Ein erster bemerkenswerter Unterschied ist die Semesterplanung. Im Gegensatz zu Deutschland ist das Semester in Belgien in zwei Trimester unterteilt. Im ersten Trimester hatte ich fünf Fächer plus zwei Fächer, die auch im nächsten Trimester fortgesetzt werden. Im nächsten Trimester habe ich nur noch drei Fächer plus diese beiden Fächer. Ich finde es super, dass ich in Belgien zwei Trimester habe und somit mehr Zeit und Energie für jedes einzelne Fach aufwenden kann.

Ein weiterer wichtiger Unterschied betrifft die Form der Bewertung. Während ich es in Deutschland gewohnt war, dass meine Fächer in Form von Prüfungen bewertet wurden, gibt es hier in Belgien eine größere Vielfalt an Bewertungsmethoden. Die Fächer, die ich in diesem Trimester belegt habe, wurden durch Team-Projekte und persönliche Portfolios bewertet. Diese Art der Bewertung finde ich persönlich viel praxisorientierter und angenehmer.

Bewertung meiner Kurse: Haben sie meine Erwartungen erfüllt? 

Nun zu einem der Hauptgründe, warum ich mich für Belgien als Studienort entschieden habe: die angebotenen Kurse. Ich hatte das Glück, dass mir fünf meiner sieben Kurse sehr gut gefallen haben. Allerdings muss ich zugeben, dass die Namen mancher Kurse besser klangen, als sie waren. Daher empfehle ich jedem, der ins Ausland gehen möchte, Erfahrungsberichte von Studierenden zu lesen, die bereits an der jeweiligen Universität studiert haben. So kannst du wirklich die Perspektive von jemandem einnehmen, der den Kurs bereits absolviert hat und deine Kurswahl entsprechend optimieren. Hier eine Liste der Kurse, die ich hatte und die ich im Hinblick auf Kursorganisation, Kursdurchführung und Lerneffekt weiterempfehlen würde.

• Kurs „E-Business (Imagineering)“: Der Kurs war gut organisiert und die Lehrerin gestaltete ihn interessant. Zunächst wurde Theorie vermittelt und am Ende mussten wir ein Projekt durchführen, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Wir haben durch das Projekt viel gelernt. Mein Fazit: Sehr empfehlenswert
• Kurs „Google Analytics“: Der Kurs war gut organisiert, aber ganz zufrieden war ich nicht. Der Grund: Spezielle Themen wie die Verwendung von Google Analytics wurden nicht ausreichend behandelt, obwohl sie für die Kursbewertung wichtig waren. Ein Highlight war die Teilnahme am Google-Workshop in Brüssel zum Thema Online-Marketing. Mein Fazit: Nicht empfehlenswert
• Kurs „Innovative Opportunities“: Die Kursorganisation war unklar und der Lehrer hat die Themen nicht wirklich erklärt – die Kursteilnehmenden musste die Informationen selbst lesen. Im Unterricht wurden Gruppen gebildet, um das Projekt zu entwickeln, aber der Kurs fand online statt, was die Gruppenarbeit weniger dynamisch gemacht hat. Mein Fazit: Nicht empfehlenswert
• Kurs „International Sales Management“: Der Kurs war gut organisiert und der Lehrer hat ihn sehr interessant gestaltet. Zuerst wurde Theorie vermittelt und am Ende mussten wir einen Pitch präsentieren, indem wir ein Produkt verkaufen mussten. Ich habe viel über Verkaufsmethoden, Verhandlungen und Social Selling gelernt. Mein Fazit: Sehr empfehlenswert
• Kurs „Intercultural Communications“: Der Kurs ist gut organisiert und die Lehrerin gestaltet ihn interessant. Wir lernen jede Woche Theorie und müssen dann als Hausaufgabe eine Aufgabe dazu machen. Wenn du dich für verschiedene Kulturen interessierst und lernen möchtest, wie du mit kulturellen Unterschieden umgehen solltest, ist dieser Kurs sehr empfehlenswert.
• Kurs „Dutch A1“: Der Kurs ist gut organisiert und die Lehrerin gestalte ihn interessant. Wir lernen jede Woche Vokabeln zu einem neuen Thema und als Hausaufgabe müssen wir viele Übungen machen. Wenn du Dutch lernen möchtest, ist dieser Kurs die perfekte Chance für dich. Mein Fazit: Sehr empfehlenswert

Beziehung zwischen Lehrenden & Studierenden

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden. In Belgien habe ich festgestellt, dass die Lehrenden viel näher an den Studierenden dran sind und versuchen, sie besser kennenzulernen. Mir gefällt der Gedanke, dass sich die Lehrenden darum bemühen, eine positive und dynamische Lernumgebung zu schaffen. Mir gefällt auch, dass sie einen nicht danach beurteilen, ob das, was ich erarbeitet hab, richtig oder falsch ist, sondern eher nach dem Prozess, den ich durchlaufen habe, um zum Ergebnis zu kommen.

Für mich persönlich war eine der besten Erfahrungen an der Karel de Grote Hochschule, dass die Professoren viel internationale Erfahrung haben. Diese Erfahrung spiegelt sich in ihrem Unterricht wider und hat mich inspiriert, meine eigenen Karriereziele globaler zu gestalten. Außerdem haben die Professoren eine offene Haltung gegenüber Studierenden aus verschiedenen Kulturen und Ländern gezeigt, was eine positive Atmosphäre in den Kursen geschaffen hat und zu interessanten Diskussionen und Austausch beigetragen hat. 

Die größte Herausforderung bisher

Ich muss zugeben, dass ich mich mit der Teamarbeit schwergetan habe. Da die meisten meiner Kommilitonen etwas studieren, das mit Wirtschaft zu tun hatte, aber nicht mit Marketing. Dadurch wussten sie oft weniger über Marketing, aber die meisten meinen Kursen sind nun mal sehr auf Marketing bezogen. Aber mit ein paar Tricks und Tipps konnte ich diese Herausforderung meistern. Solltest du dich mal in einer ähnlichen Situation befinden, empfehle ich dir Folgendes: 

• Führe dein Team durch den Prozess
• Identifiziere die Stärken jedes Teammitglieds
• Verteile Aufgaben entsprechend der Interessen und Fähigkeiten jedes Einzelnen
• Falls nötig: übernimm die Organisation
• Schreibe nach jeder Sitzung ein Protokoll mit besprochenen Themen und Aufgaben für jedes Teammitglied
• Sei realistisch und stelle keine zu hohen Erwartungen an dein Team

Ich hoffe, dass mein Erfahrungsbericht dir bei der Entscheidung für ein Auslandssemester in Belgien hilft und dir einen Einblick in das Studium hier verschafft. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Beitrag zu lesen. Ich weiß es sehr zu schätzen!

Deine Marian 🙂