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Was in Schweden ganz anders läuft

Fakt ist: Jedes Land hat seine eigene Mentalität und Bereiche, in denen es seine Spezialitäten hat. Als ich mich die ersten Wochen in Schweden eingelebt habe, sind mir hier vor Ort einige Dinge aufgefallen, die ich so aus Deutschland überhaupt nicht kenne und die für die Schweden komplett selbstverständlich sind. Welche das sind, verrate ich dir in diesem Blogbeitrag!

Als ich in Schweden angekommen bin, führte mich der erste Gang natürlich erst einmal in den Supermarkt. Was mir direkt aufgefallen ist, ist, dass alle Supermärkte und auch einige andere Geschäfte, darunter Kleidungsgeschäfte oder Schreibwarenläden auch am Sonntag geöffnet haben. Das finde ich wirklich super praktisch, falls ich einmal vergesse, am Samstag einzukaufen oder an einem Sonntag von einem Trip zurückkomme. Auch überrascht hat mich der Fakt, dass in normalen Supermärkten keine Getränke verkauft werden, die über 3,5% Alkohol enthalten. Für Alkohol jeglicher Art gibt es einen speziellen Laden, der „Systembolaget“ heißt und vom Staat betrieben wird. Dort darfst du aber erst ab 20 Jahren einkaufen, obwohl Alkohol bereits ab 18 Jahren legal konsumierbar ist. Die Verkäufer sind zudem sehr streng, was die Kontrolle der Altersbegrenzung angeht und kontrollieren fast jede Person. Der „Systembolaget“ schließt an Werktagen oft schon um 19 Uhr, am Samstag um 15 Uhr und am Sonntag hat der Laden komplett zu. Dadurch möchte der Staat den Konsum von Alkohol eindämmen.

Digital durch den Alltag

Für mich war der Umstand, dass in Schweden alle möglichen bürokratischen und administrativen Prozesse online ablaufen, komplett neu. Tatsächlich ist es so, dass das Rathaus, keine wirkliche Funktion wie in Deutschland besitzt. Möchtest du deinen Personalausweis oder Reisepass neu ausstellen lassen, dann machst du das online auf einer Webseite. Dein neuer Ausweis wird dir dann zur nächsten örtlichen Polizeistation geschickt, wo du ihn abholen kannst. Möchtest du deinen Wohnsitz ummelden, dann ist das natürlich auch online schnell gemacht. Ausgedruckte Formulare gibt es hier schon länger nicht mehr und darum haben viele nicht einmal einen Drucker zu Hause. Tatsächlich ist es so, dass jede:r schwedische Bürger:in eine Zahlenfolge mit zehn Ziffern erhält – die ersten sechs Ziffern bilden das Geburtsdatum der Person – mit der alle wichtigen Dokumente und Ausweise verknüpft werden. Dazu gehören unter anderem der Personalausweis, der Führerschein, das Bankkonto, die Krankenversicherung und weitere Versicherungen, aber auch zum Beispiel die Payback-Punkte an der Supermarktkasse. Eine solche Personennummer erhältst du, wenn du dein Hauptwohnsitz in Schweden liegt und du seit mindestens einem Jahr in Schweden wohnst.

Gut zu wissen

Du kannst natürlich trotzdem noch in den meisten Geschäften mit Bargeld bezahlen, jedoch gibt es mittlerweile viele Cafés oder auch Kleidungsgeschäfte, die nur Kartenzahlung annehmen. Wenn das der Fall ist, dann erkennst du solche Läden an einem kleinen Schild oder Sticker an der Eingangstür, der darauf hinweist.

Weiterhin wird auch die Bezahlung im Alltag fast ausschließlich mit der Karte oder sogar Apps auf dem Handy durchgeführt. So gibt es in Schweden die App „Swish“, die du dir nur runterladen kannst, wenn du auch ein schwedisches Bankkonto besitzt. Mit dieser kannst du heutzutage fast überall bezahlen, ob es der Supermarkt, die Eisdiele das Kleidungsgeschäft oder sogar das Autohaus ist. Jeder Nutzende erhält bei der Anmeldung eine Zahlenkombination, mit der dann das Geld verschickt und erhalten werden kann. Das Bargeld wird so selten benutzt, dass viele Stadtmusikanten sogar „Swish“ besitzen und anstelle eines offenen Koffers oder eines Hutes, ein Plakat mit ihrer „Swish“-Nummer vor ihrem Stand platzieren, an die die Geldspende gesendet werden kann.

In Schweden ist auch das Melderegister online einsehbar. Mittels Webseiten wie zum Beispiel www.hitta.se oder www.ratsit.se kannst du den Namen einer in Schweden gemeldeten Person eingeben, und im Nu erhältst du den vollen Namen, das Geburtsdatum, die volle Adresse, das Einkommen und weitere persönliche Informationen. So ist dies möglich, indem Schwedens Demokratieverständnis in der Gewährleistung von absoluter Transparenz zwischen der staatlichen Verwaltung und den privaten Bürger:innen wurzelt. Die Demokratie bedeutet so viel wie „Herrschaft des Volkes“ und so wird davon ausgegangen, dass, wenn die Bürger:innen den Zugang zu den selben Informationen erhalten wie der Staat, dann können erste den Staat besser überwachen und kontrollieren.

Was sind die Nationen?

Die „Studentennationen“ sind studentische Vereinigungen, die die ganze Woche über verschiedenste Veranstaltungen organisieren. Sie betreiben unter anderem Mensen, Clubs, Bars, Sportveranstaltungen und vieles mehr! Schau dir gerne meinen Blogbeitrag zum Thema Nationen an!

Auch das Busfahren funktioniert hier komplett mit Smartphones. Es gibt hier in Lund keinen einzigen Busfahrplan-Aushang, stattdessen musst du dir die App des Transportunternehmens „Skånetrafiken“ herunterladen, um dort zu sehen, wann der nächste Bus kommt. Das Ticket wird dann ebenfalls übers Smartphone bezahlt und ausgestellt. Die einzigen Ticketautomaten, an denen du ein Papierticket bekommst, stehen am Hauptbahnhof Lunds. Ebenso digital verhält es sich, wenn du in Lund an einer studentischen Veranstaltung wie beispielsweise einem Barbesuch oder einem Brunch bei den Nationen teilnehmen möchtest. Den allgemeinen Veranstaltungskalender siehst du über die App „Eventlund“ und für das Anmelden für die Veranstaltungen musst du entweder die Webseite der jeweiligen Nation aufrufen oder dir eine weitere App namens „Keyflow“ herunterladen, wo du Tickets für die Clubs der Nationen kaufen kannst. Ganz schön viele Apps, ich weiß, das kann ziemlich verwirrend sein!

Was läuft in der schwedischen Uni anders?

Zum Thema Digitalisierung in der Universität fällt stark auf, dass im Gegensatz zu Deutschland, Prüfungen online am Laptop geschrieben werden und auch die meisten Bücher und Schriften in der Online-Bibliothek vollständig einsehbar sind. In Deutschland schreiben wir unsere ganzen Gutachten noch mit Papier und Stift und an der Uni Heidelberg zum Beispiel sind viele Bücher überhaupt nicht online eingescannt.

Ein weiterer Punkt, der mich hier vor Ort überrascht hat, war, dass die Uni sehr stark auf die mentale Gesundheit der Studierenden achtet. Sie bietet regelmäßig Workshops und Kurse an, in denen verschiedene Techniken beigebracht werden, um beispielsweise den „Winter-Blues“, also die gedrückte Stimmung im dunklen und kalten Winter zu überstehen. Auch gibt es ein gesamtes Team, das aus Psycholog:innen und Mediziner:innen besteht, an das du dich im „Student Health Centre“ wenden kannst. Ansonsten merke ich das Bewusstsein für die Work-Life-Balance, also das Gleichgewicht zwischen Arbeitsleben und Freizeit, stark an den Öffnungszeiten der Bibliotheken. Diese haben regulär nur bis 20 oder 21 Uhr geöffnet – am Wochenende teilweise nur bis 15 oder 17 Uhr und manche auch gar nicht, das ich so von deutschen Unis gar nicht kenne. In vielen Cafés wird am Wochenende sehr ungern gesehen, wenn du dich mit deinem Laptop zum Arbeiten hinsetzt und auch an Werktagen zwischen 11 und 14 Uhr solltest du dich eher nur zum Kaffeetrinken ins Café setzen.

Ein Plakat der Uni Lund, auf der ein QR-Code zu sehen ist, durch den das Programm des studentischen Gesundheitscenters dargestellt wird. Auf dem Plakat wird zudem die Möglichkeit beworben, sich an dieses Center zu wenden, wenn du mentale Probleme im Studium aufweist.
Ein Poster, das in allen universitären Gebäuden hängt und auf die Angebote des Student Health Centre’s aufmerksam macht.

Im Alltag in Schweden läuft also viel digital ab, was für die einen gut und für die anderen schlecht sein kann. Besonders, wenn du kein Smartphone besitzt, dein Akku leer ist oder du keinen Internetempfang hast, kann es zu Komplikationen und Schwierigkeiten im Alltag kommen. Ich persönlich muss aber sagen, dass ich es doch ganz praktisch finde, alle wichtigen Informationen und Daten auf einen Klick aufrufen zu können und nirgendwo mehr hingehen und mich anstellen zu müssen.

Ich freue mich auf deine Fragen und Anregungen! Warst du selbst auch schon einmal in Schweden? Was sind dir für Dinge aufgefallen, die die Schweden ganz anders machen?:)

Hast du noch Fragen?

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