letzte Mal um Preise gefeilscht? Was in Deutschland nur selten passiert, gehört in meinem Gastland Uganda zum täglichen Geschäft. Damit ihr nicht ins Fettnäpfchen tretet, habe ich euch fünf Lektionen aufgeschrieben, die ich beim täglichen Einkaufen gelernt habe.
Lektion 1: die lokalen Preise kennen
Das ist selbstverständlich: Wer nicht weiß, wie viel die Mango normalerweise kostet, kann nicht einschätzen, ob er gerade zu viel zahlt. Aktuelle Preise können euch beispielsweise eure Kolleginnen und Kollegen nennen. Zu beachten ist, dass sich die Zahlen saisonbedingt ändern. Wenn die Saison für Mangos vorbei ist, zahlt ihr also mehr für diese Früchte.
Lektion 2: Der Lauteste hat nicht die besten Preise
Einen Markt in Kampala zu besuchen ist immer wieder ein überwältigendes Erlebnis für mich. Schnell befindet man sich in einem einzigen Gewusel aus Menschen, Früchten und Aromen wieder. Dazwischen hört man immer wieder das mich seit Wochen begleitende „Mzungu!“ von Händlern, die auf ihre Ware aufmerksam machen wollen. Aber: ich habe die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, die am lautesten schreien, häufig auch die höchsten Preise haben. Deswegen suche ich mir inzwischen bewusst Verkäuferinnen und Verkäufer, die eher zurückhaltender, dafür aber freundlich sind. Hier habe ich häufig weniger Geld für dieselben Waren lassen müssen als bei ihren Kollegen.
Lektion 3: Zeigen, dass ihr den echten Preis kennt
Folgende Situation: Ihr wollt etwas kaufen, beispielsweise eine Mango. Von einheimischen Kollegen wisst ihr, dass der Preis je nach Saison und Größe zwischen 1000 und 2000 ugandischen Schilling liegt. Der Verkäufer verlangt von euch aber 4000. Und nun? Meistens hilft es, wenn man seinem Gegenüber zeigt, dass man den normalen Preis kennt. Dazu reicht meist ein kurzer, freundlicher Hinweis, wie etwa „Oh, das ist ja seltsam. Vor zwei Tagen habe ich bei einer anderen Händlerin nur Preis xy gezahlt.“. Dann können drei Dinge passieren: 1. Es gibt einen guten Grund für den Preisanstieg. Beispielsweise ist für eine Ware Nebensaison oder sie ist besonders groß. In diesem Fall wird euch euer Gegenüber die Gründe nennen und ihr könnt dann entscheiden, ob ihr mehr zahlen wollt. 2. Der beste Fall: Der Preis wird korrigiert. 3. Der Händler bleibt ohne Gründe bei seinem Preis. Dann solltet ihr euch freundlich verabschieden und es noch einmal woanders versuchen.
Lektion 4: Mehrfach vorbei schauen
Ich habe einen bestimmten Stoff am Cooper Complex gesehen, in den ich mich verliebt habe. In vier verschiedenen Läden habe ich ihn bemerkt, doch jedes Mal wollte man 150.000 ugandische Schilling von mir – deutlich zu viel, wie mir meine Kolleginnen versicherten. Da es keinen Verhandlungsspielraum gab, habe ich ihn schweren Herzens zurück gelassen. Zwei Wochen später war ich noch einmal in der Gegend. Der Stoff war noch vorrätig, und siehe da: ein Händler machte mir ein Angebot für 70.000 ugandische Schilling – weniger als die Hälfte vom vorigen Preis. Es lohnt sich also, Läden und Märkte mehrfach zu besuchen.
Lektion 5: Freundlich sein
Selbst auf der offiziellen Seite der Stadt Kampala steht: Handeln gehört in Uganda dazu. Das heißt aber nicht, dass man auf Teufel komm raus um den letzten Pfennig feilschen und unfreundlich werden sollte. Gönnt den Händlerinnen und Händlern ihr Einkommen. Es macht viel Spaß, nette Gespräche beim Einkaufen zu führen. Die meisten Leute sind sehr interessiert und freuen sich immer, von Internationals zu hören. Und wenn man unter lautem Gelächter die gemeinsame Liebe zu Kikomando entdeckt, dann stelle ich beim Auspacken der Einkäufe immer wieder fest, dass sich doch eine Passionsfrucht mehr als eigentlich gekauft in der Tasche befindet.
Und jetzt: auf zum nächsten Markt!