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Verrückte Früchtchen: 19 Kostproben aus Kolumbien

Wer kennt sie nicht, die Avocados, Mangos und Kakao- und Kaffeebohnen des Landes in den Anden. Aber was gibt die Region am Äquator, an den Küsten und im Amazonas sonst noch so her? Hier sind 19 Früchte, die du wahrscheinlich noch nie gesehen hast.

Es ist schwer zu glauben, dass dieses Land überhaupt existiert.
Kaum ein Tag vergeht, ohne dass ich an die bemerkenswerte Einzigartigkeit und (ökologische) Diversität erinnert werde. Mit der Atlantik- und Pazifikküste, den Andengebirgen, mehreren (teilweise aktiven) Vulkanen, der Nähe zum Äquator, dem Amazonas und und und … Kolumbien ist eine Anomalie für mich, so reicht beschenkt ist es in geografischer Hinsicht. Der National Geographic hat es einmal so formuliert: „Wenn die Biodiversität der Erde ein Land wäre, dann würde es Kolumbien heißen“. Eine Möglichkeit, diese Schätze der Natur zu erleben, bietet sich hier allein mit jedem Gang zum (Super-)Markt.

Als ich kürzlich mit einer Freundin im Mercado Paloquemao (ein großer, klassischer Markt für Frischwaren wie Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch) einkaufen war, konnte ich mich vor exotischen, über interessanten, bis hin zu schlicht noch nie zuvor gesehenen Früchten kaum retten. Hier also ein kleiner Exkurs in die Welt der kolumbianischen Früchte.

Bevor wir loslegen, möchte ich dich noch ermutigen, dir die Namen der Früchte einmal auf der Zunge zergehen zu lassen. Es ist nicht nur ein Genuss, sie zu essen – es macht auch einfach Spaß, sie auszusprechen! Dazu: Im Spanischen werden alle Buchstaben ausgesprochen und Buchstaben mit einem Akzent geben dir den Hinweis, welche Silbe des Wortes es zu betonen gilt. Bogotá wird also zum Beispiel „Bo-go-tA“ ausgesprochen. Doppel L wird sprachlich zum „j“ und „j“ meist zu einem weichen „ch“.

1) Guanábana

Im Englischen als Soursop bekannt, im Deutschen als Stachelannone oder offenbar auch als Sauersack, mag diese Frucht vielleicht an einen überdimensionierten grünen Tannenzapfen erinnern. Während sie tatsächlich auch auf Bäumen wächst, ist sie aber deutlich leichter zu genießen. Von außen mit den Stacheln wenig einladend aussehend, ist das Innere umso weicher … und cremiger! Guanábana schmeckt sehr süß und zergeht förmlich im Mund.

2) Granadilla

auf einem Holzbrett angeordnet, siehst du hier die Frucht links in Gänze und nachfolgend zwei weitere Exemplare, jeweils halbiert und das Innere offenbarend

Sie gehört zu der Gruppe der Passionsfrüchte, ist aber weniger säuerlich und deshalb auch sehr beliebt. Nicht nur von der Größe erinnern Granadillas an Hühnereier, deren Schale ist tatsächlich auch verblüffend ähnlich beschaffen und lässt sich gleichermaßen aufbrechen! Das große Geschwisterchen: Badea oder „die große Granadilla“ ist die größte Passionsfrucht (10-30 cm lang), grün, innen weiß und ähnelt deshalb von der äußeren Beschaffenheit her eher einer Papaya, wenn du mich fragst.

3) Mamoncillo

auf dem Holzbrett angerichet sind diese kleinen kugelförmigen, an Kirschen erinnernden, aber grünen Früchte, mit orangenem Fruchtfleisch

„Ma-Mon-Tschiijos“ erinnern von außen eher an Kirschen, aber in Grün. Oder Oliven. Die Schale kann praktischerweise mit einem Biss leicht zerteilt werden und dann kann das Lutschen auch schon losgehen. Der Kern ist verhältnismäßig groß, aber es lohnt sich trotzdem. Das Geschmackserlebnis erinnert sehr stark an Lychees, ist aber deutlich süßer.

4) Zapote

auf dem Holzbrett drapiert, siehst du linkerhand das Innere bzw. das sehr intensive organgene Fruchtfleisch und rechts die äußere erdfarbene Schale

Was der erdfarbenen, harten äußeren Schale nach zu urteilen wie ein Mini-Kürbis aussieht und von innen mit dem intensiven Orange einer Süßkartoffel ähnelt … schmeckt tatsächlich sehr süß! Die zwei großen schwarzen Kerne solltest du besser nicht essen. Zapote ist reich an Ballaststoffen, Vitamin C, B6 und E, Potassium und Riboflavin, Kalium und Mangan zum Beispiel. Außerdem wirkt die Frucht antiviral und entzündungshemmend.

5) Gulupa

auf dem Holzbrett serviert, sind halbierte wie auch ganze Gulupas und auf einem Löffel das Innere, glibberig aussehende Fruchtfleisch samt Kernen präsentiert

Diese Mini-Maracuyás liegen bezüglich Säuerlichkeit und Süße genau zwischen Maracuyá und Granadilla, würde ich sagen. Ich find sie ähnlich lecker wie die größere gelbe Version und zudem etwas praktischer. Tipp: Sobald die Schale der Passionsfrüchte anfängt, Falten und Dellen zu bekommen und etwas dehydriert auszusehen, sind sie reif. Gulupas sind vollgepackt mit Vitamin C und sollen außerdem eine beruhigende Wirkung auf uns haben und deshalb helfen, Spannungen im Körper zu lösen und sogar Träume zu regulieren.

6) Pitaya

links die aufgeschnitte Hälfte mit dem Fruchtfleisch (weiß, mit schwarzen kleinen Kernen) und rechts die äußere, geriffelte gelbe Schale

Die Drachenfrucht ist mit ihrem markanten Aussehen sehr leicht zu identifizieren. Die Schale ist entweder rot oder gelb, das Innere weiß oder rot. Das Fruchtfleisch ist sehr weich und lädt zum Auslöffeln ein – die schwarzen Kerne können mitgegessen werden. Der Geschmack wurde mir bereits als eine Kombination aus Kiwi und Melone und/oder Birne beschrieben – das wäre jetzt nicht meine erste Assoziation, aber der Geschmack ist in jedem Fall mild und es schmeckt gut. Sie soll gegen Gedächtnisverlust und gegen einige Krebsarten helfen. Bevor du aber direkt alle Pitayas greifst, die du tragen kannst: Ich wurde allerdings mehrfach vor der abführenden Wirkungen bei dem Konsum von größeren Mengen gewarnt und gebe diesen Hinweis gern weiter.

7) Borojó

links die in gelbem Plastiknetz und Küchenfolie verpackte Frucht, rechts das Innere in einer Tasse und im Hintergrund der Fruchtsaftmixer meiner WG

„Bo-Roh-Cho“ ist die wahrscheinlich merkwürdigste Frucht, der ich hier begegnet bin. Sie ist immer in mehreren Lagen Frischhaltefolie eingepackt und in einem gelben Plastiknetz aufgehängt, weil die Schale/äußere Hautschicht so dünn ist. Trotzdem gibt es sie in fast jedem Fruchtmarkt zu kaufen. Möglicherweise liegt es an ihrem Spitznamen als das „Viagra von Mutter Natur“. Neben der aphrodisierenden Wirkung ist sie außerdem sehr nahrhaft und außergewöhnlich proteinreich. Das Fruchtfleisch schmeckt eher säuerlich und sehr intensiv, weshalb Borojó hauptsächlich als Marmelade oder vor allem in einem Fruchtsaft, kombiniert mit anderen leichteren Früchten konsumiert wird.

8) Mangostino

Oder auch „Königin der Früchte“, da Sagen zufolge die englische Königin Victoria des 19. Jahrhunderts sehr scharf auf diese Frucht war. Das Fruchtfleisch erinnert womöglich auch etwas an Lychee (Litschi), schmeckt aber süß. Harte Schale, mit weichem weißen Fruchtfleisch, ummanteltem Kernen.

9) Lulo

drei halbierte orange-farbene Früchte, unten die markante innere Hälfte und oben auf dem Holzbrett die äußeren Schalen

Diese Wundertüte hier wächst ausschließlich in der Andenregion sowie vereinzelt in einigen angrenzenden Gebieten und ist so fragil, dass Massenproduktion und Exporte nach wie vor ausgeschlossen sind. Aufgrund der gelb-orangenen Farbe und Form erinnert sie an Orangen, schmeckt aber deutlich zitroniger und hat außerdem mehr oder weniger starke grüne Schattierungen. Von innen weckt Lulo möglicherweise Assoziationen mit einer Tomate und hat anders herum halbiert, eine unverkennliche Vierteilung des Fruchtfleisches.

Was ich erst seit Kolumbien kenne, ist die Angewohnheit vieler Leute, einige Früchte ausschließlich/vor allem für Säfte zu verwenden. Ganz groß in Cali (und mittlerweile auch außerhalb) ist Lulada: Ein Fruchtsaft aus Lulo, Zitrone, etwas Zucker und Wasser. Zu späterer Stunde gern auch in Kombination mit dem Volksgetränk, Aguardiente (einem Anis-Schnaps), serviert.

10) Chamburo

links die aufgeschnitte gelbe Hälfte, rechts die äußere Schale und rechts daneben ein Löffel des Fruchtfleischs

Die Papayuela oder Berg-Papaya zählt, wie der Name bereits vermuten lässt, zu den Papayas. Der entscheidende Vorteil dieser Frucht ist es, auch in höher gelegenen Regionen angebaut werden zu können. An den Bäumen noch grün, wird die Schale der Frucht gelb, wenn sie reif ist. In Kolumbien wird sie oft als dulce de papayuela, einer Art Konfitüre, zubereitet – kann aber auch direkt roh gelöffelt werden.

11) Higo

vier Früchte versetzt aufgestellt: oben die äußere Schale und unten das Fruchtfleisch

Von grün bis orange-rot erstreckt sich die Farbpalette dieser Kaktus-ähnlichen Frucht, die tatsächlich an Kakteen wächst. Higo schmeckt ein wenig wie eine Kiwi, ist aber nicht sauer und die kleinen schwarzen Kerne sind etwas nerviger.

12) Feijoa

Drei der kleinen grünen Früchte sind auf dem Holzbrett präsentiert: links die Frucht in Gänze, dann eine Innenseite, eine zweite unaufgeschnittene Frucht und rechts eine weitere Innenseite

„Fey-Dschoa“ kann von eiförmig bis Mini-Gurken-mäßig aussehen und ist aber immer von außen mehrheitlich grün und grün bis cremig weiß von innen. Sie ist auch als „Ananas-Guava“ bekannt. Beim Geschmack der Lulo nicht unähnlich, erfreut sich Feijoa relativ großer Beliebtheit vor allem in Säften. Sehr sehr gesund. In der Stadt Tibasosa wird anlässlich dieser Frucht sogar jeden Juni ein Festival ausgerichtet.

13) Tomate de Arbol

die ovale Tomaten-artige Frucht in den drei Farbausführungen, von links nach rechts: rot, hellrot/orange, und gelb-orange

Der Name trifft es ganz gut, diese „Baumtomate“ hat die Form einer ovalen Tomate und der Geschmack kann ebenfalls an grüne Tomaten erinnern. Sie können für Salsas weiterverarbeitet werden, finden sich aber oft gepaart mit Zucker und klassischerweise Milch (alternativ Wasser) in Säften wieder. Neben Vitamin A, C und E enthält die Baumtomate außerdem Eisen, Kupfer, Magnesium und Phosphor.

14) Curuba

links die Innenseite mit dem orange-farbenen kernbehafteten Fruchtfleisch, mittig die gelbe Außenschale und rechts ebenfalls die Innenseite

Auch Banane-Passionsfrucht genannt, ist Curuba voll beladen mit Antioxidantien und Pektin, weshalb sich Curuba für die Zubereitung von Marmeladen und Kuchenfüllungen anbietet. Natürlich findet sie sich aber gleichermaßen auf den Karten der Fruchtsaftläden wieder.

15) Guyaba

die pflaumen-großen gelben Früchte liegen auf dem Holzbrett, abwechselnd mit der äußeren Schale und der hellen hautfarbenen kernigen Innenseite

Ebenfalls ein Publikumsliebling ist diese grün bis gelbe kleine Frucht nicht nur süßlich schmeckend, sondern (wenn reif) auch wohlig riechend. Sie kann roh gegessen oder in Säften getrunken werden; der beliebte Fruchtsnack Bocadillo besteht ebenfalls aus der auch als Guava bekannten Frucht. Thiamin, Riboflavin, Folat, Vitamin B6, Phosphor und Kalium sind nur einige der nennenswerten Nährstoffe in den kleinen pfirsichförmigen Schätzen. Hier abgebildet ist die Limonen-Guava, es gibt noch ein gutes Dutzend weitere Unterarten.

16) Mango Azúcar

links die gelbe Innenseite mitsamt Kern, mittig die ganze organgene Mini-Mango und rechts die zweite Hälfte der Innenseite

Die „Zucker-Mango“ oder von mir gelegentlich Mini-Mango genannt, schmeckt noch süßer als die große Schwester. Und weil die Haut essbar ist, wird diese Mango oft direkt auf der Hand gegessen. Ich finde das Verhältnis von Kern zu Fruchtfleisch hier etwas ungünstiger als bei der „normalen“ Mango, aber es ist nichtsdestotrotz jederzeit ein willkommener Snack. Die kleine Mango erinnert mich an eine Nektarine, aber schmeckt eben wie eine süße Mango – kein schlechter Deal.

17) Rambután

kleine rote, haarige Lychees liegen auf dem Holzbrett, mit einem weißen fruchtummantelten Kern in der Mitte liegend

An diesem Punkt im Blog wundert dich sicher auch nicht mehr, dass Kolumbien seine eigene Lychee-Sorte hat. Als Immun-Booster und Verdauungsförderer lassen sich diese kleinen roten, haarigen Lychees zwar relativ leicht in allen Obstabteilugnen finden, sie gehören aber wohl dennoch eher nicht zu den allerbeliebtesten Früchten hier.

18) Mamey Sapote

im Dreiergespann liegen auf dem Holzbrett außen die hellen Innenseiten und in der Mitte die braune, runzlige Außenschale

Was äußerlich genau so gut eine Kartoffel sein könnte, geht geschmacklich tatsächlich eher in die Richtung von Pfirsich, Mandel, Aprikose und Honig. Das hier abgebildete Exemplar ist noch nicht ganz reif, normalerweise nimmt das Fruchtfleisch einen kräftigen Orange-Ton an.

Jatobá (?)

ich halte eine bohnenförmige, große braune Frucht in die Kamera; im Hintergrund sind Aloe Vera Blätter, Orangen und andere Früchte zu sehen

Die vorletzte Frucht zählt nicht, weil ich sie nicht mehr genau identifizieren kann. Es handelt sich entweder um eine Jatobá oder die Frucht des Johannisbrotbaums (auch Karobbaum genannt). Bei Letzterem ist das Fruchtfleisch, „Carob“, zu Beginn weich und zart und wird erst später hart und somit lange haltbar. Es kann frisch oder getrocknet verzehrt, zu Saft gepresst, zu Sirup verarbeitet oder zu Spirituosen vergoren werden. Ich kenne es bei uns vor allem gemahlen aus dem Bioladen. Carobpulver kann Kakao ersetzen und überzeugt durch die Fähigkeit des Senkens der Blutfettwerte und der parallelen Anregung von Fettverbrennungsprozessen.

Es könnte sich bei der im Foto abgebildeten Frucht allerdings gleichermaßen um die Jatobá handeln. Sie wird unter anderem als „Brasilianische Kirsche“, aber auch aufgrund der Form und des markanten Geruchs als „Stinkende Zehe“ bezeichnet. Genau genommen kommt der Geruch nur dann auf, wenn die Frucht reif ist und ist also als gutes Zeichen zu verstehen. Unter der harten, ledrigen Schale verbirgt sich süßes Fruchtfleisch, das roh gegessen oder getrocknet in Pulver umgewandelt werden kann. Mit Wasser gemixt, ergibt es das dickflüssige Getränk „Atole“. Aufgrund des hohen Stärke- und Proteingehalts und dementsprechender Nahrhaftigkeit schätzen viele indigene Kulturen diese Frucht schon seit Langem.

19) Uchuvas

auf dem Markt stehen die Früchte dicht an dicht in Kisten gepackt; die Uchuvas sind kleine gelbe Kugeln; die papierhautige Schutzhülle ist bereits entfernt worden

Zurück in bekanntere Gefilde: In Deutschland wäre allein diese Kiste der bei uns als Kapstachelbeere oder Physalis geläufigen goldenen Beere ein kleines Vermögen wert. Hier kostet ein Pfund (0.45 kg) etwa 2,200 COP (0.47 €). Es hat durchaus Vorteile, direkt an der Quelle zu wohnen.

Und es gibt noch so so so viel mehr …

Wie du merkst, habe ich die auch bei uns bekannten Früchte in diesem Beitrag weggelassen. Nichtsdestotrotz gibt es hier in Kolumbien natürlich jede Menge Mangos, Bananen, Papayas, Maracuyás, Ananas, Erdbeeren, Äpfel, die bei uns gewöhnlichen (kleinen dunklen) Hass-Avocados sowie die kolumbianischen (großen grünen) Avocados, Trauben, Orangen, Brombeeren, Granatapfel, Zitronen, Melonen … du weißt, worauf ich hinauswill.

Falls du noch nicht genug bekommen hast oder (wie ich) einfach fasziniert davon sein solltest, wozu Mutter Natur uns alles über die Klassiker Apfel und Banane hinaus aufzutischen imstande ist – Viel Spaß beim Recherchieren dieser weiteren kolumbianischen Kostbarkeiten: Camu Camu, Nispero, Caimito, Cherimoya, Nispero, Chontaduro, Pomarosa, Corozo, Guama (genannt die „Eiscreme-Bohne“), Papayuela, Cupuazu, Piñuela, Carambolo (Sternfrucht) … und viele viele mehr. Egal, wie gut sie auf den Fotos aussehen – in Wirklichkeit schmecken sie noch so viel intensiver!

ErlebeEs – am besten selbst! 🙂

– Julius

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