8. Januar 2024
Nach meinem Master ging es für mich drei Monate nach Gambia, um dort im Rahmen des ASA-Programms für eine Umweltorganisation zu arbeiten. Aber was genau macht eigentlich so eine Umweltorganisation in Gambia? Ich nehme euch mit in meinen Arbeitsalltag und erzähle von meinen täglichen Aufgaben und den Projekten. Seid dabei bei meinem ersten Auftritt live im Radio und Fernsehen!
In den ersten beiden Wochen des Projekts haben meine Projektpartnerin Luisa und ich uns meistens mit dem Leiter der NGO (Nichtregierungsorganisation/ Non-Governmental Organization) ‚Youth in the Move for Change‚ in der Bibliothek getroffen. Dort haben wir die verschiedenen Komponenten des Projekts geplant, einen Projektvorschlag erstellt, die Kosten ausgerechnet, uns einen zeitlichen Überblick verschafft und mögliche Sponsoren ausfindig gemacht.
Mein erster Auftritt im Radio und Fernsehen
Im Oktober waren wir hauptsächlich mit Auftritten bei verschiedenen gambischen Radiosendern sowie im Fernsehen beschäftigt. Ich war unglaublich nervös, da es mein erstes Mal im Radio und Fernsehen war. Was wäre, wenn ich mich versprechen würde oder gar etwas falsches sage? Ich war sehr froh, dass meine Projektpartnerin Luisa auch dabei war, und zusammen haben wir es ziemlich gut gemeistert. Die Radiosendungen waren live, und wenn eine von uns gerade keine Antwort auf eine Frage wusste, ist die Andere eingesprungen. Die Fernsehsendung wurde zum Glück am Tag vorher aufgenommen, sodass ich ein bisschen weniger aufgeregt war. Wir haben über Umweltprobleme wie Plastikverschmutzung sowie Klimawandel und dessen Auswirkungen in Gambia geredet. Dabei sind wir insbesondere auf steigende Meeresspiegel und Dürre eingegangen. Zusätzlich konnte ich mehr über das Spezialgebiet meiner Masterarbeit, Klima und Gender, sprechen. Am Schluss haben wir die Projekte der NGO vorgestellt und erklärt, wie junge Menschen unsere Arbeit unterstützen können.
Plötzlich Lehrerin spielen
Der November und Dezember war gefüllt mit mehreren Workshops in Schulen, bei welchen wir mit den Kindern über Klimawandel und Umweltprobleme in Gambia geredet haben. In Gruppenarbeiten haben wir Lösungsvorschläge entwickelt und darüber gesprochen, was jede*r im alltäglichen Leben machen kann, um etwas nachhaltiger zu leben. Manchmal gab es jedoch kleine Sprachbarrieren und alles musste erst in Wolof übersetzt werden.
Zusätzlich haben wir auch einen Workshop für Frauen in der Nachbarschaft organisiert. Dabei ging es erneut um Klimawandel und Umweltprobleme, aber vor allem darum, inwiefern Frauen und Mädchen stärker davon betroffen sind als Männer. Ich war mir nicht sicher, wie die Teilnehmerinnen auf das Thema reagieren würden
Was tun gegen Plastikverschmutzung?
Plastikverschmutzung ist ein großes Problem in Gambia, und auch das Meer und die Mangrovenwälder sind davon betroffen. Anfangs was ich noch geschockt von dem ganzen Plastik, das überall herumliegt, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und es gar nicht mehr so sehr wahrgenommen. Ein Grund für die starke Verschmutzung ist das fehlende geregelte Müllentsorgungs- oder Recyclingsystem. Deshalb haben wir in unserer Nachbarschaft eine Müllsammelaktion organisiert, an der vor allem viele Kinder fleißig teilgenommen haben. Leider kamen aber nicht wirklich viele Erwachsene. Ein Grund dafür ist, dass oft kein Bewusstsein für die Bedeutung einer sauberen Umwelt herrscht.
Meine Lieblingsaktion: Bäume pflanzen
Unsere letzte und auch spannendste Aktion war es, Bäume in unserem Viertel zu pflanzen (genaueres dazu könnt ihr in meiner vorherigen Instagram Story sehen). Dafür haben wir die Setzlinge bei einer Gärtnerei ausgewählt (hauptsächlich Palmen, Orangen- und Mangobäume) und sie anschließend zu uns ins Viertel gebracht. Um die kleinen Bäume gegen Ziegen zu schützen, haben wir Autoreifen herum gelegt.
Inzwischen ist unser Projekt zu Ende, und ich finde es sehr schade, dass es vorbei ist. Es gab Momente, in denen wir auf kulturelle Unterschiede bezüglich Zeitmanagement oder Arbeitsweisen gestoßen sind. Während ich erwartet hatte, einen geregelten acht Stunden Arbeitstag an fünf Tagen die Woche zu haben, sah die Realität anders aus. Da der Freitag im Islam ein wichtiger Tag ist an dem gemeinsam gebetet wird, hatten wir Freitags meistens frei. Zusätzlich mussten wir nicht arbeiten, wenn es während der Regenzeit zu stark geregnet hat. Außerdem war es schwierig, Dinge genau zu planen, da man nie genau weiß, wie lange man mit dem Taxi oder Bus irgendwo hin fährt, wann alle Personen da sind oder wann man anfangen kann. Auch sehr neu für mich war die Art der Kommunikation. Anstatt E-Mails online zu versenden haben wir diese am Laptop verfasst, dann aber ausgedruckt und persönlich bei der jeweiligen Person oder Organisation vorbeigebracht. Dies war nötig, um sicherzustellen, dass die Email auch wirklich gelesen wird.
Im Endeffekt konnte ich viel über andere Arbeitsweisen und neue Perspektiven lernen. Ich habe Einblicke in die Arbeit einer kleinen lokalen NGO erleben dürfen, gelernt, mich anzupassen, und mehr über Projektplanung sowie Realisierung im Klima- und Umweltbereich gelernt. Deshalb würde ich jederzeit wieder am ASA Programm teilnehmen und bin sehr glücklich über meine Entscheidung, nach Gambia zu kommen. 🙂