12. Dezember 2021
Die letzte Abschlussprüfung ist vorbei und somit auch meine Zeit in Mexiko. Mein Auslandssemester neigt sich nach gut vier Monaten dem Ende zu, ich verabschiede mich, aber nicht für immer. Was ich aus vier Monaten Mexiko mitgenommen habe und ob ich meine Mission, die ich mir am Anfang gesetzt habe, erfüllt habe, erfährst du hier.
Mit meiner letzten Prüfung im Fach „Mexikanische Identität und Kultur“ schließe ich mein Studium am TEC de Monterrey ab. Während des Semesters sind mir vor allem zwei große Unterschiede im Vergleich zu Deutschland aufgefallen: Zum einen ist der Kontakt zu Professor*innen in Mexiko viel enger, was auch daran liegt, dass der Unterricht eher mit dem deutschen Schulunterricht verglichen werden kann. Es gibt beispielsweise auch Whatsapp-Gruppen, über die du Professor*innen oder Kommiliton*innen direkt kontaktieren kannst. Das ist vor allem in Zeiten des Online-Unterrichts von Vorteil, weil du so schnell in Kontakt kommst und zu jeder Zeit nach Hilfe fragen kannst. Ein weiterer Unterschied zu meiner Heimatuni: In einigen Fächern wird auch die Anwesenheit überprüft.
Zum anderen teilt sich das Semester am TEC de Monterrey in drei Phasen: Bis Anfang September findet der erste Teil („primer parcial“) statt. Es gibt mehrere Abgaben und am Ende eine Zwischenprüfung. Alle Noten werden zu einer Gesamtnote zusammengerechnet. Das gilt auch für den zweiten und dritten Teil des Semesters mit dem Unterschied, dass im dritten Teil auch die Inhalte der ersten beiden Teile in der Abschlussprüfung abgefragt werden. Schlussendlich wir die Gesamtnote also aus den drei Noten errechnet.
Hier am TEC gibt es allerdings keine Noten, sondern bis zu 100 Punkte. Die Punkte werden dann am Ende des Semesters umgerechnet und ans deutsche System angepasst.
Durch die Aufteilung in drei Phasen hatte ich über das Semester verteilt einiges zu tun, konnte dadurch aber auch den Stoff besser lernen. Das TEC würde ich definitiv weiterempfehlen, vor allem aber auch den Campus in Monterrey. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten wir Austauschstudent*innen keine Wahl zwischen den verschiedenen Campus. Letztendlich bin ich jedoch sehr froh, in Monterrey gelandet zu sein. Der Campus hier ist einfach überwältigend, vor allem, wenn du wie ich normalerweise an einer kleinen Hochschule (ich studiere in Furtwangen) studierst. So hatte ich auch trotz Online-Unterricht viele Möglichkeiten, auf dem Campus zu lernen und außerdem auch die Sporteinrichtungen am Wellness-Center zu nutzen. Aufgrund der vielen Grünflächen, Parks und der vielen Tiere, die auf dem Campus leben, gibt es jedes Mal aufs Neue etwas zu entdecken und auch Zonen zum Abschalten und Meditieren. Auch das Angebot der Freizeitaktivitäten ist sehr groß und lohnt sich zu nutzen. So lernte ich Rezepte aus der mexikanischen Küche kennen und hatte mit Yoga-Stunden einen guten Ausgleich zum Unialltag.
Meine Erfahrungen bezüglich des Studiums waren durchweg nur positiv. Hier in Mexiko belege ich neben einem fachspezifischen Unterrichtsfach auch ein Fach zur mexikanischen Kultur und Identität. Die Leidenschaft, mit der der Professor jede Stunde aufs Neue über die Geschichte, Kunst und Kultur seines Landes spricht, hat mich sehr fasziniert. Er schaffte es, uns alle mitzureißen und in die Kultur eintauchen zu lassen. Deshalb würde ich jedem empfehlen, wenn möglich, einen Kurs über die Kultur des jeweiligen Landes zu belegen.
Meine Kommiliton*innen
Viele Kommiliton*innen habe ich aufgrund des Online-Unterrichts leider nicht persönlich kennengelernt. Über Gruppenarbeiten konnte ich dann aber sehr leicht Kontakte knüpfen. Außerdem sind die Whatsapp-Gruppen oder auch der Chat im Unterricht gut geeignet, um Kommiliton*innen kennenzulernen. Mit einem Mädchen bin ich zum Beispiel über Whatsapp in Kontakt gekommen, weil sie Fragen zu einem Unterrichtsfach hatte. Da wir beide Austauschstudentinnen sind, konnten wir uns so gut über das Fach und die Inhalte, aber auch unseren Alltag in Mexiko austauschen.
Mein Alltag in Mexiko
Dadurch, dass ich die spanische Sprache fließend spreche und es nicht mein erster Aufenthalt in Lateinamerika war, ist es mir nicht schwergefallen, mich in Mexiko gut einzuleben. Die Hitze im August in Monterrey habe ich tatsächlich etwas unterschätzt, genauso wie die Größe der Stadt. Ohne Auto bist du in Monterrey fast aufgeschmissen, aber Apps wie Uber oder Freund*innen mit einem Auto, sind da sehr hilfreich.
Durch meine mexikanische Mitbewohnerin habe ich direkt viele mexikanische Wörter und Phrasen gelernt. Dadurch, dass ich zwei Wochen bei ihrer Familie verbringen durfte, konnte ich außerdem viel über die Kultur und typisches Essen lernen. Mit Freund*innen unternahm ich vor allem viel an den Wochenenden und erkundete die Gegenden in und um Monterrey.
Meine Top 5 „Mexicanismos“ – Mexikanische Umgangssprache
„Mexicanismos“ sind typische mexikanische Wörter und Redewendungen.
Güey: Kumpel
Der umgangssprachlich wohl am häufigsten verwendete „Mexicanismo“ ist der Begriff „güey“. Er wird vor allem unter Freunden ständig benutzt.
chido: cool
“Chido” beschreibt etwas Schönes oder Gutes, wird aber auch verwendet, um Zustimmung auszudrücken oder zu sagen, wie “cool” etwas ist. Es ist ein typisch mexikanisches Wort, was es sehr schnell in meinen Sprachgebrauch geschafft hat.
¡Qué padre! Großartig!
Ein weiterer Ausdruck, der in Mexiko sehr häufig verwendet wird, um Begeisterung auszudrücken.
¡No mames! Nicht dein Ernst!
Eine Redewendung, die es sehr schnell in meinen Sprachgebrauch geschafft hat und die ich täglich benutze.
¡Jalo! Ich bin dabei!
In jeder Region hier in Mexiko gibt es verschiedene Begriffe und Phrasen, die typisch sind. „¡Jalo!“ ist ein Ausdruck, der vor allem im Norden und in Monterrey gebraucht wird.
Mission geglückt?
Ich kam mit der Erwartung nach Mexiko nicht nur einen anderen Blick auf meine Studienrichtung zu bekommen, sondern auch viel über das Land selbst zu lernen. Durch meine Fächerwahl und die Professor*innen, die immer mit Leidenschaft aus ihrem Fachbereich erzählt haben, haben sich meine Erwartungen mehr als erfüllt. Hier in Mexiko war vielleicht nicht immer alles so durchstrukturiert und organisiert, wie ich es von zu Hause kenne, aber am Ende hat trotzdem immer alles funktioniert und gepasst. Ich glaube, im Grunde geht es darum, sich nicht sofort stressen zu lassen, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft, denn eine Lösung findest du immer. Nicht nur diese Leichtigkeit nehme ich aus Mexiko mit, sondern auch die Lebensfreude und Hilfsbereitschaft, die viele Mexikaner*innen täglich ausstrahlen.
Es gibt definitiv viele Dinge, die ich aus Mexiko vermissen werde. Die Landschaft, die Wärme, die Tortillas, die „Salsa Primo“ und natürlich meine Freund*innen, die ich während der Zeit in Monterrey gewonnen habe. Realisiert, dass meine Zeit in Mexiko schon vorbei ist, habe ich tatsächlich erst auf dem Weg im Flugzeug. Dass ich wiederkommen werde, ist sicher, denn in Mexiko gibt es noch sehr viel zu entdecken.
Für diejenigen, die auch ein Auslandssemester in Mexiko absolvieren werden, wünsche ich:
Sei offen und aufgeschlossen und lass dich auf die mexikanische Kultur und die Einheimischen ein! Wenn du die Möglichkeit hast, reise, um auch die Kultur und Geschichte des Landes besser zu verstehen und kennenzulernen. Für mich persönlich ist Mexiko eines der interessantesten Länder, was die Geschichte und Entwicklung über die letzten Jahrhunderte angeht, da es geschichtlich und kulturell so viel zu bieten hat.
Das Land und seine Leute hat mich viel gelehrt und ich hoffe, dass ich die Aussicht auf Palmen, Berge oder auch das Meer und den ellenlangen weißen Strand mal wieder genießen darf.
Mein Auslandssemester hat mich außerdem in meinem Vorhaben, mit der spanischen Sprache auch in Zukunft zu arbeiten, sehr bestärkt. Die Sprache, die Mentalität und die Länder, in denen Spanisch gesprochen wird, sind so vielfältig, dass es noch sehr viel zu entdecken gibt. Auch der Arbeitsmarkt ist dadurch sehr groß und ich möchte mir alle Möglichkeiten für den späteren Berufseinstieg offen halten. Bevor die Arbeitssuche losgeht steht als nächstes erstmal meine Bachelorthesis an, aber ich bin mir sicher, die spanische Sprache beizubehalten und weiterhin neue Dialekte und Redewendungen zu lernen.
¡Gracias México, fue un placer! ¡Hasta muy pronto!