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Letzte Vorbereitungen: Von Plänen und der Wirklichkeit


Wie spontan ein Zahnarztbesuch sein kann, andere Geschichten von vor dem Abflug ins Auslandssemester und wie du es besser machen kannst.

Koffer packen, Zimmer ausräumen, letzte schöne Abende mit Freunden und der  Familie verbringen – so stellt man sich die letzten Tage vor dem Abflug ins Auslandssemester vor. Vielleicht noch ein bisschen Stress mit den Einreiseformalia, aber ansonsten ganz entspannt den Reiseführer wälzen …

Spoiler: So ist es (bei mir) nicht gewesen.

Ich bin Carla, und am 24. August geht es für mich los nach San Jose in Costa Rica, wo ich ein Semester lang Kurse zu den Themen environmental science and politics belegen werde. Heute möchte ich davon berichten, wie sehr mein Organisationstalent in der Zeit vor dem Abflug auf die Probe gestellt wurde, und was ich daraus gelernt habe.

Der Plan

Es fing alles vielversprechend an: Schon lange im Voraus hingen über meinem Schreibtisch ausgedruckte Übersichtskalender und To-do-Listen mit bunten Markierungen, eine stets aktuelle Excel-Packliste merkte sich geduldig alles, was ich mitnehmen wollte, und ich hatte einen Plan. Einen Plan für meine letzten Wochen vor dem Abflug.

Auch eine Wohnung vor Ort habe ich schon, mein Reisepass lag in der Schublade, nicht nur der Flug, sondern sogar der Shuttleservice vom Flughafen war schon gebucht. Du siehst: Ich mag es ordentlich, geplant und kalkulierbar. Doch es läuft eben nicht immer so, wie gedacht.

Ein türkisener Hartschalenkoffer liegt auf dem Boden, um ihn herum sind verschiedene Resiegegenstände gruppiert: Kamera, Schlafsack, regenjacke, Schuhe und so weiter.
So ordentlich sieht das Kofferpacken in der Realität nicht aus.

Die Wirklichkeit: Noch 14 Tage bis zum Flug

Die vorletzte Woche sollte eine arbeitsreiche Woche werden, denn am neunten Tag vor meiner Abreise stand noch eine sehr, sehr wichtige Abgabe in der Uni an: Mein Projektbericht für ein Forschungsseminar, für das ich und zwei Kommiliton:innen das ganze Semester lang hart gearbeitet hatten. Sollte also gut werden. Als ich grade meinen Workflow gefunden hatte, bekam ich Zahnschmerzen. Heftige Zahnschmerzen. Es hieß also, auf zum Arzt. Zwei spontane Termine später hatte ich wenig für die Uni geschafft, aber immer noch Schmerzen und die ganzen Kleinigkeiten, die ich noch vor dem Abflug organisieren musste, waren auch noch nicht weniger geworden. Mit Ibuprofen ausgestattet, schaffte ich es irgendwie, meine Arbeit fertig zu schreiben und abzugeben. Inklusive mehrerer kleinerer Nervenzusammenbrüche.

Das Gefühl, mir hier etwas aufgehalst zu haben, was ich niemals schaffen kann, wuchs von Minute zu Minute und ich schaffte es nur mit dem Gedanken daran, dass ich mir jetzt nicht selbst im Weg stehen möchte, weiterzumachen. Trotzdem blieben Zweifel. Dieses Auslandssemester ist doch mein absoluter Traum, wieso fällt es mir so schwer, die ganzen Dinge dafür zu organisieren? Eigentlich kann ich sowas doch, und alle anderen schaffen es ja auch …

Noch 9 Tage bis zum Flug

Nach der Abgabe war es mit dem Stress aber nicht vorbei. Auf meiner To-do-Liste standen immer noch: Eine Nachfolge für meinen SHK-Job finden und einarbeiten, die letzten Ausrüstungsgegenstände (Regenjacke!) kaufen, meine neue Kreditkarte organisieren, Briefwahl erledigen, Koffer packen und Unzähliges mehr … Ich lernte, Dinge auch einfach sein zu lassen. Der Plan, mir kurz vor Abreise noch ein schönes Oberteil selbst zu nähen, klang vor drei Monaten noch absolut klasse und umsetzbar. Mit Blick auf Einreiseformalia, Stipendienvereinbarungen und zu packende Koffer hatte er allerdings irgendwann keine Priorität mehr. Auch das Vorhaben, noch mal ein paar Tage Urlaub mit meinem Freund irgendwo in Deutschland zu machen, war zugunsten von mehreren kleinen Ausflügen und Treffen mit Freunden schon irgendwann im Juli von der To-do-Liste gestrichen worden.

Stattdessen verbrachte ich die Tage damit, mein Zimmer leer zu räumen, meine mitzunehmenden Sachen herauszusuchen und zu hoffen, dass ich nichts Wichtiges vergesse. Abends unternehme ich was mit Freunden – grillen, spazieren gehen, Spieleabende und verabschiede mich schon von ganz vielen.

Als die meisten gepackten Kisten aus der Wohnung raus waren, bin ich erleichtert. Endlich schaffe ich mal was.

Noch 2 Tage bis zum Flug

Die bis jetzt immer eher vernachlässigte Vorfreude kommt so langsam heraus. Zum Frühstück blättere ich im Reiseführer, das Zimmer sieht soweit ganz passabel aus, die Klamotten müssen nur noch in den Koffer rein. Endlich habe ich das Gefühl, das Ganze könnte doch noch zu schaffen sein. Geholfen hat dabei sicherlich, rigoros Prioritäten zu setzen und sich nur auf die wirklich absolut relevanten Dinge zu fokussieren. Für alles Weitere führe ich eine Liste, die mit „wenn Zeit  ist“ betitelt ist: für die Dinge, die ich noch gerne machen würde. Ab und an schaffe ich es tatsächlich, auch so etwas noch unterzubringen.

Carla steht in sommerlichen Klamotten an einem Wanderweg in der Lohmarer Heide. Hinter ihr ist ein großer Nadelbaum zu sehen und es scheint die Sonne. Sie trägt einen grünen Wanderrucksack.
Ich genieße die letzte Wanderung zu Hause – und führe schon mal meinen neuen Rucksack spazieren.

Eine lange Wanderung mit meinem Freund, Besuch von zwei ehemaligen Kommiliton:innen, abends entspannt eine Serie zu schauen: Das alles hilft, mir klar zu machen, welche unglaubliche Unterstützung ich erfahre und immer erfahren werde.

Mein letzter Tag in Deutschland

Ich habe ihn zunächst auf dem Zahnarztstuhl bei einer Wurzelbehandlung verbringen dürfen und bin danach noch mal in Ruhe meine To-do-Listen durchgegangen und habe geschaut, dass ich nichts vergessen habe. Den Abend habe ich gemeinsam mit meiner Familie und meinem Freund verbracht und dann ging es auch schon los in Richtung Frankfurt Flughafen – in Richtung Pura Vida – in Richtung Abenteuer. Endlich kann ich einfach sagen: Ich freue mich schon so sehr!!

… zum Thema Planbarkeit: es ist Bahnstreik angesagt, also mal schauen, wie ich zum Flughafen gekommen bin. Auf Instagram und Twitter halte ich euch auf dem Laufenden!

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