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Was ich beim Wandern über Brasilianer gelernt habe


Den Jakobsweg – ich habe ihn bestritten! Naja, nicht ganz. Auch wenn es nur die abgespeckte Version in Brasilien war – der Caminho Gaúcho de Santiago de Compostela war eine einmalige Erfahrung! Auf schwere Bedingungen bei bis zu 37°C hatte ich mich eingestellt, aber mit kulturschockähnlichen Situationen hatte ich nicht gerechnet!

Janette Benninghoff auf dem Wanderweg
Wandern bei 37 Grad

Der Wanderausflug war eine organisierte Tour von einer lokalen Reiseagentur, die regelmäßig Trips zu verschiedenen Zielen anbietet. Ich hatte mich bereits einige Wochen im Voraus zusammen mit einer Freundin aus Frankreich für den Ausflug angemeldet. Pünktlich um 7 Uhr brach der Bus in Richtung Santo Antônio da Patrulha auf, von wo aus die Wanderung starten würde. Die Busfahrt dorthin dauerte ca. 2 Stunden, und da ich sehr früh aufgestanden war (was ich hier absolut nicht gewöhnt bin), wollte ich noch ein bisschen Schlaf nachholen, um dann richtig fit für die Wanderung zu sein.

Erster Kulturschock: Eine Busfahrt, die ist lustig …

Doch es kam anders: Wir wurden begrüßt von einer hochmotivierten, voller Energie sprudelnden Reiseleiterin, die uns lauthals einige La-Ola-Wellen abverlangte. Aber es wurde noch besser! Um uns die Fahrtzeit zu verkürzen, schlug sie vor, dass jeder der Teilnehmer nach vorne ans Mikro kommen sollte, um sich vorzustellen. Und das hatte nichts mit dem zu tun, wie Deutsche sich in einer Runde mit lauter Fremden vorstellen würden! Die gut gelaunten Brasilianer erzählten was sie beruflich machten, wie alt sie waren, welche Reisen sie schon gemacht hatten und immer wieder wurde von den Anderen reingerufen: „Uuund, bist du verheiratet, geschieden oder Single?“ Damit wäre in Deutschland dann vermutlich die Grenze überschritten gewesen. Es war auf jeden Fall sehr unterhaltsam, aber an Schlaf war auf der Fahrt dann natürlich nicht mehr zu denken!

Zweiter Kulturschock: Brasilianer lieben Selfies!

Nachdem wir in Santo Antônio da Patrulha angekommen waren, tranken wir einen Kaffee und machten einige Aufwärmübungen. Dann ging es endlich los! Doch auf den ersten Metern des Wanderweges kamen wir nur schleppend voran: Wir kamen an einer Kirche, einem Brunnen und einer Beschilderung des Weges vorbei und überall hieß es zunächst: Gruppenbild und Selfies!! Ich mache ja schon von allem viele Fotos, aber da übertreffen mich die meisten Brasilianer doch deutlich! Nach dem ersten Kilometer entzerrte sich die Gruppe aber und es wurde entspannter.

Dritter Schock: die Hitze …

Bei strahlend blauem Himmel war die Landschaft wunderschön und ich genoss es sehr, einmal aus der Großstadt herauszukommen und die Natur auf mich wirken zu lassen. Aber die Hitze war in der Tat fast unerträglich! Jedes Stück Wanderweg mit ein bisschen Schatten wurde von Allen herbei gesehnt. Es gab auf der Strecke auch kein Café oder Ähnliches, sodass wir heilfroh waren, als Anwohner uns zwischendurch willkommen hießen, uns ihre Toilette zur Verfügung stellten und uns mit Wasser versorgten. Denn die zwei Liter, die ich mitgebracht hatte, mussten dringend nachgefüllt werden! Zum Glück fuhr auch ein Reiseleiter mit dem Auto hinterher, sodass einige Teilnehmer sich dort ein bisschen entspannen konnten. Die letzten vier km gingen erstaunlicherweise schnell um, da man einen tollen Ausblick auf einen See hatte und das Ziel schon in Sicht war. Nach 3,5 Stunden hatten wir es geschafft! Erschöpft, aber glücklich und gut gelaunt hatte ich die 12 km hinter mich gebracht! 

Abgerundet wurde der Ausflug in einem sehr schönen Park, in dem wir ein cachaça (Spirituose aus Zuckerrohrsaft, die hier sehr viel getrunken wird und mit der Caipirinha gemixt wird) Museum besuchten und die Statue von Santo Antônio bewundern durften.

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