11. März 2020
Du wolltest schon immer an eine ganz bestimmte Uni? Weil nur diese deinen Wunschkurs anbietet oder in deinem Fachbereich besonders gut angesehen ist. Oder wolltest du schon immer mal die akademische Landschaft in einem bestimmten Land erkunden? Aber diese Uni oder dieses Land gehört nicht zu den Partnerunis deiner Heimatuni? Na und! Es geht trotzdem – als Freemover.
Punkt 1: Die Qual der Wahl
Wenn dir die Kooperationen der eigenen Uni nicht zusagen, dann kannst du dir eine Uni in der großen weiten Welt aussuchen. Als sogenannter Freemover kann man sich bei fast allen Universitäten weltweit bewerben. Das heißt aber auch unzählige Optionen und die Qual der Wahl. Deswegen ist es wichtig genau zu wissen, was du willst und was du dir von deinem Auslandsaufenthalt erhoffst. Möchtest du an einer der großen Unis in den USA studieren, ein Land wie Kuba was noch recht geschlossen ist, kennenlernen oder Chinesisch lernen? Ist dir das Ranking der Uni wichtig oder dass es eine Forschungseinrichtung für deinen Bereich gibt oder magst du einer ganz bestimmten Studentengruppe beitreten? Groß- oder Kleinstadt? Überlegst du vielleicht, nach dem Studium in der Region zu reisen oder dort ein Praktikum zu absolvieren? Soll die Uni sehr international aufgestellt sein oder magst du lieber an eine kleine Uni, wo es kaum Austauschstudierende gibt? Fragen über Fragen, die du dir selber stellen und für dich persönlich nach Prioritäten sortieren solltest. Hilfreich ist dabei ein Punktesystem. Außerdem ist es sehr wichtig, die Semesterzeiten anzuschauen, da diese oft anders sind als in Deutschland. Das Sommersemester wird in Russland das „Spring Semester“ genannt und hat Anfang Februar angefangen. Genauso wichtig ist, sich über die Gebühren klar zu werden. Da keine Kooperationen zwischen den Unis bestehen, muss man den Semesterbeitrag selber zahlen. Was ist deine Obergrenze? Gibt es Stipendienmöglichkeiten? Eine weitere wichtige Frage ist: Würde ich auch ins Ausland gehen, wenn mir die Prüfungen aus dem Ausland nicht anerkannt werden?
Freemover: Ist jemand der nicht an eine Partneruni seiner Heimatuniversität geht, sondern sein Auslandssemester selber organisiert.
Prioritäten gesetzt und schon paar Unis ausgewählt? Dann kommt jetzt einer der wichtigsten Schritte.
Punkt 2: Die Bewerbung
Jetzt geht es darum, deine Wunschuni davon zu überzeugen, dich aufzunehmen. Die Deadline für die Bewerbung und die gewünschten Unterlagen können von Uni zu Uni variieren. Deswegen verfass jede Bewerbung individuell. Bei mir war das Bewerbungsende für ein komplettes Studienjahr und für das Herbstsemester am 15. März und für das Frühlingssemester am 13. November. Zu der typischen Bewerbung gehören: Motivationsschreiben, Lebenslauf und deine Notenübersicht. Und das alles entweder in englischer Sprache oder in der Studiensprache deines Ziellandes. Darüber hinaus wurde bei mir noch das Bewerbungsformular von der Uni, eine Passkopie und ein Empfehlungsschreiben (in Englisch oder Russisch) verlangt. Plane dafür genügend Zeit ein und frage deine Professoren früh genug nach dem Empfehlungsschreiben. Weitere Infos zu dem Visiting-Programm von der MGIMO (meiner Auslandsuni) findest du hier.
Punkt 3: Die Finanzierung
Zur Finanzierung eines Auslandsstudiums solltet ihr euch von Beginn an Gedanken machen. Spätestens aber jetzt: Die Bewerbungen sind raus und vielleicht schon die eine oder andere Zusage da. Zu den Studiengebühren, kommen noch Visagebühren, Unterkunft und Flug. Des Weitern ist es wichtig, sich darüber zu informieren, was der Alltag in der entsprechenden Stadt kostet.
Die meisten Freemover finanzieren ihren Aufenthalt mithilfe von Stipendien, finanzieller Hilfe der Familie und eigenem Erspartem.
- Sollet ihr Bafög bekommen, dann unbedingt für Auslands BAföG bewerben. Oft bekommen aber auch Studierende, die im Inland keinen Anspruch auf BAföG haben, im Ausland einen Zuschuss.
- Stipendien: Vom DAAD, politischen Stiftungen und auch von eurer eigenen Uni werden Stipendien für Auslandsaufenthalte angeboten. Auch hier heißt es, Deadlines und Voraussetzungen anschauen. Diese sind nicht immer an überdurchschnittlich gute Noten gebunden.
- Einen Bildungskredit aufzunehmen ist eine weitere Option für die Finanzierung.
- Arbeiten im Ausland ist oft schwierig. In den USA hätte ich nur auf dem Campus arbeiten können. Hier in Russland, ist es soweit ich weiß, nicht möglich mit dem Studentenvisum zu arbeiten.
Bewerbung, Finanzierung, Zusage – alles scheint geklärt?! Nicht ganz!
Punkt 4: Die Koordinierung mit der Heimatuni
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es der Heimatuni im Prinzip egal ist, was du machst. Dir steht es an den meisten Unis in Deutschland frei, Prüfungen zu schieben. Aber wenn du dir Prüfungen aus dem Ausland anrechnen lassen willst, dann solltest du definitiv vor der Abreise mit der Studienleitung und/oder dem International Office deiner Uni reden. Meistens können keine Studienleistungen erbracht werden, wenn ihr euch im Urlaubssemester befindet. Ihr müsst euch also auch an eurer Heimatuni für den Zeitraum des Auslandsaufenthaltes zurückmelden. Oft kann man einen Teil der Semestergebühren zurückverlangen, mit einem Nachweis, dass man nicht in Deutschland ist. Gut ist auch ein Learning Agreement zu erstellen.
Learning Agreement: Ein „Vertrag“ zwischen dir und deiner Heimatuni. Damit wird dir garantiert, welche Vorlesungen dir aus dem Ausland anerkannt werden.
Was sich so schön anhört, wäre auch praktisch. Leider hat die Erstellung eines Learning Agreements, bei meinen beiden Auslandssemestern nicht geklappt. Meine Heimatuni wollte die genauen Kursbeschreibungen sehen, um nachvollziehen zu können, wie die Prüfungsleistungen genau aussehen und was sonst noch von den Studierenden erwartet wird. Es war leider unmöglich, diese vor meiner Abreise für alle meine Vorlesungen im Ausland zu bekommen.
Punkt 5: Die Kleinigkeiten
Es muss sich noch um eine Unterkunft gekümmert werden, um das Visum und um den Flug. Ich habe es mir bei der Unterkunft leicht gemacht und wohne in Moskau im Studentenwohnheim direkt neben der MGIMO. Einen Flug nach Russland zu bekommen ist leicht und auch sonst muss vorher nicht viel erklärt werden. Es werden keine besonderen Impfung verlangt. Ganz wichtig ist aber das Visum für die Einreise. Von meiner Uni im Ausland bekam ich eine Nummer und mit der konnte ich in Deutschland zu einer russischen Vertretung gehen. Vorher musste ich der Uni eine Passkopie schicken und sagen zu welcher russischen Vertretung ich gehen werde. Es wird verlangt persönlich vorbei zukommen. Mitzubringen ist: ein ausgefüllter Visumsantrag, ein Passbild und ein Versicherungsnachweis für Russland. Ein Expressvisum gibt es innerhalb von einem Tag für 130 € und das Standardvisum für 30 € bei einer Wartezeit von 10 Werktagen. Die Sache ist, man bekommt das Visum nur für drei Monate und muss es vor Ort verlängern. Dafür wird ein Bluttest benötigt, der Nachweis das man kein HIV hat. Die Uni verlangt noch einen Negativtest auf Hepatitis A-C und Syphilis, sowie eine Lungenaufnahme um Tuberkulose auszuschließen. Sprecht früh genug mit eurem Hausarzt darüber. Zudem verlang die Uni fünf Passbilder, die sich am besten direkt aus Deutschland mitbringen lassen. Ein Bild wurde direkt bei meiner Ankunft im Wohnheim verlangt, noch bevor ich auf mein Zimmer durfte.
Checkliste:
- Nimmt meine Wunschuni überhaupt Freemover?
- Passen die Semesterzeiten etc.?
- Kann ich es mir leisten?
- Bewerbungsunterlagen vollständig?
- Ist der Aufenthalt mit der Heimatuni abgesprochen?
- Visum/Flug/Unterkunft?
- Weiter Unterlagen die vor Ort benötigt werden?