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Weihnachten in Saudi-Arabien


Sengende Hitze statt Schnee, Wüstensand statt Weihnachtsbaum. Die Weihnachtsstimmung in Saudi-Arabien tendiert gegen Null. Wie feiert man Weihnachten in einem Land, dass kein Weihnachten feiert?

Die Hitze flimmert über dem Asphalt, von weitem sieht es aus, als wäre er mit Wasser bedeckt, aber es ist nur die heiße Luft die diese optische Täuschung hervorruft. Die Straße führt immer weiter geradeaus, bis zum Horizont. Rechts und links: Orangene Sanddünen, ab und zu ein dürrer Strauch. F. dreht die Musik lauter. Wir sind zu viert, drei Frauen und ein Mann, zufällig alle aus Deutschland. Kennengelernt haben wir uns aber erst hier, in Saudi-Arabien an der Uni. Ein paar Wochen vor Weihnachten haben wir beschlossen, zusammen wegzufahren. Eine Woche lang machen wir einen Roadtrip durch den Osten von Saudi-Arabien, ein Weihnachtstrip, da wir über die Weihnachtsferien nicht heimfahren.

Jetzt singen alle lauthals “Walking in a winter wonderland…” Ich trommele den Rhythmus auf dem Lenkrad mit, kann aber das Gefühl nicht abschütteln, dass das hier das absurdeste Weihnachten wird, das ich bis jetzt hatte.

Weihnachten mal anders: Unterwegs in Saudi-Arabien!

 

Ich habe 29 Weihnachten zu Hause mit meiner Familie gefeiert. Weihnachtsbaum, Weihnachtsgeschenke, Weihnachtsessen, ab und zu ein Weihnachtsstreit. Alles was dazu gehört. Das ist eigentlich immer ganz nett und unterm Strich bin ich am Jahresende auch zu faul, um irgendetwas anderes auf die Beine zu stellen. Weihnachten Nummer 30 ist dagegen das absolute Kontrastprogramm – es ist Tag 3 unseres Roadtrips und wir sind unterwegs zu einem Strand in der Nähe von Dammam. Ich bin müde (Autofahren hier ist chaotisch und daher anstrengend), verschwitzt und durstig. Zum Frühstück hatten wir Fladenbrot mit Hummus und für unser Weihnachtsessen halten wir gerade nach einer Tankstelle Ausschau, um ein paar Snacks einzukaufen.

Hier is der 24. Dezember einfach nur ein Tag. Weihnachtsdeko gibt es gar nicht, die Restaurants und Cafés haben höchstens “Winterspecials” im Angebot. In Riyadh, dem Startpunkt unseres Roadtrips, gibt es ein “Winterland” in einer Mall, in dem man für umgerechnet 80 Euro in einer tiefgekühlten Halle Schnee sehen kann. Für Saudis ein Spektakel, es wird uns oft empfohlen, aber für uns vier Deutsche ist das weniger spannend, wir sind eher froh dem kalten Wetter für ein Jahr zu entkommen.

Ein Palmenbusch am Strand
Der Weihnachtsstrand, nicht besonders spektakulär aber Strand ist Strand!

 

“Brems! Da ist ‘ne Tankstelle!” Ich trete auf die Bremse, reiße das Lenkrad herum und biege mit quietschenden Reifen ab. Die Straße ist leer und mein Fahrstil stört hier niemanden – außer vielleicht meine Mitfahrer. Die Tankstelle hat einen kleinen Shop und wir kaufen haufenweise Cracker, Oliven, Erdnüsse und gekühlte Limonade, um anzustoßen. Alkohol gibt es hier natürlich nicht. Als Weihnachtsessen vielleicht nicht die kulinarische Spitze, aber uns reicht es allemal.

So ausgestattet finden wird nach einer kurzen Suche einen geeigneten Strand. Der Strandstreifen ist relativ schmal und das Meer zu flach, um darin zu schwimmen. Dafür ist es gut zum Muscheln sammeln. Wir picknicken, werden als einzige Europäer interessiert angestarrt, spielen leise Weihnachtsmusik und sehen einer Frau in Abaya zu, wie sie weit hinaus ins Meer watet. Es ist sonnig und warm, aber nicht brütend heiß. Mein Handy hat keinen Empfang, die Weihnachtsgrüße bekomme ich erst am Abend, zurück im Hotel.

Die Brücke übers Meer
Blick von der Raststätten-Insel, leider ist die Brücke auf dem Foto nicht so beeindruckend wie in Realität!

Am späten Nachmittag fahren wir weiter nach Dammam. Von Dammam aus führt eine Brücke übers Meer zum Inselstaat Bahrain. Dort ist Alkohol trinken legal, und viele Saudis besuchen die Insel übers Wochenende. Wir überlegen es uns auch kurz, aber um nach Bahrain einzureisen bräuchten wir PCR Tests, Reispässe, ein Visum, etc. und das ist uns zu viel bürokratischer Aufwand. Die Brücke wollen wir aber trotzdem sehen, und da es auf halben Weg eine kleine Insel gibt, die als Raststätte dient, fahren wir kurz vor Sonnenuntergang auf die Brücke.

Auf der Raststätten-Insel machen wir kurz an einem Café halt, dann parken wir das Auto und spazieren einen Grünstreifen am Rande der Insel entlang. Die Brücke sieht von hier noch eindrucksvoller aus, eine Kette aus Licht über dem ansonsten dunklen Meer. Nach dem obligatorischen Touristenfoto gibt es dann aber auch nicht mehr viel zu tun und wir fahren zurück.

Drei junge Frauen und ein junger Mann lächeln in die Kamera, im Hintergrund das Meer
Obligatorisches Weihnachtsfoto mal anders!

Abends suchen wir uns dann noch ein gutes Restaurant raus, indisch, in der Innenstadt von Dammam. Da unsere Gruppe gemischt-geschlechtlich ist, müssen wir in die “Family Section”, die Familienabteilung, wo es einzelne Tische gibt, die mit einem Vorhang verdeckt werden können. Das dient vor allem dazu, dass die Frauen ihren Niqab, den Gesichtsschleier, zum Essen abnehmen können. Das Essen selbst ist zwar keine klassischer Weihnachtsbraten, aber sehr lecker.

Am Ende des Tages fallen wir alle todmüde ins Bett, aber wir sind uns einig: Das war ein ziemlich besonderes Weihnachten!

Kommentare
  1. Audi RS6

    5. Dezember 2023

    War es sehr heiß in Saudi Arabien?

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