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Auf dem Weg nach Kasachstan: Was bisher geschah


Ich befinde mich gerade in St. Petersburg, etwas abseits der direkten Route von meinem Dorf im Osten Thüringens in die kasachische Großstadt Almaty. Wie es dazu kam, seit wann ich ungefähr plane und was die wichtigsten Etappen auf dem Weg waren erzähle ich hier kurz.

27.09.1990: Meine Geburt

27.09.1990: Ich werde in Gera (Thüringen) geboren. Neben allen sozialen Faktoren, die das mit sich bringt und die auch dazu beitrugen, dass ich das Wissen und die finanziellen Möglichkeiten erwerben würde, um im Alter von 25 Jahren nach Kasachstan aufzubrechen, ist dieses Datum von großer Bedeutung. Beweis: Es taucht auf allen wichtigen Dokumenten auf. Ohne Geburtsdatum kein Reisepass, kein Visum, kein Hochschulzeugnis. Zum Glück kann ich es auswendig.

Oktober 2015

Auf der Homepage des DAAD lese ich mit Interesse die Stellenausschreibungen für das kommende Jahr und beschäftige mich intensiv mit der Frage, für welches Land ich mich als DAAD-Sprachassistentin bewerben möchte. Erfahren habe ich von dem Programm über die Marburger DaF-Liste, eine Mailingliste meines Fachbereichs an der Uni, über die ich regelmäßig interessante Stellenangebote und Praktikumsmöglichkeiten, an abgelegenen Orten der Erde, zugeschickt bekomme.

Das Sprachassistenzprogramm konfrontiert mich mit einer riesigen Auswahl an Ländern, Städten und Universitäten, für die ich mich bewerben könnte. Bei einigen Orten bin ich mir gar nicht so sicher, wo sie genau liegen. Bei manchen habe ich keine Ahnung, welche Sprachen dort gesprochen werden. Auf Wikipedia, Travelwiki, den Seiten des Auswärtigen Amtes und auch auf Youtube versuche ich mir einen Eindruck zu verschaffen, wie das Leben dort sein könnte.

Darüber hinaus hatte ich ein paar vage Vorstellungen, an was für einem Ort ich ungefähr gern leben würde:

  • Landschaft: in der Nähe von Bergen oder am Meer
  • Sprache: eine Umgebung, die zur Verbesserung meiner Russisch- oder Spanischkenntnisse beiträgt
  • Sicherheit: nicht zu westlich, aber auch nicht zu (gefühlt) gefährlich
  • Lage: ein Land, in dem ich noch nie war.

Aus diesen Kriterien, in Kombination mit Ratschlägen guter Freund_innen und den Ergebnissen meiner Recherchen ergab sich dann die folgende Wunschliste:

  1. Kasachstan, Almaty
  2. Ukraine, Odessa
  3. Cuba, Havanna*

*Der Bewerbungsbogen sah nur 3 Wunschländer vor.

2. November 2016: Ende der Bewerbungsfrist

Über das DAAD-Portal, eine etwas träge, aber doch funktionale und selbsterklärende Homepage, lade ich kurz vor Ende der Deadline meine Bewerbungsunterlagen hoch:

  • das Bewerbungsformular (kann im Portal heruntergeladen und am Computer ausgefüllt werden)

    Screenshot: Bewerbungsbogen
    Bewerbungsbogen

  • ein Motivationsschreiben (dieses zu formulieren war, neben der Auswahl der Einsatzorte, der schwierigste Teil, obwohl ich hochmotiviert bin)
  • ein tabellarischer Lebenslauf
  • mein Abiturzeugnis
  • ein Transcript of Records (mein Hochschulabschlusszeugnis hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht)
  • Praktikumszeugnisse meiner Schulpraktika und meines Freiwilligen Sozialen Jahres 2009/2010
  • Arbeitszeugnis meines Jobs als studentische Hilfskraft
  • Zertifikate von Sprachkursen
  • Bescheinigungen über mein ehrenamtliches Engagement (u.a. bei Europa macht Schule und bei der Marburger UN Society)
  • eine persönliche Empfehlung einer Hochschuldozentin (Hierum bat ich meine DaF-Professorin Frau Prof. Dr. Ruth Albert)

Nachdem alles ordentlich eingescannt, formuliert und hochgeladen war hieß es abwarten. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch mitten in der Prüfungsvorbereitung für mein 1. Staatsexamen steckte, war das kein Problem.

27. Januar 2016: Mein Auswahlgespräch

Am 20. Januar bekomme ich eine Einladung schon am Mittwoch der kommenden Woche nach Bonn zu einem Auswahlgespräch zu kommen. Zum Glück ist das Gespräch am Nachmittag und ich wohne nicht am anderen Ende von Deutschland, so kann ich bequem und dank Semesterticket auch günstig spontan nach Bonn reisen. Es ist mein erster Aufenthalt in dieser Stadt.

Nach kleineren Schwierigkeiten das Haus Nord zu finden und ein bisschen Smalltalk mit den Bewerber_innen, die vor mir dran sind, werde ich hereingebeten. Mir gegenüber sitzen 5 Männer mittleren Alters. Aus meinem Mailkontakt kommt mir immerhin einer der Namen bekannt vor. Zu Trinken bieten sie mir nichts an, es geht direkt los. Während ich beim Warten noch recht ruhig war, setzt meine Aufregung jetzt ein.

An die Details und genauen Fragen des circa 20-minütigen Gesprächs erinnere ich mich nicht mehr. Obwohl das Gespräch sehr locker lief und ich Fragen wie „Was glauben Sie, womit Sie in Kasachstan anecken könnten?“ meiner Meinung nach souverän beantworten konnte, gehe ich mit keinem sehr guten Gefühl aus dem Gespräch heraus. Ich bin überzeugt, dass meine Qualifikation (NUR Deutsch als Fremdsprache im Nebenfach), meine Lehrerfahrung (NUR ein paar Schulpraktika und ein bisschen Nachhilfeunterricht) und meine Kenntnisse der Region (ich war NIE in Zentralasien) nicht ausreichen, um diese Herren zu überzeugen.

3. März 2016: Die Stipendienzusage

Per E-Mail erreicht mich überraschend die Zusage für eine Sprachassistenz in Almaty! Ich hatte nicht damit gerechnet ausgewählt zu werden und darüber hinaus meinen Wunscheinsatzort zu bekommen. Ich bin glücklich. Gleichzeitig überschlagen sich meine Gedanken, was es bedeutet in einem halben Jahr nach Kasachstan umzuziehen. Der nächste Schritt ist aber erstmal die Nominierung anzunehmen und die unterschriebene Annahmeerklärung im DAAD-Portal hochzuladen. Danach heißt es wieder warten. Diesmal auf die Zusage der kasachischen Uni, an der ich als Sprachassistentin arbeiten soll.

6. Mai 2016: Zusage der Gastuni

Ebenfalls per E-Mail bekomme ich, nach langem Warten und Bangen, ob die Uni vielleicht doch etwas an meinen Bewerbungsunterlagen auszusetzen hat, die Zusage. Das Dokument ist komplett auf russisch, der Briefkopf ist streng in den Farben der kasachischen Flagge gehalten. Soweit ich es verstehe, steht dort wann es losgeht, dass ich Sprachassistentin sein werde und dass man mir bei der Beschaffung eines Visums helfen wird. Ab jetzt können ganz definitiv die konkreten Vorbereitungen beginnen.

8.-10. Juni 2016: Vorbereitungsseminar in Bonn

Für 3 Tage werde ich, diesmal zum Glück nicht ganz so spontan, wieder nach Bonn eingeladen. Dort treffe ich alle anderen Stipendiat_innen, die im kommenden Programmjahr als Sprachassistent_innen ins Ausland gehen werden. Bei über 100 Teilnehmenden ist es unmöglich jede_n kennenzulernen. Aber es herrscht eine interessante Aufbruchsstimmung und ich genieße es, so vielen zu begegnen, die ähnliches vorhaben wie ich. Es ist spannend sich auszutauschen über Reiseerfahrungen, Befürchtungen und lange To-Do-Listen.

Das offizielle Programm des Vorbereitungsseminars ist sehr dicht gefüllt. Es gibt Vorträge zu sämtlichen relevanten Themen rund um den Auslandsaufenthalt und die Sprachassistenz: Von der Geschichte des DAAD und der Programmidee, über die Auslandskrankenversicherung, Sicherheitstipps, bis hin zu konkreten didaktischen Hinweisen für die Unterrichtsplanung werden wir umfassend informiert. Die Liste, mit allem was noch zu tun ist, und was ich noch nachlesen könnte, bevor ich Deutschland verlasse, erweitert sich stetig.

Am spannendsten waren für mich die Erfahrungsberichte von ehemaligen Sprachassistent_innen, die von ihrer Tätigkeit berichteten, lustige Anekdoten teilten und alle Fragen aus dem Plenum geduldig beantworteten. Insgesamt hat das Vorbereitungswochenende meine Vorfreude auf die Sprachassistenz sehr verstärkt. Meine Vorstellungen davon, was mich an der Abai-Uni erwartet, sind viel konkreter geworden.

What’s next?

Die nächsten Schritte sind nicht mehr so klar an ein Datum gebunden. Bis zum Start meiner Sprachassistenz am 1. September muss ich noch:

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