Ihr plant einen längeren Aufenthalt in Tel Aviv und wisst nicht, wo ihr wohnen könnt und was euch das kosten wird? Ich gebe euch Tipps.
Hohe Mietkosten
Vorab erwähnt sei, dass die Mietkosten in Tel Aviv alles andere als erschwinglich sind. Das gilt auch für Auswanderer, die eigentlich vom guten Wechselkurs vom Euro zum Schekel profitieren sollten. Selbstverständlich ist dies stets eine Frage der Perspektive und der gewohnten Lebenskosten. Personen, die den Wohnungsmarkt in Singapur, Tokio etc. gewohnt sind, dürften die Mietkosten als nicht allzu hoch empfinden. Aus deutscher Perspektive sei gesagt, dass Tel Aviv diesbezüglich mit den teuersten Städten im nationalen Vergleich wie München, Frankfurt am Main oder auch Hamburg meines Wissens nach vergleichbar ist.
Selbstverständlich ist dies auch stets eine Frage des Wohnviertels. Diverse Nachbarschaften sind günstiger als andere und ältere Altbauwohnungen erschwinglicher als kürzlich renovierte. Ich für meinen Teil habe mich aufgrund der Nähe zur Universität und der direkten Busverbindung für den beliebten Kikar Rabin (Rabin Square) entschieden. Dies hatte allerdings auch zur Folge, dass ich in einer 5-er WG wohnend monatlich inklusive Nebenkosten zwischen 800 und 850 € Mietkosten zu tragen hatte. Zwar wurde mir durchaus von diversen Israelis berichtet, dass meine Miete zu hoch angesetzt sei; weitaus preiswerter (in Euro umgerechnet) waren vergleichbare Wohnungen in der näheren Umgebung allerdings auch nicht. Trotz der hohen Mietkosten sollte man keine allzu luxuriöse Ausstattung erwarten – wobei sich hier die Frage stellt, was überhaupt als Luxus zu definieren ist. Für vergleichsweise viel Geld bekommt man in Tel Aviv also eher Durchschnitt. In günstigeren Städten der Bundesrepublik wie beispielshalber Gelsenkirchen, Duisburg oder auch Magdeburg würde ich für diese Mietkosten weitaus mehr erwarten. Allerdings bin ich stets der Auffassung, dass die Lage der Wohnung weitaus wichtiger ist als die Wohnung an sich.
Die Qual der Wahl – wie finde ich meine Wohnung?
In Tel Aviv ist die Wohnungssuche nicht allzu schwierig. Es gibt dutzende Gruppen und Seiten auf Facebook, die sich ausschließlich mit dem Wohnungsmarkt in Tel Aviv beschäftigen (Links zu den entsprechenden Seiten auf Facebook befinden sich am Ende des Artikels). Auch sollte für so gut wie jedermann eine passende Wohnung dabei sein. Aber aufgepasst, der Wohnungsmarkt in der Stadt ist auch sehr schnelllebig. Wohnungen werden meist innerhalb der nächsten Tage vergeben. Leute, die noch in Deutschland sind oder zumindest außerhalb Israels befinden, könnten dadurch Probleme bekommen. Ich hatte Glück und habe meine Wohnung via Skype bekommen, als ich noch in Deutschland war.
Viele Vermieter verlangen, dass man die Miete per Scheck bezahlt. Das habe ich partout abgelehnt. Nach Diskussionen mit meinem Vermieter durfte ich ihm auf seiner Bank Geld hinterlegen, musste dafür aber stets drei Monate im Voraus bezahlen. Auch hierbei kommen aufgrund der Abhebegebühren, sofern man nicht bei speziellen Banken oder spezielle Konditionen mit eurer Bank hat, zusätzliche Gebühren hinzu. Bei 4000 Schekel (ca. 1000 €, vgl. 800 € Kaltmiete) kamen bei meiner Bank stets über 10 € Abhebegebühren hinzu. Das mag aufs Erste nicht allzu viel sein. Allerdings summieren sich derartige Ausgaben im Laufe der Zeit und machen sich früher oder später auch auf dem Konto bemerkbar. Da viele Israelis aufgrund der Geschichte des Landes einen europäischen Pass haben und eventuell selbst aus einem europäischen Land nach Israel emigriert sind, verfügen sie eventuell über ein Bankkonto in einem Land der Europäischen Union. Aus diesem Grunde sollte auch das Bezahlen per PayPal oder das Überweisen auf ein europäisches Bankkonto zumindest in Betracht gezogen werden.
Nachbarschaften und Vororte im Vergleich
Eine gute Recherche lohnt sich, bevor man sich ein Wohnviertel in Tel Aviv aussucht. So war meine Nachbarschaft sehr grün und gehoben und trotz diverser Lokale und Cafés eher sehr ruhig. Dort leben, so weit ich das sehen konnte, viele Familien. Leute, die eher dem Nachtleben zugeneigt sind, sollten sich überlegen, auf der Dizengoff oder in der Nähe des Rothschild Boulevards zu leben. Allerdings sind dies die beliebtesten Feiermeilen in Tel Aviv, weswegen etwas abseits der Hotspots der Lärmpegel insbesondere nachts weitaus geringer sein kann. Strandliebhaber kommen in Tel Aviv auf ihre Kosten, da der Strand sich über mehrere Kilometer hinweg bis nach Jaffa streckt und hierbei für jedermann was Passendes dabei sein sollte. Allerdings können diese Wohnungen eben aufgrund ihrer Nähe zum Strand auch etwas teurer sein. Weitaus hipper und alternativer geht es im sogenannten „Hipsterviertel“ Tel Avivs, Florentin, zu. Hier befindet sich ein Großteil der Künstlerszene der Stadt, was an den diversen Graffiti an den Häuserwänden erkennbar wird. Heruntergekommene Häuser, fast schon Ruinen, und neuartige Bauwerke wechseln sich hier ab. Weitaus gehobener geht es in Neve Tzedek in der Nähe von Jaffa zu. Dieses Viertel, einst eine eigene Stadt und noch vor dem eigentlichen Tel Aviv gegründet, gehört aber auch zu den teuersten der Stadt und ist sehr südlich und damit weit weg von der Uni. Zu guter Letzt sei noch Jaffa erwähnt, der arabische Teil und nach dem Unabhängigkeitskrieg eingemeindete Stadtteil, das seinen ganz einen Charme hat und verglichen mit dem eigentlichen Tel Aviv weitaus günstiger ist. Wem das immer noch zu teuer ist, dem seien die Vororte Givatayim und Ramat Gan ans Herzen gelegt, die unmittelbar an Tel Aviv anschließen, nur wenige Kilometer vom Zentrum Tel Avivs entfernt sind und nichtsdestoweniger weitaus erschwinglicher.
Fazit
Ich hatte eine wunderbare Zeit in Tel Aviv, auch wohnungstechnisch gesehen. Meine Wohnung befand sich mehr oder weniger zentral und dank der überschaubaren Größe der Stadt konnte ich so gut wie alles zu Fuß erreichen. Aufgrund der hohen Diversität der verschiedenen Viertel sollte auch für jeden Geldbeutel und Geschmack etwas dabei sein. Das Wohnen und Arbeiten in Tel Aviv war eine ausgesprochen überwältigende Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Links
Anbei noch Links zu diversen Seiten und Gruppen auf Facebook zum Tel Aviver Wohnungsmarkt (Kenntnisse des Hebräischen von Vorteil, aber kein Muss):
Untermiete (kurz):
Short Term Rent/Sublet Tel Aviv
Sublet/Short term Apartments in Tel Aviv – סבלט תל אביב
Untermiete (lang):
סאבלט תל אביב – Sublet Tel Aviv
Wohnung bis 3000 Schekel:
דירות יחיד עד 3000 ש“ח בתל אביב
Wohnungen und Einzelapartments (u.a.):
דירות תל אביב Tel Aviv Apartments
לב דירות להשכרה בתל אביב – Apartments for rent in Tel Aviv
Außerdem empfehle ich die Gruppe „Secret Tel Aviv“ auf Facebook. Diese hat grundsätzlich nichts mit dem Wohnungsmarkt zu tun, sondern befasst sich vielmehr mit allem, was mit Tel Aviv in Verbindung steht. Ab und zu findet man allerdings auch Inserate:
https://www.facebook.com/groups/secrettelaviv/?ref=bookmarks