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Der feine Unterschied zu Erasmus+: Was macht das SEMP aus?


Wenn ich gefragt werde, was ich eigentlich gerade in der Schweiz mache, antworte ich häufig „ein Erasmus-Semester“. Allerdings ist das nicht ganz korrekt. Meinen Aufenthalt in der Schweiz habe ich – wie schon in meinem ersten Blogbeitrag erwähnt – dem SEMP zu verdanken. Was das ist und wie es sich vom Erasmus+ Programm unterscheidet, erfahrt ihr hier.

Eine kleine Geschichtsstunde

Die Schweiz ist nicht Teil der EU. Das ist nicht wirklich neu. Etwas neuer ist dagegen die Tatsache, dass die Schweiz seit 2014 nicht mehr voll assoziiertes Mitglied von ERASMUS+ ist. Im Grunde genommen beruht dies auf der sogenannten Masseneinwanderungsinitative in der Schweiz, welche die Einwanderung von Ausländern begrenzt (2018 sollte dies nochmals durch ein komplettes Verbot der Personenfreizügigkeit verschärft werden. Dies wurde allerdings vom schweizer Volk abgelehnt). Als „Strafmaßnahme“ hat die EU damals die Verhandlungen mit der Schweiz bezüglich ERASMUS+ abgebrochen und sie in den Status eines sogenannten Drittstaates versetzt. Das bedeutet, bei einigen Teilprogrammen bleibt die Schweiz ausgeschlossen. Um die Mobilität von Studenten trotzdem aufrechtzuerhalten, wurde das SEMP vom Schweizer Bundesrat kreiert und sollte damals eine Übergangslösung darstellen. Die Bestrebung der Schweiz tendiert aktuell dahin, wieder voll assoziiertes Mitglied von ERASMUS+ beziehungsweise potenziellen Folgeprogrammen zu werden. Wer möchte, kann sich gern weiter dazu hier informieren.

Ein Block Papier, darauf geschrieben die Buchstaben SEMP
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem SEMP und Erasmus+ ?

Finanzielle Förderung beim SEMP

Ja, auch über Geld muss man sprechen. Schließlich ist das bei den meisten (Austausch-)Studenten immer eher knapp bemessen. Im Falle des SEMP werden die Stipendien für den Auslandsaufenthalt von der Schweiz selbst zur Verfügung gestellt und betragen aktuell für aus dem Ausland in die Schweiz kommende Studierende 2 200 Franken für ein Semester. Um sicherzustellen, dass man diese Summe nicht im Club des Vertrauens verfeuert, muss jeder Austauschstudent ein „Grant Agreement“ unterschreiben, also eine Erklärung, dass er das Geld nur für Studienzwecke benutzt. Zu Semesterbeginn wird das Geld dann in bar am Cash Desk neben dem Hauptgebäude der UZH abgeholt (und bitte schnell zur Bank gebracht).

Vorgaben seitens der Uni zum Erhalt der Förderung

Im ERASMUS+ Programm gibt es meist ein paar Vorgaben zu erfüllen, um die Förderung zu erhalten, beziehungsweise teilnehmen zu können. An der Uni Halle sind das beispielsweise 15 ECTS (Leistungspunkte), die an der ausländischen Uni gesammelt werden müssen. Das kann aber von Fakultät zu Fakultät und von Uni zu Uni unterschiedlich sein. Beim SEMP gibt es dagegen an der Uni Zürich – Überraschung – gar keine! Lediglich das ausgefüllte Learning Agreement muss standardmäßig in der Mobilitätsplattform hochgeladen werden. Ansonsten ist man von schweizer Seite her völlig frei, was ECTS, Kurse und Co. betrifft.

Wer darf mitmachen?

SEMP stellt wie schon gesagt grundsätzlich nur eine Zwischen- beziehungsweise Übergangslösung von schweizer Seite dar. Studentische Mobilität in und aus der Schweiz werden daher aktuell über bilaterale Abkommen zwischen den schweizer Hochschulen und denen im Ausland geregelt. Da kommt allerdings einiges an Papierkram für die Beteiligten auf. Wer also ein Semester in der Schweiz verbringen möchte, sollte beim International Office seiner Heimatuniversität prüfen, ob ein derartiges Abkommen besteht oder möglich gemacht werden kann. Ein Hinweis für alle interessierten Jurist*innen: Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Uni Zürich (UZH) unterhält – Stand November 2020 – Abkommen mit etwas mehr als 57 Universitäten aus 24 europäischen Ländern.

Was ist sonst zu beachten?

An der Uni Halle – meiner Heimatuni – unterscheiden sich die Bewerbungsfristen für einen einjährigen Aufenthalt an der UZH im Rahmen des SEMP teils erheblich von anderen Partnerländern, die dem ERASMUS+ Programm angehören. Fangt also rechtzeitig an, euren Aufenthalt in der Schweiz zu planen! Ansonsten kann gegebenenfalls etwas mehr Papierkram als wie beim gewöhnlichen ERASMUS auf euch zu kommen. Das ist in der Hauptsache aber dem Aspekt geschuldet, dass die Schweiz eben kein EU-Mitglied ist. Als EU-Bürger*in ist das aber kein Hexenwerk, da es diesbezüglich viele Standardverfahren gibt.

Fazit

Es gibt eben einen feinen Unterschied zwischen dem SEMP und ERASMUS+. Auch wenn eine Vollassoziierung der Schweiz eine größere Auswahl an teilnehmenden Ländern und Universitäten bieten würde, bin ich mit dem Prozedere des SEMP und dem Management der Uni Zürich grundsätzlich sehr zufrieden. Außerdem: Mit umgerechnet rund 480 Euro pro Monat für meine offiziell geförderten fünf Monate in der Schweiz liegt das Stipendium deutlich über dem von ERASMUS+ ;). Hauptsächlich unterscheiden sich die beiden Programme demnach in der Art und Höhe der Finanzierung.

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