18. August 2022
Da bin ich nun. Vor zweieinhalb Wochen bin ich in der norwegischen Hafenstadt Bergen angekommen. Nach knapp einer Woche ‚Urlaub‘ im Hotel mit meiner Familie ging es für mich ins Studentenwohnheim. Genug Zeit, um sich in das Flair der Stadt einzufühlen und die ersten Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Besonders präsent dabei: Deutsche.
Ja, richtig gelesen. Schon in den ersten Tagen habe ich wider Erwarten viele deutsche Stimmen hier in Bergen gehört. „Es sind Ferien – natürlich sind wir hier nicht allein“, dachte ich mir. Doch als ich dann das erste Mal meine Unterkunft im Studentenwohnheim besucht habe, sah ich auf dem Schreibtisch meiner neuen Zimmergenossin perfekt geordnete Utensilien mit deutscher Aufschrift liegen. Ehrlich gesagt, hat mir das schon die ersten Ängste genommen, da ich wirklich ein paar Bedenken hatte, mit wem ich mir das Zimmer in der WG teilen müsste.
Ein heimatlicher Einzug
Als ich dann hier eingezogen bin, saßen schon drei meiner Mitbewohner:innen am Küchentisch und haben Karten gespielt. Auf die Frage „Where are you from?“ und meiner Antwort „Germany“ folgte direkt ein „Ach super, das wird ne deutsche WG hier!“ und wir alle fielen in Gelächter. Das war unser ‚Ice breaker‘ und ist es tatsächlich immer noch, da alle hier im Wohnheim Fantoft wissen, dass so gut wie jeder zweite oder dritte hier aus Deutschland ist.
Also ein sehr heimatliches Gefühl. Aber keine Sorge – ich habe hier auch schon genug Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt. Im Endeffekt sind wir in der WG nun 13 Leute, davon vier aus Deutschland und jeweils eine/n aus der Niederlande, Tschechien, Japan, Kanada, Mexiko, Italien, Türkei, Frankreich und Bulgarien. Das macht das tägliche Miteinander sehr interessant – besonders wenn es um Essgewohnheiten sowie Aufstehens- und Schlafenszeiten geht. Das kann dann schon mal ganz lustig werden, wenn die Deutschen sehr früh morgens alle ihr Porridge vorbereiten und Mädels aus Italien noch um 22 Uhr ihre Pasta zu kochen. Wie ihr seht, Traditionen werden hier aufrechterhalten 🙂
Einfindung in neue Routinen
Ich habe mir vorgenommen, meine Routinen aus Münster ungefähr so beizubehalten. Anfangs musste ich mich erst mal einfinden und ausprobieren, was geht und was nicht. Ich lebe nun ja nicht mehr in einer 1-Zimmer-Wohung, sondern teile mir mit 12 anderen eine Küche und einer anderen mein Zimmer und das Bad. Besonders abends fällt es mir noch schwer, früh schlafen zu gehen, wenn wir mit einigen noch in der Küche sitzen oder ich mit Freund:innen zusammen bin. Ich denke, dass sich an den Routinen aber noch einiges ändern wird, wenn die Kurse jetzt starten und alle nicht mehr so lange wach bleiben (sollten).
Die Schlüssel für ein gelingendes WG-Leben
Nach etwas mehr als zwei Wochen kann ich schon sagen, dass ich wirklich positiv überrascht bin von der Wohnsituation. Wir kommen alle gut miteinander klar, gehen respektvoll miteinander um und helfen uns gegenseitig – egal welche Sprachbarriere. Schlüssel dafür: Kommunikation, Organisation und eine gute Portion Humor. Dadurch, dass hier im Wohnheim hauptsächlich Erasmus-Student:innen untergebracht sind, findet man richtig schnell auch außerhalb seiner WG coole Leute. Glaubt mir, ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell Gleichgesinnte treffe, mit denen ich jetzt schon gemeinsame Aktivitäten und Trips plane. Solange ihr offen, freundlich und einfach ihr selbst seid – auch auf einer anderen Sprache – wird es euch leichtfallen, Anschluss zu finden.
WG-Leben und Privatsphäre?
Ihr seid eher introvertiert und fragt euch, wie man das vereinen kann? I get you! Ich bin die Erste, die sagt, dass sie „Me-time“ braucht – also Zeit für mich selbst, um wieder neue Energie zu schöpfen. Die letzten Tage/Wochen waren für mich aufgrund der vielen neuen Eindrücke und Menschen auch mental sehr anstrengend. Zugegeben lässt die Wohnsituation wirklich nicht viel Privatsphäre zu. Es passiert aber schon öfters, dass ich das Zimmer zwischendurch für mich habe, der Balkon frei ist oder auch im Gemeinschaftsraum keiner anzutreffen ist. Ich empfehle es, einfach mal allein spazieren oder ins Gym zu gehen oder Plätze wie die Dachterrasse allein aufzusuchen, um einen Gang runterzuschalten.
Da ich zudem noch ein paar Abgaben für das Sommersemester meiner Heimatuni in Münster habe, fiel es mir besonders in der Anfangsphase schwer, „Nein“ zu sagen und mich zurückzuziehen – ich wollte ja den Anschluss nicht verpassen.
Wie ihr es trotzdem organisatorisch mit möglichst geringem Stress hinbekommt, wenn sich zwei Uni-Semester in der Heimat und im Ausland überschneiden, erfahrt ihr in meinem nächsten Blog-Beitrag. Also seid gespannt!
Ganz viel Liebe, Nora