24. Februar 2017
Letztes Wochenende hat uns unserer Abenteuerlust gepackt und wir sind mit den Langlaufski über einen zugefrorenen Fluss zu einer Hütte gelaufen. Dort haben wir bei -20°C eine Nacht direkt in der Natur an Stromschnellen des Flusses verbracht. Was der Reiz der Reizlosigkeit ist erfahrt, ihr in meinem Bericht.
In dieser Hütte haben wir übernachtet. Unsere Ski stehen vor der Tür.
Zunächst zur Planung:
Eine Tour sollte man natürlich immer gut planen. So vermeidet man es in Situationen zu kommen, auf die man nicht vorbereitet ist.
Vier Punkte spielen dabei für mich eine wichtige Rolle. Generell gilt: Je weiter man vorhat sich von der Zivilisation zu entfernen, desto mehr Mühe sollte man in Planung stecken. In Schweden kann es gut vorkommen, dass es keinen Netzempfang gibt und in einem Notfall die einzige Möglichkeit ist, zu Fuß Hilfe zu holen.
- Sportliches Können
Man sollte seine eigenen Fähigkeiten lieber unterschätzen. So hat man genügend Reserven für den Fall der Fälle. Dabei gilt auch das zusätzliche Gewicht durch den Rucksack zu berücksichtigen. Bei dieser Tour sind wir ein Weg 12km gelaufen. Das ist eine ziemlich kurze Distanz. Somit war uns klar, dass wir weit weg von den Grenzen des Möglichen bleiben.
- Ausrüstung
Wichtig ist sich genau zu überlegen, was man alles benötigt. Auch sollte man sich über die Lebensdauer der Dinge im klaren sein und im Zweifel eine provisorische Reparaturmöglichkeit im Kopf haben. Bei uns war es schwer kalkulierbar, wie es mit Feuerholz bei der Hütte aussieht. Wir haben uns deshalb bei mehreren unabhängigen Quellen diesbezüglich informiert.
- Geographie
Bevor man aufbricht muss man sich mit dem Gelände vertraut machen. Mit dem Handy ist es meist sehr simpel zu navigieren. Allerdings kann man sich nicht zwangsläufig auf dessen Funktion verlassen. Gerade bei kalten Temperaturen ist der Akku oft schneller als gedacht leer. Deshalb ist es wichtig für den Notfall eine analoge Karte dabei zu haben.
- Wetter
Über das Wetter kann man sich im Vorfeld natürlich nur bedingt informieren. Die zu erwartenden Bedingungen beeinflussen alle drei vorher genannten Punkte.
Die Tour
Wir fuhren mit dem Bus von Luleå aus 30min in den Norden die Küste entlang. In Råneå angekommen, folgten wir dem Fluss ins Innland bis zu unsere Hütte.
Hüttenfenster
Die Hütte steht jedem Besucher offen und wir von der Stadt mit Feuerholz versorgt.
Nachdem wir dort angekommen sind, dauerte es eine Weile, bis wir die Hütte einigermaßen war bekamen. Eine andere Herausforderung war einen Türverschluss zu basteln, sodass nicht ein breiter Spalt offen blieb, durch den die kostbare Wärme entweichen konnte.
Nachdem wir diese Hürde überwunden hatten, kochten wir auf dem Ofen.
Den Tag haben wir mit guter Literatur im Kerzenschein ausklingen lassen.
Kerzen erhellen die Hütte.
Der nächste Morgen begann mit einem herrlichen Sonnenaufgang.
Das ist eine Fischerhütte, die auf dem zugefrorenen Fluss steht.
Im Winter bohrt man mit einem Eisbohrer ein Loch und hält seine kleine Eisangel hinein. Man muss warm angezogen sein oder viel Schnapps trinken. Die Erfolgschancen sind zum Glück aber bei den hungrigen Fischen hoch.
Der Geisteszustand beim Langlaufen durch die schwedische Winterlandschaft
Linker Fuß nach vorne, rechter Stock dazu, rechten Fuß nachziehen und weiter nach vorne gleiten, linker Stock dazu, linken Fuß nachziehen, …
Der Bewegungsablauf beim Langlaufen ist immer der gleiche. Durch die Monotonie gleitet man in meditative Zustände. Zusätzlich habe ich wohl kaum jemals weniger Farben wahrgenommen als bei dieser Tour. Alles ist weiß, die Bäume am Ufer sind grau. Die Landschaft verändert sich kaum.
Gedanken kommen und gehen. Gedanken, die während des Unialltags keinen Platz finden gedacht zu werden, werden nun behandelt. Man nimmt ein wenig Abstand von sich selber, kann Zuschauer und Schauspieler gleichzeitig sein. Das hilft einem beim Reflektieren sehr. Manchmal denkt man auch gar nichts mehr, sondern existiert einfach nur noch.