20. November 2024
Meine Zeit in Buenos Aires ist fast vorbei und ich weiß wirklich nicht, wo die nun fast neun Monate hin sind, die ich in Argentinien verbringen durfte. Wie ich mich bezüglich meiner Abreise fühle, wie ich über meine Zeit und was ich erlebt habe denke und wie es jetzt für mich weitergeht, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
Für mich steht nach neun Monaten leben und studieren in Buenos Aires wieder eine große Veränderung bevor: Ich werde Argentinien verlassen und weiß nicht, wann ich zurückkomme. Ich gehe zunächst für vier Monate nach Mexiko und dann werde ich meinen Bachelor in Passau abschließen. Und um ganz ehrlich zu sein, macht mich das etwas unruhig.
Veränderungen gehören zum Leben
Das Gefühl, dass sich gerade in mir ausbreitet kenne ich bereits. So in der Art hat es sich auch angefühlt, als ich Passau Ende Februar verlassen habe. Nachdem ich mir dort über einundeinhalb Jahre ein wundervolles Leben mit einer Arbeit, die mir Spaß macht, unglaublichen tollen Freunden und in einer süßen kleinen WG an einem schönen Ort aufgebaut habe, musste ich gehen.
Wobei das Wort „müssen“ ja auch nicht wirklich stimmt. Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden für mein viertes und fünftes Semester nach Buenos Aires zu gehen. Dennoch war es in diesem Moment nicht einfach für mich, das zurückzulassen, was ich mir erst vor kurzem aufgebaut hatte und was mich in dem Moment sehr glücklich gemacht hat. Ich hatte das Gefühl, ich könnte jetzt einfach so weiterleben für eine Weile, ohne eine große Veränderung zu brauchen. Das hatte ich vorher noch nicht so oft, da ich immer gerne neue Dinge erlebe, Orte entdecke und Menschen kennenlernen möchte.
Obwohl mein Leben, mein Umfeld und meine Gewohnheiten in der Großstadt Buenos Aires überhaupt nichts damit zu tun haben, wie ich in Passau lebe, ist es ein ähnliches Gefühl. Denn ich muss einen Ort verlassen, an dem ich mich unfassbar wohlfühle, viele Menschen in mein Herz geschlossen habe und jetzt für eine Weile auch einfach so weiterleben könnte.
Offen für das, was kommt
Wie ich auch vor meiner Abreise vermutete, war das Auslandsjahr in Buenos Aires eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich habe mich in das Land Argentinien, in die Stadt Buenos Aires und vor allem in die Menschen und die Kultur, die ich kennenlernen durfte komplett verliebt und mir ein wundervolles Leben mit tollem Alltag, Hobbys und Freunden aufgebaut. Natürlich verlief nicht alles perfekt, um ganz ehrlich zu sein einiges sogar eher chaotisch und ungewohnt, sei es bei der vorherigen Planung oder während des Aufenthaltes. Und ich war auch nicht durchgängig glücklich und konnte jeden Moment zu 100 Prozent genießen. Das war aber auch weder meine Erwartung, noch mein Ziel.
Ich denke, dass so eine Zeit und Veränderung im Leben niemals planbar noch kontrollierbar oder sogar fehlerlos ist. Wichtig jedoch ist, sich auf das einzulassen was kommt und auch von bestimmten Vorstellungen abzulassen, wie das Leben auszusehen hat. Denn das Leben sieht überall auf der Welt anders aus. Die Kultur, die Gewohnheiten und die Menschen vor Ort haben einen großen Einfluss nicht nur auf Abläufe und Denkweisen, sondern auf die gesamte Persönlichkeit. Und das habe ich definitiv in Argentinien gemerkt.
Buenos Aires: Eine prägende Zeit
Buenos Aires und Argentinien hat mich geprägt und wird für immer in meinem Leben bemerkbar sein. Sowohl durch veränderte Sichtweisen auf manche Dinge, bestimmte Verhaltensweisen und auch durch ein Gefühl in mir. Trotz der stressigen ersten Wochen – das Visa, das ständige Regenwetter, die misslungene Wohnungssuche und die Probleme bei der Prüfungsanmeldung – war meine Zeit in Buenos Aires für mich perfekt. Sie hat mich in vielerlei Hinsicht viel gelehrt und mir geholfen, mich weiterzuentwickeln. Dabei habe ich nur eine Handvoll von dem aufgezählt, was hier so alles passiert ist und bei dem viele sagen würden, es sei „schief gelaufen“. Ich finde, weder ich noch ihr sollten es so sehen. Aus jeder Situation, aus jedem Moment und jedem Gefühl, sei es noch so negativ für den Augenblick, ist etwas zu lernen.
Für mich sind es die Momente, die mich wachsen lassen. Es sind die Erlebnisse, die mich und meine Sicht auf die Welt prägen, Menschen, die mich inspirieren und mir zeigen, wie unterschiedlich Freundschaft und Liebe auf der Welt aussehen können. Es sind die Situationen, in denen ich mich verloren gefühlt habe, aber die mich im Nachhinein dennoch weitergebracht haben. Denkmuster und Gewohnheiten, die sich, vor allem durch die kulturelle Erfahrung, verändert haben oder sogar neu entstanden sind. Und nicht zuletzt kommt ein neuer Lebensstil hinzu, geprägt durch den Wechsel von einem Campusleben in einer Kleinstadt zu einer 13-Millionen-Stadt mit ungewöhnlichen Uni-Zeiten.
Und wie geht es weiter?
Ich lasse hier eine Version von mir zurück, die es so sonst nirgendwo anders auf der Welt gibt. Denn jeder Ort, jede Person und jedes Umfeld holt etwas anderes und Neues aus mir hervor. Einen Teil davon, wie ich hier bin, nehme ich mit und werde ihn für immer in mir tragen. Ich gehe definitiv anders, als ich gekommen bin und liebe jeden einzelnen Aspekt dieser Veränderung. Und einen Teil muss ich leider zurück lassen, denn dieser existiert nur hier an diesem Ort. Und wer weiß: vielleicht eröffnet sich mir ja die Möglichkeit wieder zurück zu kommen und diesen Teil hier wieder zu finden beziehungsweise weiterzuentwickeln.
Denn mein Leben ist alles andere als vorausgeplant und es kann so ziemlich alles passieren nach meinem Bachelor. Ab Dezember 2024 lebe ich für vier Monate in Mexiko und werde dort, nachdem ich meine mexikanischen Freunden an verschiedenen Orten besucht habe, ein Praktikum in Puebla machen. Die vier W’s zu Mexiko (wann, wie, wo, was) erzähle ich euch ein anderes Mal. Ab April mache ich dann noch mein sechstes und letztes Semester in Passau zu Ende und schreibe dann meine Bachelorarbeit. Ob ich diese auch in Passau oder an einem anderen Ort der Welt schreibe, wird sich noch zeigen.