10. März 2017
Brauchen wir einen interkulturellen Einfluss in Architektur? Oftmals werde ich mit provokativ hochgezogenen Augenbrauen gefragt, wofür man denn einen deutsch-französischen Doppelmaster in Architektur benötigt? Schon oft musste ich mich deswegen rechtfertigen. „Ich dachte du studierst Architektur? Braucht man das denn dafür? Ich dachte da entwirft man Häuser.“
International Arbeiten?
In vielen Ländern schätzt man die Qualität deutscher Architektur. Architektur „Made in Germany“ steht für Qualität, Zuverlässigkeit, Perfektion in Konstruktion und in Nachhaltigkeit am Bau. Derzeit sind Wirtschaft und Bauwirtschaft in Deutschland sehr stabil. Was passiert aber, wenn es ab morgen nicht mehr so aussehen wird?
Was ist dein Plan B?
In fast 10 Jahren hat sich die wirtschaftliche Situation der Architekten zum Guten gewendet. Davor war es sehr schwierig eine Stelle als Architekt in Deutschland zu finden, da es zeitweise zu viele Architekten bzw. Architekturabsolventen gab. Derzeit gibt es viele Stellen. Aber genauso schnell kann sich die Situation zum Schlechten wenden und dann benötigt man einen Plan B, zum Beispiel der Weg ins Ausland. Der Weg ins Ausland sollte aber nicht ein Plan B sein, er sollte Plan A sein. So wie ich es gemacht habe, da Plan A viele Vorteile mit sich bringt.
Ich wollte ins Ausland. Ich wollte etwas Neues erleben, mich neuen Herausforderungen stellen. Ich hatte Lust auf Veränderung. Ich bin jung und unerfahren, warum nicht?
Trotz Stolpersteinen, die einem am Anfang in den Weg gelegt werden und wenn nicht alles direkt rund läuft, lernt man fürs Leben. Man lernt aus Fehlern, auch wenn wir uns das nicht gerne selber gestehen, da wir alle „perfekt“ sein wollen. Niemand redet direkt perfekt Französisch, wenn man nicht zweisprachig aufgewachsen ist. Meine Motivation war: Trau dich, Carina, sei mutig und mache Fehler und lerne daraus.
Französisch = nur Frankreich?
Nein, Französisch wird nicht nur in Frankreich gesprochen. Es ist eine Weltsprache und wird zum Beispiel auch in Belgien, Schweiz, Luxemburg, Kanada, Nord-, West- und Zentralafrika, in der Karibik und auf Inselgruppen im Indischen Ozean gesprochen. Französisch hat einen weiten Ausweitungsraum und bietet allerlei Möglichkeiten.
Wie bauen und leben eigentlich unsere Nachbarn?
Interkulturelle Unterschiede kann man meiner Meinung nach nur erkennen und für sich nutzen, wenn man während des Studiums einen Auslandsaufenthalt absolviert oder im Ausland arbeitet. Erst wenn man im Ausland gelebt und versucht hat sich mit dem Land und den sprachlichen Hürden zu befassen, kommt man der Kultur näher. Hast du dich schon einmal gefragt, ob in anderen Kulturkreisen anders gebaut wird?
Der erste Spaziergang durch meine neue Stadt hat mich fasziniert. Die Häuser wunderschön, die Stadt selbst ist meiner Meinung nach ein Museum. Und dann entsteht dieses gewisse Flair, wenn man am Quai der Seine entlang läuft, -la ville d’amour-. Jedes der 20 Arrondissements von Paris hat seine Besonderheit. Doch wie erhält man diese wunderschönen Häuser von Georges-Eugène Haussmann instand und wie integriert man neue Architektur nachhaltig in den Bestand?
Deutsche Architektur, französische Architektur, italienische Architektur, spanische Architektur – jede Architektur hat ihre Eigentümlichkeiten und Wiedererkennungsmerkmale. Renzo Piano, ein erfolgreicher italienischer Architekt, hat in Paris prägnante Spuren hinterlassen, vor allem mit dem Centre Georges-Pompidou.
Mehrere Sprachen – was sind die Vorteile?
Mehrere Sprachen eröffnen einem beispielsweise auch zusätzliche Wege der Recherche.
Im Urlaub, auf Exkursion, Weltreise oder sonstigem Austausch, ist es doch viel bereichernder, wenn man sich direkt mit den Einheimischen unterhalten und austauschen kann. Man sucht sich ein bestimmtes Land aus, um Etwas darüber zu lernen. Und wer gibt mir hilfreichere Informationen, als die Einheimischen? Oder man schaut sich zum Beispiel einen englischen Film in übersetzter Sprache an, dann haben die Aussagen oft eine andere Bedeutung. Durch Mehrsprachigkeit löse ich Probleme auch kreativer. Oft überlege ich, wenn mir ein bestimmtes Wort nicht einfällt, wie ich es am Besten umschreiben kann oder was das Synonym davon ist. Dies trainiert eine schnelle Reaktions- und Handlungsfähigkeit. Gehirnjogging, jeden Tag.
Stimmen die Klischees der Erasmus-Studenten?
Ein Auslandsaufenthalt bedeutet nicht nur Spaß und Party. Es ist ein Austausch, indem man sich darauf einlässt etwas Neues zu wagen und ein neues Land und eine neue Stadt kennen zu lernen und zu erkunden, in allen Facetten. Dazu gehört auch das Nachtleben.
Umgekehrt lernt man auch das eigene Land besser kennen. Erst wenn man einmal in einem anderen Land gelebt hat, lernt man Vertrautes und Neues aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Etwas, das einem nicht nur im Studium, sondern auch später im Beruf und im Alltag weiterhilft.
Mein Fazit
Die Wichtigkeit an Kommunikation und Interkulturalität wird oft unterschätzt und geht verloren. Interkulturalität erweitert den Horizont und öffnet oft neue Türen. Diese Türen öffnen sich durch Kontakte, internationale Kontakte. Wir leben in 2017, einer Zeit von Erasmus, LinkedIn, Facebook, Twitter, Instagram und Skype-Bewerbungsgesprächen. Es wird Zeit sich zu vernetzen.
Mehr Informationen zu meinem deutsch-französischen Doppelmaster in „Bauen Planen in Euroregionen“ hier.