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Von Mannheim nach Rom Teil 1: Die Universität


Das Auslandssemester in Rom ist für mich im dreifachen Sinne eine große Veränderung: private Eliteuni, italienische Mitbewohner und Weltmetropole. Meine Mission beinhaltet die Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. In diesem Beitrag geht es um meine Austauschuni, die LUISS.

In den letzten Beiträgen ging es verstärkt um meine Erfahrungen an der Libera Università Internazionale degli Studi Sociali (LUISS) Guido Carli in Rom. In diesem Beitrag möchte ich diese Reihe aus der Perspektive meiner Mission beleuchten sowie den Uniteil abschließen. Anschließend geht es mit meinem WG-Leben sowie den Erlebnissen in einer Metropolstadt weiter.

Dem Selbstverständnis der Uni Mannheim (sowie, einem Teil ihrer Studierenden) zufolge sollte dieser Punkt eigentlich keine Veränderung sein. Denn auch die (staatliche) Uni Mannheim führt regelmäßig die Spitze der Studiengangrankings an. Dennoch ist der Status der LUISS in Italian ein ganz anderer. Zum einen ist es eine Privatuni mit 12.300 Euro Studiengebühren pro Jahr (in Mannheim sind es 388,60 Euro) und damit bereits im Vorhinein alleine aus finanziellen Gründen sehr selektiv. Zum anderen ist das Standing der LUISS in Italien auch bedeutsam – ich habe von einigen Studierenden gehört, sie studierten an der „Harvard des Landes“. Als ich zum ersten Mal zum Hauptcampus in der Viale Romania gelaufen bin, konnte ich dies direkt in Erfahrung bringen: Das Unigelände wird von bewaffnetem (!) Sicherheitspersonal bewacht und Zugang wird nur Studierenden (mit einem Impfpass) gewährt. Auch dies sorgt für ein Gefühl der Exklusivität. Eine italienische Kommilitonin sagte zu mir, dass die Marke LUISS als Station im Lebenslauf sehr gut auf dem italienischen Arbeitsmarkt ankommen würde. Daher sind dann viele Studierende auch bereit die über 50.000 Euro Kosten für Bachelor und Master auf sich zu nehmen und aufzubringen.

Santa Costanza
Da die Vorlesungen zu Ende sind, verbringe ich die ganze Woche in der Santa Costanza-Bibliothek. Leider ist sie am Wochenende geschlossen, was ich überhaupt nicht verstehen kann.

Für mich ist die LUISS ein guter Perspektivwechsel, da er eine zu Mannheim unterschiedliche politikwissenschaftliche Methode hat (seht dazu in diesem Beitrag nach). Ein großer Vorteil hier: Als Bachelorstudent darf ich auch Masterkurse, die ich thematisch viel interessanter fand, belegen. 

Der Kaderschmieden-Status der Uni sticht bereits bei den Dozierenden heraus: Hier unterrichten Vertreter:innen aus den Bereichen Diplomatie, Militär, großen Unternehmen oder auch Nichtregierungsinstitutionen. Dass ich zwei Diplomaten als Professoren habe, habe ich bereits mehrmals in meinen Beiträgen erwähnt. Das große Plus an der LUISS ist also ihr Netzwerk. Bereits im Studium kommen Studierende in Kontakt mit hochrangigen Vertreter:innen aus Politik sowie Wirtschaft und erhalten so viele wertvolle Netzwerkmöglichkeiten. Auch ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem Geopolitik-Professor (Diplomat), dessen Team ich bereits in seinem Institut besuchen konnte, und werde ihn nach den Klausuren fragen, ob wir weiterhin in Kontakt bleiben können. Dies ist an staatlichen Universitäten in Deutschland vielleicht nur selten der Fall. Denn hier werden Professor:innen rekrutiert, die den normalen akademischen Weg – Masterstudium, Promotion, Habilitation, Professur – gegangen sind. Ein Blick auf die Fakultätsseite eurer Uni wird das zeigen (hier am Beispiel der Uni Mannheim). Darüber hinaus finde ich das Gruppengefühl, das an der LUISS existiert toll, denn es lässt die Studierendenschaft als große Familie wirken (die Unirucksäcke, die von vielen getragen werden, helfen stark dabei).

Jedoch hat die LUISS meiner Meinung nach auch Nachteile (auf die Bibliothekssituation gehe ich nicht mehr ein, das könnt ihr hier nachlesen). Was ich persönlich in meinen Kursen erfahren habe und was mir auch von anderen Erasmus-Studierenden gesagt wurde, ist das Niveau der Kurse. Obwohl viele Bachelorstudierende während des Erasmus-Programms Masterkurse belegen, werden diese als viel einfacher wahrgenommen. Natürlich kann ich nur die englischsprachigen Kurse beurteilen, die ich auch selbst besuche. Womöglich sind die italienischen Veranstaltungen der Uni auf dem gleichen Level wie in Deutschland. Jedoch ist es möglich, mit relativ geringem Aufwand gute Noten zu bekommen. Was mir allerdings nicht gut gefällt, ist die Methodik: Es herrscht hier eher ein Laisser-faire (frei übersetzt: „Lassen Sie machen“). Das habe ich auch in den Gruppenarbeiten sowie individuellen Angaben gemerkt. Oftmals bekamen wir sehr vage Aufgaben, die wir lösen mussten, wie zum Beispiel „Macht eine Präsentation zum Zypernkonflikt“.

Trotz allem würde ich mich aufgrund der thematisch interessanten Kurse der sehr renommierten Dozierenden als auch meiner Mitstudierenden wieder für ein Auslandssemester an der LUISS in Rom entscheiden. Für einen vollwertigen Master suche ich mir allerdings lieber etwas anderes, da ich mit dem Niveau sowie der Arbeitsweise nicht warm werden konnte. Selbstverständlich ist die LUISS die Eliteuni Italiens (zusammen mit der Bocconi in Mailand). Jedoch glaube ich, dass dieser Name lediglich in Italien viel Aufmerksamkeit bekommt. Übrigens: Trotz ihrer sehr internationalen Ausrichtung sowie den guten Bewertungen kannte kaum jemand aus meiner Erasmus-Kohorte die Uni Mannheim – das Label „Elite-Uni“ ist also vielmehr relativ.

Ciao, a presto!

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