19. November 2024
Ein Auslandssemester oder -praktikum ist aufregend und bereichernd, bringt aber oft auch Herausforderungen für die mentale Gesundheit mit sich. In diesem Beitrag gebe ich dir Tipps und Erfahrungen, wie du diese meistern kannst.
Sich in eine neue Kultur einzufinden, bringt viel Freude, aber auch einige Herausforderungen. „Kulturschock“ ist ein Begriff, der oft leichtfertig verwendet wird, doch die Umstellung auf eine neue Lebensweise kann wirklich eine psychische Belastung sein. Angewohnheiten und Verhaltensweisen, die uns zuhause selbstverständlich erscheinen, können im Ausland verwirrend oder fremd wirken.
Mein Tipp
Gib dir selbst Zeit zur Anpassung und sei geduldig mit dir. Es hilft, sich im Voraus über die Kultur des Gastlandes zu informieren, um besser vorbereitet zu sein, aber auch offen für Überraschungen zu bleiben. Wenn sich die Kulturbarrieren wie eine Hürde anfühlen, erinnere dich daran, dass das ein normaler Teil des Prozesses ist.
Fern von Familie und Freunden – Einsamkeit im Ausland
Im Ausland sind wir oft weit von vertrauten Menschen entfernt, die normalerweise als emotionale Unterstützung dienen. Selbst mit regelmäßigen Telefonaten kann es schwer sein, das gleiche Gefühl der Nähe aufrechtzuerhalten. Gerade an stressigen Tagen, kann die Entfernung zu Familie und Freunde besonders schwer sein und dich womöglich besonders belasten. Ich möchte dir vorweg sagen, dass diese Gefühle völlig normal sind und zu den Erfahrungen in deinem Auslandssemester beziehungsweise in deinem Praktikum dazu gehören. Baue dir vor Ort ein neues Netzwerk auf. Ein guter Anfang sind Uni-Veranstaltungen, Gruppenaktivitäten oder Meet-ups mit anderen Studierenden und Praktikanten.
Finde deine Routinen
Wo auch immer du deine Zeit verbringen wirst, dein Alltag wird sich definitiv verändern. Es ist leicht, die eigene Routine zu verlieren, und das kann das Gefühl der Orientierungslosigkeit verstärken. Ich hatte zu Beginn oft das Gefühl ständig etwas Neues zu sehen und gar nicht mehr zur Ruhe zu kommen, sodass ich gerade am Wochenende meist sehr überfordert war und gar nicht mehr wusste wo oben und unten ist. Ich habe mir dann eine tägliche Routine aufgebaut, die mir eine Struktur gibt und hilft, mir auch mal eine Pause zu gönnen.
Sprache als mentale Barriere
Wenn du im Ausland in einer anderen Sprache kommunizieren musst, kann das herausfordernd und auch belastend sein. Es kann zu Frust führen, sich nicht vollständig ausdrücken zu können oder Sprachbarrieren im sozialen oder beruflichen Umfeld zu erleben. Auch das Gefühl, ständig „aufzupassen“ und „aktiv zuzuhören“ kann nach einiger Zeit zu mentaler Erschöpfung führen.
Mein Tipp
Sei geduldig mit dir selbst und akzeptiere, dass du nicht perfekt sein musst. Viele Menschen im Ausland wissen, dass Sprache eine Herausforderung sein kann, und es hilft, sich selbst mit etwas Nachsicht zu behandeln. Zusätzlich kann es helfen, gezielt Zeit für Sprachübungen einzuplanen oder an einem Sprachkurs teilzunehmen, um das Gefühl der Überforderung zu verringern.
Selbstreflexion: Der Umgang mit negativen Emotionen
Traurigkeit, Heimweh oder das Gefühl der Überforderung sind während deines Aufenthalts keine Seltenheit. Manchmal hilft es, diese Gefühle einfach zu akzeptieren, anstatt sie zu ignorieren oder zu verbergen. In diesen Momenten macht sich in mir eine Art innerer Erwartungsdruck breit: „Ich müsste doch glücklich sein, schließlich habe ich diese tolle Gelegenheit.“ Doch solche Gedanken machen es oftmals schlimmer. Ich kann dir nur sagen, dass es absolut in Ordnung ist, wenn du dich alleine fühlst und manchmal Heimweh hast.
Selbstreflexion kann dir helfen, die eigenen Emotionen besser zu verstehen und zu akzeptieren. Denke daran, dass schwierige Phasen vorübergehen und zum Lernprozess dazugehören. Auch der Austausch mit anderen Studierenden oder Praktikanten, die Ähnliches durchmachen, kann dabei helfen.
Mentale Gesundheit ernst nehmen und Hilfe suchen
Manchmal reichen die oben genannten Tipps nicht aus, und das ist völlig in Ordnung. Manche Herausforderungen können tiefer liegen und erfordern professionelle Unterstützung. Leider scheuen sich viele Studierende oder Praktikanten davor, in einem fremden Land nach psychologischer Hilfe zu suchen, weil sie nicht wissen, wie der Prozess funktioniert oder Angst vor Sprachbarrieren haben.
Mein Tipp:
Informiere dich über die Angebote deiner Gastuniversität oder deines Praktikumsunternehmen. Viele Einrichtungen im Ausland bieten kostenfreie psychologische Beratung an, und die Hemmschwelle zu überwinden, sich an einen Berater*in zu wenden, ist ein wichtiger Schritt damit du doch besser fühlst. Es gibt auch digitale Plattformen, die psychologische Unterstützung in verschiedenen Sprachen bieten, falls die Angebote vor Ort nicht ausreichen.
Ein Auslandsaufenthalt ist eine wunderbare Gelegenheit, persönlich zu wachsen, aber es ist auch völlig normal, dabei an Grenzen zu stoßen und mental gefordert zu sein. In einer fremden Umgebung ist es besonders wichtig, auf sich selbst und die eigene mentale Gesundheit zu achten und sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Die richtige Balance zu finden, erfordert Zeit und Geduld – und genau diese Balance ist das, was dich langfristig stärkt. Ein Auslandssemester oder -praktikum ist eine Reise nicht nur in ein anderes Land, sondern auch zu einem tieferen Verständnis über dich selbst.
Falls du noch FRagen zu dem Thema hast oder auch ein offenes Ohr brauchst, dann schreib mir doch gerne über Instagram unter @hellospatty!
Ansonsten wünsche ich dir noch einen wundervollen Tag und bis zu meinem nächsten Blogbeitrag!