3. Juni 2017
Meine letzten Tage in Milwaukee brechen an. Also Zeit für einen kleinen Rückblick auf meine Zeit in den USA. Und die war wirklich fantastisch, aber trotzdem hat es garnicht so positiv begonnen, wie es sich dann entwickelt hat. Warum es voll okay ist, einen Kulturschock zu haben.
Für mich persönlich kann man von einem Kulturschock reden, wenn man woanders hingeht und es ganz anders ist, als man es sich vorgestellt hast. Anderes Essen, andere Sitten, andere Umgangsformen – das alles kann einen Kulturschock auslösen. Und es kann in ihn in vielen verschiedenen Formen geben. Vielleicht wundert dich nur etwas, du fühlst dich etwas unwohl, vermisst zu Hause, oder (bist wie das Wort es sagt) wirklich schockiert von der fremden Kultur. Ich erinnere mich lebhaft an meine ersten Stunden und Tage in den USA und hatte das erste Mal in meinem Leben etwas, was ich als Kulturschock bezeichnen würde. Und das soll nicht heißen, dass ich schlechte Erfahrungen hatte, oder die USA direkt blöd fand. Es war halt einfach anders und ein wahres Kontrastprogramm zu China, wo ich vorher längere Zeit war. Vielen würden wahrscheinlich denken, dass ich dort einen Kulturschock hätte haben müssen. Schließlich ist es dort ja so anders, anders als unsere westliche Welt. Aber der Kulturschock bleibt aus. Es bleibt nur das Wissen, dass ein Kulturschock überall passieren kann – auch im vermeintlich so ähnlichem Land/Dorf/Sportverein.
Bei mir persönlich hing mein Kulturschock glaube ich mit Erwartungen an das unbekannte Land zusammen. In China war ich offen für alles, eingestellt auf eine andere Welt und darauf, viel Neues zu lernen. Bei den USA hatte ich erwartet, dass es doch so ähnlich zu Deutschland sein wird. Zu großen Teilen wegen dieses Denkens wurde ich in einen kleinen Schockzustand versetzt, als ich viele Unterschiede am Anfang sah. Bei meiner Ankunft in Chicago waren die Straßen menschenleer, im Supermarkt hingegen wurde ich von den einzigen Menschen draußen nach den Wochenendplänen gefragt, beim Smalltalk mit den Locals war ich nicht mit ihnen auf einer Wellenlänge, Studenten haben ganz andere Interessen, man sah mich schräg an, wenn ich nachts allein unterwegs war – und vieles mehr. Bin ich wirklich so anders? Bin ich wirklich so ,,deutsch“? Das waren Fragen, die mir im Kopf herumschwirrten. Begründen würde ich es mittlerweile als die Angst vor dem Unbekannten und der Angst, einer neuen Kultur nicht gerecht zu werden. Rückblickend kann ich darüber jedoch nur schmunzeln, sind all die genannten Dinge mittlerweile doch so normal für mich. Letztendlich kann man sich nämlich an alles gewöhnen und selbst positive Aspekte an etwas Unbekanntem entdecken.
Wie das eine Germanistin meiner Heimatuni so schön ausgedrückt hat: ,,Nur wer sich mit schwierigen [beziehungsweise in meinem Fall ungwohnte] Situationen auseinandersetzen muss, sammelt nachhaltige Erfahrungen“ (Frau Henze in einem Artikel auf Zeit Online).
Ein Kulturschock muss demnach nicht immer etwas Schlechtes sein, sondern kann ein Weg sein, mehr über sich selbst und die eigene Kultur herauszufinden. Am Ende dieses Aufenthalts nehme ich Kultur, Menschen, Sitten und mich selbst nämlich viel genauer wahr. Und am meisten habe ich gelernt mein Leben zu Hause zu schätzen, aber auch offen für Neues zu sein. Ich möchte festhalten an Dingen, die ich an meinem Alltag in Deutschland schätze, aber auch Dinge, die mir am Leben hier gefallen, in Deutschland integrieren.
Also mit Kulturschock, aber trotzdem positiven Eindrücken ab nach Hause.