1. November 2021
Seitdem ich in Grenoble bin, verbringe ich meine Freizeit am liebsten mit Wandern. Da kommt mir ein Wanderwochenende gerade recht! Was ich in den zwei Tagen (auch fernab vom Bergsport) erlebt habe, davon berichte ich hier.
Ich schaue in mein E-Mail-Postfach und lese die Rundmail von einer der Hochschulgruppen an der Sciences Po Grenoble: Die „Association Sportive“ lädt Studierende aller Jahrgänge zu einem gemeinsamen Wanderwochenende ein. Ist das nicht die perfekte Gelegenheit, mehr mit französischen Studierenden in Kontakt zu kommen? Ich melde mich also für das Wochenende an und bezahle für Unterkunft, Transport und Essen etwa 50 Euro.
Noch mal eine Klassenfahrt miterleben
Mein Samstag beginnt mit Frühaufstehen. Um 6:40 Uhr treffen sich alle angemeldeten Studierenden vor dem Unigebäude, etwa 50 an der Zahl. Mit dem Bus fahren wir zunächst zur Herberge, in der wir die Nacht zu Sonntag verbringen werden. Doch schon allein die Busfahrt löst bei mir reichlich Gefühle aus: Auf der einen Seite erinnere ich mich an meine Schulzeit: Laute Musik und viele lebhafte Gespräche versetzen mich zurück in meine Klassenfahrten zu Schulzeiten. Auf der anderen Seite fühle ich mich etwas überrumpelt, denn unter den Teilnehmenden sind zwei Freunde und ich die einzigen internationalen Studierenden. Auf mich wartet ein Wochenende mit viel Französisch.
Viele Studierende an der Sciences Po Grenoble engagieren sich neben ihrem Studium in einer Hochschulgruppe, die in Frankreich „association“ oder abgekürzt „asso“ heißen. Neben der bereits erwähnten „Association Sportive“ gibt es unter anderem auch eine studentische Blaskapelle, eine Unizeitung sowie Gruppen zum Thema Nachhaltigkeit, Feminismus oder Unternehmensberatung. Eine Auflistung aller Hochschulgruppen gibt es hier zu finden.
Die Wanderung beginnt. Unser Ziel ist Chamrousse im Gebirge von Belledonne. Ich nehme meinen Mut zusammen und spreche französische Studierende an, die ich vorher noch nicht kannte. Mumm zahlt sich aus! Ich lerne die studentische Perspektive der Sciences Po Grenoble kennen und übe gleichzeitig Französisch. Unsere Mittagspause verbringen wir an den Seen „Lacs Robert“ – idyllisch gelegen mitten in den Bergen.
Ein Abend mit Essen, Tanzen und Gespräche
Zurück in der Herberge beginnt unser Abend mit einem Aperitif. Zum Abendessen gibt es Croziflette, einem klassisch französischen Alpengericht. Es handelt sich dabei um einen Käseauflauf mit Buchweizennudeln. Direkt danach wird die Tanzfläche eröffnet, nebenan werden Kartenspiele gespielt und auf dem Balkon wird sich entspannt unterhalten: Wieder erinnere ich mich an meine Klassenfahrten in der Schule zurück und freue mich, den Abend in guter Gesellschaft verbringen zu können. Ein Song wurde während des Abends rauf und runter gespielt: „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino. Weil selbst die studentische Blaskapelle dieses Lied spielt, fühlt es sich manchmal so, als wäre das die Hymne der Sciences Po Grenoble. In jedem Fall habe ich jetzt einen Ohrwurm, der mich noch eine Weile begleiten wird.
Am Sonntag stehen ein Spaziergang sowie ein Workshop zum alpinen Umweltschutz an: weniger sportlich als am Vortag, aber mindestens genauso interessant. Als es schließlich Zeit für die Rückfahrt ist, lasse ich die beiden Tage Revue passieren und bin froh, mich für eine Aktivität angemeldet zu haben, die sich nicht explizit an internationale Studierende richtet. Gerne wieder!