13. August 2016
„Ein Auslandsaufenthalt macht sich immer gut im Lebenslauf!“ Diesen Ratschlag habe ich auf tausend Internetseiten gelesen und auch von vielen Leuten gehört. Internationalität ist mittlerweile vielen kein Fremdwort mehr, es ist normal mehr als eine Sprache zu sprechen und viele steigen mehrmals im Jahr ins Flugzeug und entdecken andere Ort.
Auch ich habe mich für ein Auslandssemester entschieden – wenn auch nicht aus dem Grund, dass es sich im Lebenslauf gut macht.
Doch zu diesem Entschluss gehören eine Menge Fragen. Einigen typischen Fragen versuche ich in diesem Artikel auf den Grund zu gehen.
Welches Land?
Die vermutlich wichtigste Frage, denn sie entscheidet die weitere Planung maßgeblich.
Vielleicht hast du schon ein Land im Kopf, das sich fasziniert oder wo du gerne mal hin würdest. Denk’ daran, dass es einen Unterschied macht, ob man „nur“ zum Urlaub dort ist, oder bis zu einem Jahr in einer anderen Welt lebt.
Entscheidungskriterium 1: Sprache
Ein ganz entscheidender Punkt ist die Frage nach der Landessprache. Willst du in ein englischsprachiges Land, wie beispielsweise die USA, Kanada, Neuseeland oder Australien, dann sollte es keine großen Sprachbarrieren geben. Hier wird in der Universität, wie im Land selbst, Englisch gesprochen und du wirst vermutlich nur einen Nachweis deiner Englischfähigkeiten einreichen müssen (TOEFL etc.). Der Vorteil hier liegt auf der Hand – du hast es leicht dich zu verständigen und kannst deine schon vorhandenen Sprachkenntnisse auf Vordermann bringen. Vor allem für Leute, die noch nicht häufig im Ausland waren oder keine weitere Sprache neben Englisch beherrschen, ist das eine gute Option.
Willst du in andere Länder, dann ist es von Vorteil und meistens auch gefordert mindestens ein Minimum der Landessprache zu beherrschen. Willst du also nach Südamerika, solltest du Basiswissen Spanisch schon mitbringen. An mehreren Universitäten kannst du trotzdem Vorlesungen auf Englisch besuchen und eine weitere Fremdsprache während deines Aufenthalts erlernen.
Hast du „exotischere“ Ziele, wie Korea, China oder Japan im Kopf, dann keine Sorge. Hier brauchst du meistens keine Sprachkenntnisse, Englisch ist ausreichend. Oftmals empfiehlt es sich jedoch an der Universität einen Anfängerkurs der jeweiligen Landessprache zu belegen.
Entscheidungskriterium 2: Nähe zur Heimat
Ein Auslandssemester bedeutet mehrere Monate in einem anderen Land zu leben. Ist es das erste Mal, dass du für einen längeren Zeitraum ins Ausland gehst, kannst du ein von der Heimat nicht allzu weit entferntes Ziel auszuwählen. So kannst du im Zweifel schneller nach Hause fliegen oder besucht werden.
Entscheidungskriterium 3: Klima
Willst du lieber ein Auslandssemester am Strand beim surfen machen oder doch im Schnee in den Bergen? Ein oft unterschätzter Punkt ist das Klima! Es macht einen riesigen Unterschied, ob du deinen Winter in Russland bei zweistelligen Minusgraden verbringst oder deinen Sommer in Dubai bei annähernd 50 Grad. Schau also am besten vorher kurz nach, wie sich das Wetter sich über das Jahr verteilt, denn so kann man auch Regenphasen umgehen oder Hitzewellen.
2. Wie lange?
Wenn du schon eine Idee hast in welches Land des dich zieht, ist die nächste wichtige Frage für wie lange du unterwegs sein möchtest.
Optionen gibt es viele: Kurzaufenthalte von einigen Wochen und Monaten, ein klassisches Semester sechs Monate lang oder doch ein ganzes Jahr.
Wichtig ist hier auch „Frage 3: Anrechnen lassen oder nicht?“, denn danach kann sich viel richten, aber dazu unten mehr.
Grundsätzlich ist es ganz dir überlassen. Ob kurz oder lang – beides hat seine Vor- noch Nachteile, die jeder für sich abwägen muss. Vermeiden kann man aber zwei Dinge: zu kurze und zu lange Aufenthalte. Zu kurz würde heißen, du fliegst in ein neues Land, lernst die ersten Menschen kennen, fängst an die Kultur zu verstehen, musst dann aber schon wieder nach Hause.
Im Schnitt lohnen sich zum Einleben in eine neue Umgebung mindestens drei Monate. So hast du genügend Zeit anzukommen, Kontakte zu knüpfen und das Land zu entdecken.
Zu lange Aufenthalte können bei Zeiträumen über einem Jahr schwierig werden. Teilweise bekommt man dann nämlich böse Briefe vom BAFöG-Amt oder der Universität, wenn man nicht 1:1 im Ausland studiert. Willst du trotzdem so lange unterwegs sein, dann lohnen sich unter Umständen mehrere kürzere Aufenthalte in mehrere Ländern um so möglichst viele Eindrücke sammeln zu können.
3. Anrechnen lassen oder nicht?
Es gibt die Option sich ein Auslandssemester komplett in Deutschland anrechnen zu lassen. So verliert man kein Semester und kann nach seiner Rückkehr ohne Zeitverlust weiter studieren. Für Freunde der Regelstudienzeit ist das sicherlich eine gute Option. Ein weitere Vorteil ist, dass viele Universitäten Verträge mit Partnerhochschulen haben und sichergestellt ist, dass man seinen Studiengang auch im Ausland studieren kann.
Die zweite Option ist es, sich die Zeit im Ausland nicht anerkennen zu lassen und in Deutschland ein Urlaubssemester Pause zu nehmen. So kann man sich zwar nichts anrechnen lassen, hat dafür aber die Möglichkeit aus einem weiten Feld von Studienfächern Kurse zu wählen. So kannst du auch in Dinge aus ganz anderen Fachbereichen schnuppern und deinen Horizont erweitern.
Es gibt keine klaren Vorteile einer Variante, das einzige was zu beachten ist, wäre der Punkt der Finanzierung. Viele Stipendien beispielsweise sind daran geknüpft, dass man sich Kurse im Ausland anrechnen lassen kann, darauf ist also zu achten.
4. Partnerhochschule oder Free Mover?
Last but not least: Wählt man eine Partnerhochschule oder organisiert sich seinen Aufenthalt selbst? Diese Frage hängt ganz stark vom eignen Engagement und der Zeit ab. Ein selbst organisierter Aufenthalt als so genannter „Free Mover“ ist intensiver, da es keine bestehenden Kontakte zur Zieluniversität gibt. Dafür kannst du jedoch aus allen Universitäten dieser Welt aussuchen und bist nicht beschränkt auf das Angebot deiner Hochschule. Wählst du eine Partnerhochschule gibt es bestimmte Verträge zwischen deiner Uni und der Uni im Ausland. Hier werden oft Gebühren oder sogar die ganzen Studienkosten übernommen. Außerdem gibt es meistens schon andere Studenten, die vor dir an der gleichen Uni studiert habe und von deren Erfahrungen zu profitieren kannst.
P.S: Wenn ihr aber schonmal ein Semester in einem anderen Land verbringt, dann schreibt es auch gerne in den Lebenslauf, denn schaden wird es auf keinen Fall! 😉