studieren weltweit

Von der HAW ins Ausland: Das lohnt sich!


Ich studiere an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) und jetzt für ein Semester im Ausland an der National University Ireland in Galway (NUIG). Ein Unterschied, der oft noch verborgen bleibt: Studierende an einer Hochschule gehen seltener ins Ausland als Studierende einer Universität. Doch woran das liegen könnte und warum es sich dennoch lohnt, diesen Schritt ins Ausland zu wagen, berichte ich hier in diesem Blogbeitrag.

Ich muss mich dazuzählen, wenn es darum geht, dass ich zu Beginn meines Studiums überhaupt nicht an ein Auslandssemester gedacht habe. Neben sozialen oder ökonomischen Hürden fiel mir auf, dass ich generell mehr Struktur von der Hochschule vorgegeben bekommen habe. Ich wusste also, wann ich welches Modul wann abzuschließen habe und welche Praktika für welches Modul eine Voraussetzung darstellten. Es wirkte auf mich wie ein klarer Studienfahrplan, der aber im ersten Moment wenig Flexibilität zulässt. Schließlich habe ich mich auch ein wenig unter Druck gesetzt gefühlt, mein Studium in Regelstudienzeit abschließen zu müssen. Wieso sollte ich mir also den bürokratischen Stress und den extra Aufwand für die Organisation antun?

Am Ende überwog die Vorfreude auf ein neues Abenteuer. Um euch dieses näher zu legen, bringe ich bei den folgenden Mythen und Vorurteilen gerne Licht ins Dunkeln:

„Ich muss für meine Auslandserfahrung mein Studium verlängern“

Bei dieser Aussage würde ich das Wort „muss“ durch ein „kann“ ersetzen. Denn es gibt Möglichkeiten wie ihr trotz der geringeren Flexibilität im Studienfahrplan in der geplanten Studienzeit bleiben könnt.

  1. Eine davon ist, sich eine Partnerhochschule auszusuchen, die die gleichen oder ähnlichen Module anbietet, wie sie in eurem Modulhandbuch in der Heimathochschule stehen. Für die identische Übernahme des ganzen Moduls sollte euch dann in der Regel nichts mehr im Wege stehen.
  2. Obwohl das Studienfach dasselbe ist, können die Schwerpunkte von Hochschule zu Hochschule/ Universität unterschiedlich sein. Es kann helfen, wenn ihr euch möglichst früh für einen Auslandsaufenthalt entscheidet, weil die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass die Grundlagenfächer dieselben sind und dadurch auch die Anrechnungschancen steigen.
  3. Wenn eure Partneruniversität beispielsweise keine Praktika für euer Wunschmodul anbietet, kann es hilfreich sein, sich bei der/ dem Fakultätsverantwortlichen eurer Hochschule zu informieren, ob eine Anrechnung dennoch möglich ist. Ebenso können sie euch beraten und euch Wege aufzeigen, wie euer Auslandsvorhaben ohne Verzug dennoch realisiert werden kann.

Was ist aber, wenn euch trotz allen Versuchen keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, als das Studium, um ein Semester zu verlängern?
Ich sage: „Dann macht es trotzdem!“ Denn ein Auslandsaufenthalt ist genau wie dein Studium eine Bildungsinvestition, die euch in eurer Persönlichkeitsentwicklung einen unglaublichen Mehrwert bietet. Denn wie einst Benjamin Franklin übermittelte: „Eine Investition in Wissen bringt immer die besten Zinsen“.

„Ich kann mir bestimmt keine Kurse anrechnen lassen.“

Durch den strikten Studienfahrplan war auch ich dieser Meinung. Die beste Antwort, die ich euch darauf geben kann ist: Sucht das Gespräch mit eurem:r Fakultätsverantwortlichen. Die Person kann euch am besten Auskunft darüber geben, was möglich ist.  Diese Person entscheidet auch meisten darüber, ob Module als allgemeine oder technische Wahlpflichtfächer angerechnet werden können. So könnt ihr rein theoretisch jedes Fach im Auslandssemester belegen, welches einen Bezug zu eurem Studium hat.

„Fachliteratur und Vorlesungen in einer Fremdsprache ist eine viel zu große Herausforderung für mich.“

Die Angst den Kursen nicht folgen zu können kann ich verstehen, darf aber kein Faktor bei der Entscheidung gegen ein Auslandsaufenthalt sein. Denn Auslandsaufenthalte sind genau dafür da, um eben diese Erfahrungen zu sammeln und seine eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern. Auch wenn ihr euch zu Beginn etwas schwer mit den neuen Situationen tut (was auch völlig normal ist), werdet ihr schnell merken, dass der Lerneffekt besonders zu Beginn schnell und stark ansteigt. Um euch vor einem Auslandsaufenthalt sicherer zu fühlen, kann ich einen Sprachkurs, z. B. an der Hochschule oder externe Angebote wie Tandem-Programme oder Sprach-Apps empfehlen.

„Ich kann mir einen Auslandsaufenthalt nicht leisten.“

Die Finanzierungsfrage ist leider oft eine sehr persönliche. Deshalb bin ich froh, dass es Programme gibt, die Studierenden in Form von Stipendien, die nicht zurückgezahlt werden müssen, unterstützen. Besonders für Studierende an einer Hochschule gibt es viele tolle Stipendienprogramme, von denen leider immer noch zu wenige wissen. (Bewerbungen laufen meistens über die Webseite eurer eigenen Hochschule. Als Beispiel habe ich die Webseite meiner Hochschule verlinkt). Besonders Erasmus+ oder HAW.international sind besonders beliebte Stipendienprogramme für HAWler:innen.

„Ich habe keine Erfahrung in Bewerbungsprozessen und werde wahrscheinlich eh nicht angenommen.“

Tatsächlich sind die Bewerbungsprozesse für Auslandsstipendien meistens einfacher als vergleichsweise bei den Begabtenförderwerken. Denn die zu benötigten Unterlagen sind meistens recht überschaubar. Die geläufigsten Dokumente sind der Lebenslauf, ein Sprachnachweis, ein Nachweis der Studienleistungen und ein Motivationsschreiben. Besonders bei Letzterem kann ich einige Bedenken verstehen, besonders wenn Ihr noch wenige Erfahrungen habt wie man ein Motivationsschreiben aufsetzt. Für solche Situationen kann ich das kostenlose Mentoring von ApplicAid empfehlen, bei der ihr als Mentee von einer erfahrenen Person Unterstützung während des gesamten Bewerbungsprozesses erhaltet.

„So ein Auslandsaufenthalt ist bestimmt zu viel Aufwand für mich.“

Diese Aussage möchte ich gar nicht bestreiten. Denn es gibt einige Verantwortlichkeiten und Aufgaben, die zu beachten und zu erledigen sind. Aber dennoch kann ich aus Überzeugung sagen, dass sich dieser Aufwand auf alle Fälle gelohnt hat. Denn neben den fachlichen Eindrücken an der ausländischen Partneruniversität habe ich auf persönlicher Ebene viel Neues dazulernen können. Wenn ihr euch dann noch früh genug (1 – 1,5 Jahre im Voraus) mit einem Auslandsvorhaben beschäftigt, dann lässt sich der Aufwand deutlich besser bewältigen und entzerren.

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