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Wie ich Ostern bei einer israelischen Familie feierte


Falls ihr euch fragt, welche Traditionen an Pessach, dem jüdischen Ostern, zu beachten sind: Hier seid ihr richtig. Ich hatte nämlich dieses Jahr die Gelegenheit, mit einer israelischen Familie das Fest zu feiern. Was ich alles darüber gelernt habe, erfahrt ihr hier.

Okay, okay, Ostern ist hier in Israel nicht ganz die richtige Bezeichnung. Zwar gibt es hier durchaus Israelis, die traditionell Ostern feiern – schließlich fand die gesamte Ostergeschichte genau hier statt. Aber dennoch wird von der überwiegend jüdischen Bevölkerung statt Ostern, Pessach, gefeiert.

Die Familie eines Freundes hat mich an Pessach zu ihrem Familienessen eingeladen. Ich wusste nicht so genau, was mich erwartet, war aber schon sehr gespannt, die ganzen Bräuche kennenzulernen. Und davon gibt es an dem sogenannten Sederabend, dem Beginn des einwöchigen Passach-Festes, einige!

Haggada

Als ich mit meinem Wassermelonen-Feta Salat an der Tür klopfte, wurde ich von den Gastgebern begrüßt und ich fühlte mich sofort sehr willkommen. Normalerweise hätte ich zu so einer Gelegenheit etwas gebacken. Aber nicht neben Brot, sind auch jegliche anderen Teigwaren an Pessach nicht erlaubt.

Nach ein paar Gesprächen mit den anderen Gästen (wir waren insgesamt 20 Leute!), bat uns der Gastgeber, Platz zu nehmen. Vor mir lag neben dem Teller und dem Besteck ein Buch: “Haggada for Children”, las ich. Die Haggada ist die Erzählung der Pessach Geschichte und gleichzeitig eine Anleitung für den Sederabend. Der Gastgeber entschuldigte sich: Er könne leider nur auf Hebräisch durch die Geschichte leiten. Schließlich war ich die Einzige am Tisch, die kein Hebräisch sprach. An der Stelle habe ich mich ein bisschen geärgert, nicht doch besser gelernt zu haben. Aber das Buch, welches auf Englisch übersetzt war, war eine große Hilfe.

Kiddush

Der Großvater meines Freundes fing an, das Freitagsgebet vorzulesen. Da er keine Kippa anhatte, wurde eben eine Serviette, die dazu diente den Kopf zu bedecken, verwendet.

Auf dem Foto ist ein volles Weinglas mit Rotwein zu sehen. Daneben liegt eine Challah, ein traditionelles Hefegebäck.
Beim Freitagsgebet wird das Weinglas immer bis zum Rand mit Rotwein aufgefüllt und dann herumgereicht. Die Challah, das traditionelle Brot, wäre an Pessach natürlich nicht erlaubt.

Er schenkte Rotwein in ein Glas ein, welches dann im Kreis herumgereicht wurde. Dann ging es weiter mit dem Vorlesen der Geschichte. Dazu gab es “Karpas”: ein Stück Gemüse, in unserem Fall gekochte Kartoffel, welche in Salzwasser getunkt wird.

Afikoman, Matze und Charosset

Nach dem Karpas, fragt das jüngste Kind der Familie dann singend “Warum unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?”. Die Antwort darauf wird ebenfalls von allen gesungen. Ich fand die Stimmung am Tisch sehr schön und hätte gerne mitgesungen, wenn ich nur die Texte gekannt hätte.

Dann deckte der Gastgeber den Teller mit der Matze auf, brach ein Stück ab und verhüllte es mit einer blauen Serviette. Die Matze und ein köstlicher selbstgemachter Frucht-Nuss-Aufstrich – Charosset genannt – wurden am Tisch herumgereicht. Innerhalb von wenigen Minuten war das Charosset leer. Der Hunger am Tisch war also groß.

Die Geschichte ging noch etwas weiter und es wurden noch ein paar Gläser Wein aufgefüllt. Aber so wie ich es verstanden habe, gibt es in jeder Familie eine eigene Interpretation. Ich fand es sehr interessant und war auch ein bisschen erleichtert, dass die Stimmung so locker war. So musste ich keine Angst haben, etwas nicht zu kennen oder falsch zu machen. Ich bekam alles Wichtige übersetzt und war sehr dankbar, ein Teil des Familienfestes zu sein.

Wir aßen zuerst ein paar traditionelle Speisen – gefilte Fisch und Matzeknödel – aber auch viele andere leckere Sachen. Mein Wassermelonen-Salat wurde gelobt, was mich sehr gefreut hat – und für eine kurze Zeit von einem Familienmitglied interessanterweise für einen Tomatensalat gehalten.
Nach dem Essen versteckte der Gastgeber das Stück Matzah in der Serviette in dem Haus. Dieser Teil der Matzah wird Afikoman genannt und die Person, die den Afikoman als erstes findet, bekommt ein kleines Geschenk. Ich habe fleißig mitgesucht, aber der älteste Sohn der drei Kinder der Gastgeber war schneller.

Insgesamt war es eine sehr besondere Erfahrung, für die ich unglaublich dankbar bin. Falls ihr also an Pessach in Israel sein solltet, kann ich euch nur raten, das Ganze in einer Familie mitzuerleben! Das Einzige, was mich im Nachhinein etwas ärgert, ist die Tatsache, dass ich mich nicht getraut habe Fotos zu machen. Aber ich werde es sicherlich trotzdem niemals vergessen!

Hattet ihr mal ein besonderes Osterfest? Schreibt es in die Kommentare!

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