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Warum (schon wieder) in die Niederlande?


Nach meinem Bachelor in Maastricht, zieht es mich für meinen Master wieder zu unseren niederländischen Nachbarn nach Wageningen. Aber warum? Ich hatte gute Gründe, aber auch kleine Bedenken.

An der Uni: Der Kunde ist König

Zuerst die schlechte Nachricht: Im Gegensatz zum deutschen Hochschulsystem, muss man in den Niederlanden Studiengebühren von etwa 2.000 € im Jahr bezahlen.

Und jetzt die vielen guten: Das Geld ist es wert! Ganz im Sinne von „der Kunde ist König“ wird das Studium für die Studierenden so angenehm wie möglich gestaltet. Das bedeutet, dass Stundenpläne von der Uni zusammengestellt werden, so dass alle gewünschten Kurse belegt werden können. Die Ausstattung der Unis mit PCs, die Gebäude, Labore und sonstige Einrichtungen sind auf dem neusten Stand. Beim IT Help Desk zum Beispiel wird jedem Studierenden bei technischen Problemen mit seinem Laptop oder dem Internet geholfen, sowie kostenlose oder vergünstigte Software bereitgestellt. Die Gruppen sind klein und keiner muss sich um einen Platz im Hörsaal schlagen. Außerdem genießt man eine sehr persönliche Betreuung, indem jeder Student einen Berater an seiner Seite hat, der bei der Fächerwahl hilft. Durch diese Betreuung und die kleinen Gruppen, ist das Leben an der Uni sehr persönlich. Dass sich in Holland die meisten duzen – egal ob Professor oder wissenschaftlicher Mitarbeiter – trägt zu der lockeren Atmosphäre bei. Neben des Lehrauftrags nehmen die meisten niederländischen Unis auch die sozialen Belange der Studierenden ernst. Ein Beispiel hierfür ist das hervorragende Sportangebot der Uni. An der Uni Wageningen zahlen Studenten etwa 85€ im Jahr um das Kursangebot, das von (Aqua) Aerobic über Kickboxen und Pilates bis hin zu Zumba reicht, das Fitnessstudio, das Schwimmbad und jede Mannschaftssportart, die man sich vorstellen kann, wahrzunehmen. Ich freue mich schon darauf dieses vielfältige Sportangebot auszunutzen. Summa summarum habe ich mein Dasein als „Kunde“ des niederländischen Hochschulsystems im Bachelor genossen, so dass mir die Entscheidung für einen Master in Holland leicht gefallen ist.

Der frühe Vogel

Wer mich kennt wird bestätigen, dass ich zu der Kategorie „frühe Vögel“ zähle. Deswegen war ich auch früh mit meinen Bewerbungen für den Master dran und habe mich bereits im Dezember und Januar für meinen Master in verschiedenen europäischen Ländern beworben. Dass ich bereits Ende Januar wusste, welche Optionen mir offenstehen und ich mich für Wagenignen entschieden habe, hat mir bei der Planung geholfen. Ehrlich gesagt, konnte ich dadurch auch viele Nächte viel beruhigter schlafen. Was ich damit sagen will, für alle „frühen Vögel“ unter euch ist ein Studium in den Niederlanden ideal, da man früh planen kann. Eine frühe Zusage heißt nämlich auch mehr Zeit für die Zimmersuche (dazu später mehr).

Das Land und die Menschen

Das Lebensgefühl bei unseren Nachbarn hat mich zum Dableiben animiert. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen – ich komme bei einer Bus- oder Bahnfahrt fast immer mit jemanden ungeplant ins Gespräch. Beim Rad fahren grüßt man sich. Allgemein finde ich es super, dass hier so viel Rad gefahren wird. Das öffentliche Leben ist effizienter organisiert als bei uns. So kann man bei vielen Gemeinden Termine auf dem Amt online machen, um Wartezeiten zu vermeiden. Viele Dinge, für die man bei uns viel Nerven und Zeit verschwenden müsste, kann man ganz einfach online regeln. So kann ich zum Beispiel meinen Zuschlag, den ich vom Staat für meine Miete erhalte, online anfragen (dazu in einem späteren Beitrag mehr) und meine Registrierung bei der Stadt hat nur 30 Minuten in Anspruch genommen. Diese Alltäglichen Dinge, auch wenn sie noch so nichtig erscheinen, erleichtern vieles.

Also warum?

Die zwei Hauptgründe für mein Studium überhaupt nach Holland zu gehen, waren das „der Kunde ist König“-Argument und, dass ich auf Englisch studieren konnte. Beides hat mich im Bachelor überzeugt. Außerdem ist mir damals auch bewusst geworden, dass ich gerne akademisch-theoretisch arbeite und dass ich das in Holland mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und der Ausstattung voll ausleben kann.

Die positive Atmosphäre und die Leichtigkeit, die dieses Land ausstrahlt haben mich zu einem echten NL-Fan gemacht. Die Niederlande sind zwar unsere Nachbarn, aber in vielen Punkten anders als Deutschland. In diesem Sinne ist es ein kleines Abenteuer hier zu leben ohne wirklich exotisch zu sein. Ich freue mich auf die Zeit hier und hoffe meine hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht und meine Ängste nicht bestätigt. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Genau das Gleiche und doch ganz anders

Meine Erwartungen an den Master hier in Wageningen basieren auf den Erfahrungen, die ich Maastricht gemacht habe. Jedoch sind die Erfahrungen nur bedingt übertragbar. Wageningen ist eine Campus Uni, während in Maastricht die Fakultäten über die Stadt verteilt waren. Wageningen ist eine technisch-naturwissenschaftliche Uni, während ich in Maastricht hauptsächlich von Sozialwissenschaftlern umgeben war. Maastricht ist drei Mal so groß wie Wageningen. In Wageningen wohne ich in einem Studentenwohnheim mit ca. 200 anderen Studenten, während ich in Maastricht in einem Haus mit sieben anderen Mädels gewohnt habe. Ich fange also doch noch mal bei Null an. Ich kenne kaum jemanden hier, kenne mich an der Uni nicht aus, kenne die Stadt und die Umgebung nicht, weiß nicht wie die Professoren sind und habe noch keine Stammkneipe. Ab Freitag nehme ich an der Einführungswoche (Annual Introduction Days) teil. Das ist eine große Party- und Kennenlern-Woche, die in jeder niederländischen Uni-Stadt veranstaltet wird. Das wird meine erste holländische Einführungswoche sein und ich bin gespannt was mich erwartet.

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