12. Oktober 2016
Direkt im Voraus eine kleine Warnung: Es gibt wohl einfachere Dinge als in Gent eine passende Wohnung zu finden. Das soll natürlich niemanden abschrecken! Mit ein bisschen (oder auch sehr viel) Geduld hat noch jeder eine Bleibe in diesem wunderschönen Städtchen gefunden. Pauschal kann man sagen, dass der Suchende hier zwei Wege einschlagen kann:
1. Für die Gemütlichen unter uns …
… ist wohl das Studentenwohnheim die beste und einfachste Lösung. Direkt nach der offiziellen Bestätigung der Universität bekommt man eine Mail mit dem Angebot ins Wohnheim zu ziehen. So hat man bereits zwei bis drei Monate vor Semesterbeginn das Thema Wohnungssuche abgehakt. Die Zimmer im Wohnheim sind echte Raumwunder. Auf ungefähr 13qm befinden sich Bett, Schrank und Schreibtisch sowie ein kleines Badezimmer. Jedes Zimmer hat außerdem einen Kühlschrank. Auf jeder Etage befindet sich eine große Küche die man sich mit seinen Mitbewohnern teilt. Jeder hat in der Küche zwei Schränke für die Aufbewahrung von Pfannen, Töpfen und sonstigen Utensilien. Es gibt zwar keinen Backofen aber vier große Kochstellen, zwei Mikrowellen und einen Balkon. Außerdem gibt es einen Aufenthaltsraum mit Sofas und einem Tischkicker. Auch die Lage ist hervorragend, die meisten Wohnheime liegen mitten im Uni-Viertel. So erreicht man jede Fakultät innerhalb von 5-10 Minuten. Da den Belgiern ihre Fahrräder heilig sind, gibt es dafür natürlich einen abgeschlossenen Bereich. Mit dem Fiets sind es dann knapp zwei Minuten zur Uni.
Meiner Meinung nach sind die Studentenwohnheime mit 415€ im Monat relativ teuer. Was das Wohnen angeht ist Gent leider nicht gerade günstig und bewegt sich preislich ungefähr auf einer Ebene mit Köln. Außerdem finde ich es schade, dass es separate Wohnheime für Erasmus-Studenten und für belgische Studenten gibt. Gemischt wird hier also fast gar nicht. Ein weiteres Manko ist in meinen Augen das nicht vorhandene W-LAN auf den Zimmern. Natürlich ist das kein Weltuntergang, mich persönlich würde es aber einschränken. Wer will schon in der Lernphase in anständige Klamotten schlüpfen und sein Zimmer verlassen?
2. Wer nach einer Herausforderung sucht…
… der begebe sich auf den freien Wohnungsmarkt. Achtung: diese Option ist nur zu empfehlen, wenn man drei bis vier Monate vor Semesterbeginn die Möglichkeit hat, nach Gent zu kommen. Lediglich über das Internet zu suchen ist sehr schwer und die Erfolgsquote fast gleich null. Man spart sich Zeit und vor allem Nerven, wenn man sich direkt ein Wochenende zur Wohnungssuche rauspickt. Im Voraus kann man hierfür Besichtigungstermine ausmachen. Für die Suche gibt es zwei Gruppen auf Facebook, die sehr zu empfehlen sind: auf Te huur: Kot in Gent und Samenhuizen/ Co-housing Gent findet man tagtäglich neue Angebote. Außerdem gibt es noch die Seiten Kot at Gent , iKot und Easykot, die auch sehr hilfreich sind. Ich selber habe mein Zimmer auf der Seite Easykot gefunden. Dort erstellt man sich ein Profil und kann dann mit der Suche beginnen. Gleichzeitig wird man auch von Vermietern angeschrieben, denen das eigene Profil vorgeschlagen wird. So kann man ziemlich schnell an viele Besichtigungstermine kommen. Die klassischen WGs, wie wir sie kennen, sind in Belgien sehr selten. Man wohnt hier entweder in einem Wohnheim, alleine in einem Studio (kleines Apartment mit 1-2 Zimmern), in einem Kot (Studentenzimmer) oder hat das Glück ein „normales“ WG-Zimmer zu finden. Ich selber bin in einem Kot gelandet. Das bedeutet, dass ich in einem großen Haus mit 13 anderen Studenten wohne (vielleicht sind es auch 14, das weiß niemand so genau) und wir uns zwei Küchen und drei Bäder teilen. Für den Spaß zahle ich 380€, was für Gent ein sehr anständiger Preis ist. Ein intensives Zusammenleben findet hier zwar nicht statt, aber mit der Zeit lernt man doch einige Leute kennen, mit denen man sich zum Kochen oder auf ein Bierchen verabredet.
Anders als in vielen deutschen Studentenstädten ist das Angebot auf dem Wohnungsmarkt tatsächlich sehr groß. Allerdings braucht man wirklich Geduld und muss dann sofort zuschlagen, wenn man etwas Passendes gefunden hat. So schnell wie die Wohnungen auf den Markt kommen sind sie nämlich auch wieder weg.