19. November 2016
Der Winter bricht mit brachialer Gewalt über die Stadt ein, es schneit bereits am 25. Oktober und die Temperaturen fallen auf Temperaturen unter Null Grad Celsius.
Kein Weg ohne Schirm
Der Gegenstand, der mir mittlerweile am wertvollsten geworden ist, ist mein Regenschirm, eigentlich war der Kauf dieses Lebensretters meine erste Amtshandlung in dieser Stadt und ist unverzichtbar für jeden, der diese Stadt besuchen will. Als es noch nicht angefangen hatte zu schneien, war es der Regen, der einem das Leben und die Fortbewegung schwer machte, mit diesem Gadget wird die Fortbewegung allerdings erträglich.
Zufluchtsort zu jeder Uhrzeit: die schönen Cafés
Eine weitere Sache, die das Wohlbefinden in Vilnius anhebt, sind die Cafés, bei denen man sich zunächst fragt, warum diese jeden Tag der Woche bis mindestens 23 Uhr geöffnet haben. Es erscheint überaus einleuchtend, wenn man erst einmal in dieser Stadt lebt und man, vor Regen, Schnee oder Kälte flüchtend, diese warmen Refugien besucht, um sich erst einmal aufzuwärmen oder zu trocknen.
Allerdings sind die Cafés nicht die einzigen Geschäfte, die mit, für Deutschland untypischen, Öffnungszeiten aufwarten. Die Malls in Vilnius, die größte davon heißt „Akropolis“, hat jeden Tag der Woche bis 24 Uhr geöffnet, in ihr ist allerdings weder die Tageszeit, noch der Tag der Woche zu bestimmen, nach dem Eintreten fühlt es sich an als hätte man soeben eine Raumstation betreten.
Außerhalb von Konsumtempeln und Cafés gibt es allerlei Möglichkeiten sich zu beschäftigen, die Zeit außerhalb meines Praktikums nutzte ich, um auf Veranstaltungen von Menschenrechtsorganisationen zu gehen.
Diese sind mal mehr mal weniger aktiv, die Organisation bei der ich arbeite fokussiert sich auf die Veränderung der Gesetzeslage in Litauen, diese ist für LGBTIQ Individuen alles andere als gerecht: Litauen ist nach einer Studie der ILGA(International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association) das Land mit den wenigsten Rechten für diese Individuen.
Mein Arbeit in Vilnius
Mein Praktikum hat mich bis jetzt vor allem auf Thematiken der Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht, die sich in einer generellen Passivität, in einem Ignorieren von problematischen Gesetzen und Diffamierungen äußert.
Als ich im Rahmen meines Praktikums eine kleine Konferenz organisierte, wurde mir diese unsichtbare Ungerechtigkeit schlagartig bewusst. Zum internationalen Tag gegen Faschismus und Antisemitismus versammelte ich diverse Menschen aus der litauischen Kultur-und Politikszene, um gemeinsam über Möglichkeiten der Veränderung zu reden. Veränderungen, die nicht nur Menschen in Litauen betreffen, sondern in in einem gesamteuropäischen und weitgehend auch globalen Kontext von enormer Relevanz sind. Es sind die Veränderungen, die zukünftig auf Gesellschaften zukommen werden, technologische Veränderungen, weitreichende Automatisierung, die nicht zu stoppen sind und in ihren destruktiven Auswirkungen nur abgedämpft werden können, wenn Gesellschaft als ein Ganzes auftritt und nicht als fragmentiertes System.