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Albtraum auf Rädern: Verkehr in Mexiko-Stadt


Ich habe auf den Straßen der Welt schon so einiges mitgemacht. Saß während der Rush-Hour im TukTuk in Bangkok fest, bin in Mumbai lieber etliche Kilometer gelaufen, als mich durch den Verkehr zu quälen und habe einen 2-Tonnen-Jeep durch Sydney manövriert. Der Liebe wegen muss ich sogar oft den Nahverkehr in Köln benutzen. Doch Mexiko-Stadt hat mir wirklich gezeigt, was in der Verkehrsplanung einer Stadt alles falsch laufen kann.

Mexiko-Stadt ist groß, zu groß. Der „Distrito Federal„, also das Stadtgebiet, ist längst mit Teilen des Bundesstaats „México“ verschmolzen, sodass die Metropolregion für weit über 20 Millionen Menschen ein zu Hause ist. Das Wachstum war viel zu rasant, als dass die Verkehrsinfrastruktur hätte schritthalten können. Die Folge sind endlose Staus auf den Straßen, proppevolle Metros und Busse und eine latente Unlust große Distanzen zurück zu legen. Meine Wohnung habe ich mir jedenfalls vor allem nach Laufdistanz zur Uni ausgesucht…

Ein typischer Bus in Mexiko Stadt
Die Busse sind für Mexikaner gebaut: Beinfreiheit Fehlanzeige!

Dauert zwar ewig, kost‘ aber fast nix

Der eine große Vorteil an Mexikos Nahverkehr: er ist unschlagbar billig. Das Metroticket kostet 25 Cent, egal wie weit man fahren möchte. Die verschiedenen Buslinien der Stadt schlagen mit 2 bis 7 Pesos zu Buche, also 10 bis 35 Cent. Eine besondere Tarifstruktur konnte ich dahinter bisher nicht erkennen. Fluch und Segen vieler Busse: Man kann sie überall an der Straße anhalten, es gibt keine festen Haltestellen. Das können leider alle anderen auch, sodass der Bus oft alle 100 Meter hält, um weitere Fahrgäste einzusammeln.

Die Schilder in der Scheibe gilt es schnell zu erkennen. Sonst hält der falsche Bus.

Kuscheln mit 4,62 Mio. Mexikanern

Das Metro-System hat 215 Haltestellen und deckt trotzdem nicht alle relevanten Stadtteile ab (damit meine ich vor allem meine eigene Hood im Süden der Stadt). Weil es in Mexiko leider immer noch sehr viele Analphabeten gibt, hat jede Haltestelle ein eigenes Symbol, sodass die Orientierung leichter fällt.

Lange Schlangen am Ticketschalter
Alles wie bei der Deutschen Bahn: Lange Schlangen und nur ein Schalter offen.

Täglich nutzen 4,62 Millionen Chilangos die U-Bahn. Sieht man mal von akuter Platznot ab, ist die Metro das effizienteste Fortbewegungsmittel der Stadt. Zwischen 5 und 24 Uhr kommt man so am schnellsten von A nach B.

Eine extrem überfüllte U-Bahn
The struggle is real. Da hilft nur gut festhalten

Walkman vergessen? Kein Problem, Unterhaltung ist gratis

Egal wie lange eine Fahrt dauert, langweilig wird es nie. Immer wieder steigen fliegende Händler zu, die einem Erdnüsse, Batterien oder Pokémon-Karten verkaufen wollen. Wenn man Pech hat, versucht jemand in der Metro den Reisenden mit zweifelhaften Gesangskünsten ein paar Pesos aus den Rippen zu leiern. Verhungern oder Verdursten ist in Bus und Bahn jedenfalls unmöglich. Viele Busfahrer wollen ihren Gästen auch unbedingt ihr neuestes Techno-Mixtape vorstellen, sodass bereits früh morgens echte Party-Stimmung aufkommt.

Überfüllte Straße
Rush Hour ist 24/7

Safety First: Uber vs. Taxi

Das Tolle in Mexiko ist, dass man seine Bequemlichkeit jederzeit mit Sicherheitsbedenken rechtfertigen kann. So verzichtet man schnell auf den öffentichen Verkehr und organisiert sich ein Taxi oder Uber. Taxis haben in Mexiko nicht unbedingt den besten Ruf, ein manipuliertes Taxameter ist da eher noch ein kleines Übel. Meiner Meinung nach kann man aber tagsüber oder wenn man mit anderen unterwegs ist, ohne Bedenken ein Taxi nehmen. Wenn ich nachts von einem Konzert oder einem Abend in der Kneipe aus dem Zentrum wieder nach Hause will, bestelle ich mir ein Uber. Etwa 5€ für 15-20 km Fahrt finde ich dabei ziemlich fair. Während Uber in Deutschland Politik und Gerichte nie wirklich davon überzeugen konnte, sein Geschäftsmodell zu genehmigen, ist das Konzept hier in Mexiko ein wahrer Segen für die Mobilität. Da sich Fahrer in der App verifizieren müssen und nach jeder Fahrt bewertet werden, ist es außerdem wesentlich sicherer als nachts noch ein Taxi zu nehmen.

Ist dieser Bericht übertrieben? Vielleicht. Manchmal ist es gar nicht sooo schlimm. Aber wenn ich im Oktober wieder in meiner geliebten U35 Richtung Ruhr-Universität sitze, wird der Verkehr eine der wenigen Sachen hier sein, die ich nicht vermisse.

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