27. Juli 2021
Bevor es richtig mit dem Prüfungsstress los geht, wollte ich unbedingt noch einen Ausflug am Wochenende unternehmen. Zusammen mit einem Kommilitonen endete dieser ziemlich aufregend.
Bereits als wir in den Osterferien eine Wanderung zu einem Wasserfall im Lagodekhi Nationalpark gemeinsam unternommen hatten, entschieden wir zu einem späteren Zeitpunkt auch noch die drei-Tages-Tour zum Black Rock Lake zu unternehmen. Wegen der Kälte und dem Schnee in den Bergen ist dieser Weg erst ab Juni begehbar. Lagodekhi liegt im Osten Georgiens, an der Grenze zu Aserbaidschan und Russland. Von Tbilisi aus fährt man mit der Marschrutka nur zweieinhalb Stunden dorthin.
Die Vorbereitung
Der Ranger aus dem Büro des Nationalparks hatte uns bereits beim ersten Mal gesagt, dass man für diese Tour gut ausgestattet und körperlich fit sein muss. Insgesamt muss man 42 Kilometer und steil aufsteigen, bis man den See auf 2700 Metern Höhe erreicht. Wegen der Kälte sollte man gute Ausrüstung dabei haben. Wir haben uns qualitativ hochwertige Ausrüstung in Tbilisi ausgeliehen, da es sich Vorort meistens um alte Schlafsäcke handelt, in denen man ziemlich friert. Da man warme Kleidung für die Berge braucht und alle Lebensmittel mit sich tragen muss, haben wir uns einen Guide und Pferde für die Tour gebucht. In Transporttaschen haben wir unser ganzes Gepäck auf den Rücken der Pferde geschnallt und sind gestartet. Der Guide konnte nur georgisch sprechen, deshalb lief die Verständigung drei Tage lang nur mit Händen und Füßen.
Der Weg zum Black Rock Lake
Der erste Tag führt über den Fluss, durch den Wald bis zur ersten Schutzhütte in den Bergen. Bereits dort kann man tolle Aussichten genießen. Die Hütten sind sehr einfach ausgestattet. Es gibt Stockbetten, der Strom des Solarpanels reicht für das Licht am Abend und die Toiletten beschränken sich auf ein Loch im Boden. In der Nähe der Hütten gibt es eine natürliche Wasserquelle, an der man sich erfrischen oder seine Wasserflasche auffüllen kann.
In der Nacht kann man mit Mäusen rechnen, die in den Hütten nach Essen suchen. Nachdem auf dem letzten Ausflug meine Lebensmittel über Nacht aufgegessen wurden, habe ich dieses Mal besonders aufgepasst.
Am nächsten Morgen sind wir früh aufgebrochen, um weiter aufzusteigen. Unterwegs kann man an einigen Aussichtspunkten sogar bis nach Aserbaidschan schauen. Bevor man das letzte Stück bis zum See antreten kann, muss man sich in den Bergen bei der Grenzpolizei mit dem Reisepass registrieren.
Der See liegt zur Hälfte auf georgischem Boden, zur anderen Hälfte auf russischem. Deshalb ist es strengstens verboten, den See mit einem Spaziergang zu umrunden. Man würde ohne Erlaubnis über die russische Grenze gehen und es würden Konsequenzen drohen. Tatsächlich haben wir einen russischen Soldaten gesehen, der versteckt mit einem Fernglas die Grenze bewacht hat.
Vom See aus ist man in vergleichsweise kurzer Zeit bei der zweiten Schutzhütte angekommen. Diese liegt nochmals höher, als die der ersten Nacht. Trotz der 39 Grad in Lagodekhi war ich froh meine dicke Winterjacke dabei zu haben, denn nach Sonnenuntergang wird es richtig kalt dort oben.
Der Abstieg und die Überraschung bei der Ankunft
Da man am letzten Tag viele Höhenmeter wieder absteigen muss, konnten wir nicht reiten und mussten unsere Pferde führen. Als es zu steil wurde, haben wir die Pferde vor uns hergehen lassen. An zwei Punkten während dem Abstieg haben die Pferde auf uns gewartet, wir haben eine kurze Pause gemacht und sind weiter gelaufen. Auf dem letzten Stück haben wir weder unseren Guide, noch die Pferde gesehen oder gehört.
Als wir endlich unten ankamen, trafen wir den Guide wieder. Jedoch ohne die Pferde, die noch immer unser ganzes Gepäck auf dem Rücken hatten. Wir hatten die Hoffnung, dass die Pferde schon weiter bis zum Büro des Nationalparks gelaufen waren. Auf dem Pfad zurück zum Büro des Nationalparks trafen wir auf weitere Ranger, die sichtlich nervös waren. Als wir angekommen waren, wurde uns gesagt, dass die Pferde nicht angekommen sind. Ich hatte neben meinen ganzen Klamotten leider auch meinen Geldbeutel mit Personalausweis und Kreditkarte in der Tasche auf dem Pferd.
Wir sollten uns in den Außenbereich des angrenzenden Hotels setzen und warten, bis die Pferde wieder gefunden werden.
Nachdem immer mehr Zeit verging und mehr Ranger in den Wald geschickt wurden, um die Pferde zu finden, wurde sogar ein Priester geschickt und es wurde gebetet. Auch die Mitarbeiter des Hotels hatten alles mitbekommen und uns wurde hausgemachter Wein und selbst gepflückte Beeren geschenkt.
Nach sieben Stunden Wartezeit entschieden wir in unser gebuchtes Guesthouse zu gehen. Die Besitzer hatten die Geschichte auch schon mitbekommen und uns georgisches Abendessen vorbereitet und Klamotten bereitgelegt. In viel zu großen, dafür aber sauberen Klamotten haben wir unser Essen trotzdem genießen können. Nach neun Stunden Suche standen tatsächlich die Ranger und unser Guide mit unseren Sachen vor der Tür. Es war mittlerweile 23 Uhr und stockdunkel, aber zum Glück ist alles gut ausgegangen und wir konnten am nächsten Tag nach Tbilisi zurück fahren und unsere Vorlesung besuchen.