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Vorhang auf und Bühne frei für Peter Pan!


Ich hatte euch bereits in meinem vorletzten Blog über den Probenprozess von der diesjährigen Theaterproduktion Peter & the Starcatcher erzählt. Mittlerweile haben wir alle Aufführungen hinter uns gebracht und lasst mich euch schon mal eins vorwegnehmen: Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Was das genau bedeutet? Erzähl ich euch hier!

Nach einem zweimonatigen Probenplan war es dann endlich so weit, wir waren bereit für die ersten Shows und das Publikum. Unsere Premiere am 30.04.22 fand im Rahmen einer Eröffnungsgala statt. Die Bühne befindet sich nämlich im neuen Performing Arts Center, das dieses Semester zum ersten Mal genutzt wurde. Da das neue Gebäude von vielen Spenden finanziert wurde, gab es zur Premiere viele geladene Gäste (die Sponsoren), die gespendet haben. Da das gesamte Wochenende die Performing Arts des Colleges gefeiert wurden, gab es noch weitere Programmpunkte. Neben unserer Produktion hatten auch der Show Choir, Concert Choir und das Macon-Orchester einen Auftritt. Wir waren der letzte Programmpunkt des Tages am Abend um 19 Uhr. 

Der Cast von Peter & the Starcatcher am Gala-Wochenende
Am ersten Tag des Gala-Wochenendes (der Freitag) konnten wir als normale Gäste das Programm genießen.

Vorhang auf, Licht an und Action! 

Kurz vor der Aufführung begann die Nervosität. Das Ensemble kam in einem Kreis zusammen und wir machten ein kleines Warm-up:

  • verschiedene Zungenbrecher, um die Stimme und Artikulation in Gang zu bringen,
  • dehnen aller Körperteile und Motivationssprüche, um allen ein sicheres Gefühl zu geben. 

Dann war es so weit: Wir gingen auf die Bühne und erweckten die Welt von Peter Pan zum Leben! Tatsächlich verlief die Show (für mein Gefühl) sehr schnell. Was mir aber direkt auffiel und was wir im Laufe der Proben etwas aus den Augen verloren haben, waren die Zuschauerreaktionen. Da wir durch die Proben alle Witze schon gefühlt 100-Mal gehört haben, war uns gar nicht mehr so bewusst, wie lustig manche Dialoge sind. Die Reaktionen des Publikums waren sehr motivierend und gaben uns extrem viel Energie. Manchmal musste ich aufpassen, nicht auch in ein Lachen zu verfallen. Ihr merkt also die Beziehung zwischen den Spielenden auf der Bühne und den Zuschauenden war sehr lebendig und interaktiv.

Neben dem wundervollen Publikum verlief die Show auch sonst problemlos und es gab zum Glück keine großen Texthänger oder andere Missgeschicke. Nach der Show umarmten wir uns alle Backstage und konnten es gar nicht fassen, dass nach so langer und harter Arbeit die erste Show bereits vorbei war. Und wie das meistens so ist, wollten wir direkt noch mal auf die Bühne und dieses Adrenalin spüren. Unsere Regisseurin kam dazu und war sehr stolz auf uns und unsere Leistung. Es war rührend, ihre Worte zu hören und einfach zu merken, wie stark wir als Produktion zusammengewachsen sind. Zudem verteilte unsere Regisseurin an jeden von uns eine Dankeskarte, in der sie sich für unsere harte Arbeit und Motivation bedankte. Ich wurde schon etwas sentimental, da ich genau das erleben wollte: Teil einer Theaterproduktion zu sein während meines Auslandssemesters. Meine persönliche Mission war also schon zu diesem Zeitpunkt (spätestens) erfolgreich geschafft. 

Der Cast in der Umkleide nach einem kurzen Warm-up.
Das Foto entstand kurz nach unserer Shake-Therapy in der Umkleide 🙂

Premiere geschafft – weiter gehts!

Die nächsten Aufführungen waren am 04.05, 05.05., 06.05. und 07.05. Daher hatten wir zunächst drei Tage frei, was wirklich etwas seltsam war, da wir uns davor fast jeden Tag für mehrere Stunden gesehen haben. Mir wurde schnell bewusst, dass ich jede weitere Show in vollen Zügen genießen muss, da das Ende schnell kommen würde. Wie erwartet war das Publikum auch bei den restlichen Aufführungen sehr energetisch und reaktionsfreudig. Vor allem aber haben wir gemerkt, wie wir uns von Show zu Show gesteigert haben und die Reaktionen der Zuschauenden mit in unser Spiel integrieren konnten. Das hat unglaublich Spaß gemacht!

Nach jeder Aufführung sind wir in die Lobby gegangen, um mit unseren Freund:innen zu sprechen. Das Feedback war immer sehr positiv und die meisten waren sehr erstaunt, dass wir so eine lange Show innerhalb von zwei Monaten auf die Beine stellen konnten. Das war wirklich ein Reality-Check für uns, da man im Laufe eines sehr intensiven Probenprozesses gerne mal vergisst, was man eigentlich Woche für Woche so leistet. Vor jeder Aufführung entwickelten wir ein kleines Ritual, in dem wir alle zusammen kamen und eine sogenannte „Shake-Therapy“ veranstalten. Dazu versammelten wir uns in einem Kreis und fingen an, zu einem Lied zu tanzen. Dabei versuchten wir alle Sorgen des Alltags abzulegen und uns vollkommen auf den Spaß der Show zu konzentrieren. Das hat mir sehr geholfen, die Aufregung etwas abzulegen – jedoch gehört die immer dazu und ist auch wichtig. 

Der letzte Vorhang fällt!

Gut von Vorhang kann man bei unserer Show nicht wirklich sprechen, da wir keinen hatten, jedoch war die letzte Aufführung trotzdem sehr emotional. Direkt am Morgen hatte ich schon ein komisches Bauchgefühl, nicht weil es mir gesundheitlich nicht gut ging, sondern weil ich jetzt nicht schon aufhören wollte. Als ich zum Theater kam, umarmten wir uns erst mal alle und reflektierten die bisherigen Shows. Wir konnten es alle nicht fassen, dass das heute unsere letzte Show sein würde. Nach all der harten Arbeit, den Tränen, dem Stress, den langen Nächten, dem Schweiß und dem Spaß. Wir machten uns also alle fertig und trafen uns zu unserer „Shake-Therapy“. Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht, wenn ihr etwas zum letzten Mal macht, aber bei jeder Aktion dachte ich mir „das wirst du jetzt zum letzten Mal mit diesen bestimmen Leuten machen“ – I know dramatic, aber ich habe, das ist das Theatergen in mir.

Es war dann so weit, ein letztes Mal meine Spielkolleg:innen umarmen, bevor es auf die Bühne ging. Ich habe versucht, noch mal alles aus mir und den Szenen herauszuholen. Das Publikum war wieder sehr gut drauf und half uns dabei, diese wundervolle Erfahrung mit einem wundervollen Abschluss zu beenden. Nach dem letzten Applaus am Schluss kam die Regisseurin auf die Bühne und bedankte sich bei uns und dem gesamten künstlerischen Team. Zudem wollte sie sich von allen Seniors (also die Studierenden, die nach diesem Semester ihren Abschluss machen), verabschieden und rief jeden Einzeln hervor. Nach dem letzten Senior nannte sie meinen Namen und verriet dem Publikum, dass auch meine Zeit nun nach dem Semester hier am College leider vorbei sein wird. Ihr merkt also, es war ein sehr emotionaler letzter „Vorhang“. 

Ich bin unglaublich dankbar, dass ich Teil dieser wunderbaren Show sein durfte und diese unvergesslichen Erfahrungen sammeln konnte. Ich wurde von Anfang an herzlich und mit offenen Armen vom gesamten Cast empfangen und habe aufgrund der Produktion sehr schnell Freund:innen finden können. Und ich bin mir sicher, dass diese Freundschaften auch nach meiner Zeit hier in den USA halten werden. Der Cast muss nämlich auch mal ein paar Theater in Deutschland kennenlernen. 

See you soon!

David

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