15. September 2016
Wenn der Auslandsaufenthalt näher rückt, werden die Aufgaben konkreter, die vielleicht wichtigste darunter: Zimmer finden. Wenn es um die Suche nach einer Bleibe geht, gibt es zwei Typen von Suchenden: Der Mutige, der alles auf sich zukommen lässt und vor Ort sucht und der Planer, der schon eine Bleibe hat, wenn er in der Stadt eintrifft. Zu welchem Typus auch immer ihr gehört, in Genua gelten grundsätzlich zwei Regeln.
Erstens: Frauen bevorzugt.
Das soll natürlich nicht heißen, dass Männer hier kaum eine Wohnung finden können, aber in vielen Anzeigen werden gezielt nach StudentINNEN oder Frauen allgemein gesucht. Mein Tipp: Versucht einfach trotzdem euer Glück, besonders eine ausführliche Vorstellung eurer Person und eures Vorhabens in der Stadt machen einen guten Eindruck, besonders wenn die ersten Sätze vielleicht sogar in italienischer Sprache verfasst sind.
Zweitens: Der Vermieter sucht sich die WG-Mitglieder
Egal ob vor Ort oder im Internet: Euer Ansprechpartner ist in der Regel der Vermieter und selbst vor Ort werdet ihr euch nur mit ihm treffen und das jeweilige Zimmer ansehen. WG- Interviews wie sie in Deutschland berühmt und berüchtigt sind, gibt es hier nicht. So ist gewissermaßen immer ein wenig Mut dabei, wenn ihr ein Zimmer in einer Wohnung anmietet, denn ihr wisst nie, wer da auf der anderen Seite des Flurs wohnt. Ich wohne in einer riesigen Wohnung in einem Plazzi, es gibt 6 Zimmer und davon sind im Moment 4 belegt, wobei meine Nachbarin gerade auf der Suche nach etwas Neuem ist. Ich persönlich hatte Glück und verstehe mich mit meinen Mitbewohnern. Wer in die zwei verbleibenden Räume einzieht, bzw. wann ist noch völlig offen und ich werde im Laufe des Semesters berichten, wie sich das WG-Leben weiterentwickelt.
Lage. Lage. Lage.
Wo wohnt man, wo studiert man, wo feiert man? Eine der wichtigsten Aspekte bei der Wohnungssuche ist die Lage und vor allem die Entfernung zu Uni bzw. Arbeitsplatz sowie zum Zentrum und zum nächsten Supermarkt. Hier also mein Tipp: Das Zentrum ist zwar das älteste Europas, aber die Gassen sind eng, dunkel und teilweise auch nicht sicher. Häuser mit Geschichte gibt es allerdings überall in der Stadt, hier also mein Tipp: Sucht auf dem Stadtplan nach breiten Straßen, die am besten KEINE Einbahnstraßen sind (in dieser Stadt einfacher gesagt als getan). Oft fahren in solchen Straßen oder an Piazzi Busse, teilweise mehrere Linien und sie fahren vor allem in beide Richtungen, was die Frage nach der Bushaltestelle wesentlich einfacher macht. Ein weiterer Pluspunkt: Hohe Decken und Stuck – ich gebe zu, als Studentin deren Seminare im Mannheimer Barockschloss stattfinden bin ich etwas verwöhnt, aber vermutlich würdet ihr euch ebenso über eine schöne Decke und einen prachtvollen Boden freuen.
www.suche-Bleibe.de – welche Seiten taugen was?
Wohnungssuche in einer unbekannten Stadt ist nie einfach — Wohnungssuche in einem Land, dessen Sprache man nur begrenzt bis gar nicht spricht, hebt die Suche auf ein neues Level. Aber keine Panik! Wenn ich das kann, könnt ihr das auch — hier also die Internetseiten, die meiner Meinung nach hilfreich sind: EasyStanza ist gewissermaßen das italienische Äquivalent zu WG-gesucht, mit kleinen Unterschieden. Es ist eine kostenlose Anmeldung erforderlich, bei der ihr gebeten werdet, zu benennen, wer ihr seid und was ihr sucht – damit können euch auch Vermieter direkt anschreiben, wenn sie finden, dass sie ein passendes Angebot für euch haben. Dennoch habt ihr vollen Zugriff auf alle Wohnungsangebote, in der Regel sind Preis und Verfügbarkeit (Datum) sofort sichtbar.
Italiener sind für ihren lässigen Umgang mit Zeit bekannt, eine Eigenschaft,die sich hier zeigt, denn oft werdet ihr Anzeigen finden in denen es heißt „frei ab heute„. Es gibt aber natürlich auch Angebote für Zimmer, die erst in einigen Wochen frei werden – allerdings müsst ihr beachten, dass ihr den jeweiligen Anbieter nur anschreiben könnt, wenn dieser oder ihr selbst ein Premium Paket für einen Monat gekauft habt. Eine kostenlose Alternative ist airbnb, meist bekannt für Urlaubsaufenthalte, doch hier werden ebenfalls Zimmer und Apartments für längere Zeiträume angeboten. Wer es ganz klassisch möchte, greift auf Facebook zurück, hier gibt es Gruppen, in denen Wohnungsangebote eingestellt werden, in Genua heißen diese „affitto Genova Studenti & IIT„, aber auch ein Blick in die jeweilige Erasmusgruppe lohnt sich.
cerca – die Suche vor Ort
Wer vor Ort suchen möchte, sollte sich als erstes ein Bild von der Stadt machen: Lauft durch die Straßen, überlegt, in welcher Gegend ihr gerne wohnen würdet und sucht dann dort gezielt dann freien Zimmern bzw. Wohnungen. Hier könnt ihr einfach auf oben genannte Seiten zurückgreifen, außerdem hängen oft Schilder mit der Aufschrift „Affitasi“ zusammen mit der jeweiligen Telefonnummer in der Tür von Häusern. Eine weitere gute Anlaufstelle ist das schwarze Brett Universitätsbibliothek oder in anderen Unigebäuden. Wo auch immer ihr es versucht, ihr solltet euch bewusst sein, dass viele Italiener kaum, bis gar kein Englisch oder eine andere Fremdsprache sprechen, stellt euch also je nach Sprachlevel auf ein gestenreiches Gespräch ein.
Il temperamento – Die Italiener und ihre Wohnungen
Vielleicht ein paar kleine Tipps zum Abschluss: Während meiner Suche bin ich auf seltsame Situationen gestoßen. Angefangen bei einer potentiellen Vermieterin, die auf meine Absage hin meinte, ich werde schon sehen was ich davon habe bis zum Kommentar, das Zentrum der Stadt sei kein Ort für eine junge Studentin, war alles dabei. Was ich gelernt habe, ist, dass Italiener das Vermieten nahezu persönlich nehmen und der Umgang miteinander einfach ein wenig anders ist ;).