14. Februar 2020
Es ist mal wieder soweit. Klausuren stehen an, die Koffer sind noch nicht gepackt und warte mal … wann geht mein Flug nochmal? Auch wenn ich dachte, dass ich gut vorbereitet wäre, hab ich eine Sache nicht beachtet.
Zurück nach Brasilien
Nachdem ich 2018 bereits ein Auslandsjahr in São Paulo gemacht habe, geht es für mich jetzt wieder ins Land der Sonne und des Fußballs. Um genau zu sein, werde ich in Florianópolis ein Praktikum machen. Da ich mich 2016/17 bereits auf einen Auslandsaufenthalt in Brasilien vorbereitet habe, sollte es dieses Mal doch eigentlich einfach sein. Letztes Mal habe ich jedoch vor meiner Reise ein Praktikum in Deutschland gemacht, sodass ich mich um keine Klausuren kümmern musste. Jetzt habe ich Klausuren, Uni, Arbeit und Stress. Ein paar graue Haare habe ich übrigens auch schon gefunden.
Schlecht geraten
Als ich mich für mein Praktikum in Florianópolis beworben habe, musste ich schätzen, wie meine Klausuren liegen würden. Da das neue Semester noch nicht begonnen hatte, hatte ich keine genauen Daten und konnte nur aus meinen Erfahrungen sprechen. Wie es so kommen musste, liegt die Abschlussprüfung einer Portfolioprüfung genau im Zeitraum meines Auslandspraktikums. Kein Problem, sagst du? Kein Problem dachte ich mir auch. Da meine Universität ihre Studierenden bei Auslandsmobilität unterstützt, dachte ich, dass ich den Professor des Moduls bitten kann meine Prüfung zu verschieben. Also habe ich einfach mal angefangen die ersten Teilleistungen zu erbringen und ja, es war unüberlegt von mir, aber manchmal tut man Dinge ohne sich vorher zu informieren. Nach den ersten Wochen Uni habe ich also gefragt, ob ich meine Abschlussprüfung verschieben könnte und habe ein „Nein“ als Antwort bekommen.
Alles gebucht und jetzt?
Nach der negativen Rückmeldung dachte ich mir „Dann melde ich mich ab und belege das Modul ein anderes Semester.“ Der Witz dieser Portfolioprüfungen liegt jedoch darin, dass ich mich nach erbrachter Teilleistung nicht mehr von der Prüfung abmelden kann. Also habe ich diesen Flug nach Brasilien Ende Februar und diese Prüfung Anfang März und nur drei Versuche die Klausur zu bestehen bevor ich exmatrikuliert werde. Das klingt dramatischer als das es ist, ich geb‘ es zu, aber unter Stress scheint alles dramatisch zu sein, also bitte ich um Verständnis.
Als nächstes bin ich also zum Prüfungsamt gegangen und habe dort um Rat gebeten. Das Prüfungsamt hatte jedoch auch keine Lösung für mich. Also bin ich zum Assistenten vom Professor gegangen, der mir auch nicht helfen konnte. Danach bin ich zu einem Professor meines Vertrauens gegangen und habe ihn um Rat gebeten. Tatsächlich hat er mir geholfen. Er hat mit dem Prüfungsausschuss geredet, sodass ich einen formlosen Antrag stellen kann, um den Termin der Abschlussprüfung zu verschieben. Wie gesagt, meine Universität unterstützt Auslandsmobilität, also stand der Prüfungsausschuss hinter mir. Mit dem Antrag habe beim Professor noch eine Unterschrift eingeholt, bin zum Prüfungsauschuss und habe mir dort von denen eine Unterschrift geholt und mich dann beim Prüfungsamt von der Prüfung im März abgemeldet. Der Termin meiner Erstprüfung wird jetzt auf den Wiederholtermin verlegt, sodass es dem Professor des Moduls nicht noch mehr Arbeit macht.
Was ich daraus gelernt habe
Die letzten zwei Monate bestanden aus Stunden vor Ämtern und Büros, Hin und Her rennen von einem wichtigen Menschen zu einem anderen und einigen Absagen und Diskussionen zu der Situation. Nebenbei noch die erwähnte Arbeit, Vorbereitung auf Klausuren und die üblichen Vorlesungen und mein Privatleben.
Einige verpassen die Möglichkeit, im Ausland zu studieren oder ein Praktikum zu machen, weil ihnen der Stress zu viel ist und sie „ein Semester vergeuden“. Wann und Wo genau ich ein Semester vergeude, habe ich bis heute nicht verstanden. Zwar konnte ich dieses Semester das oben beschriebene Modul nicht abschließen, aber das war auch meine eigene Schuld. Das Wichtigste für jedes Projekt ist einfach die Vorbereitung und wenn diese nicht richtig gemacht wurde, dann ändert es danach die Arbeit um den Faktor 10. Abgesehen davon, habe ich viel aus dieser Erfahrung mitgenommen. Es ist schön zu sehen, dass ich mein Ziel erreicht habe, obwohl mir alle gesagt haben, dass ich es nicht kann. In Brasilien würde man vom „Jeito brasileiro“ (dt. brasilianische Lösung) sprechen. Dieses geflügelte Wort bedeutet, dass ich alles schaffe, was ich mir vorstelle, ich muss nur den richtigen Weg finden.