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Eine Zugfahrt, die ist…


… in Russland anders! Das gesamte Streckennetz der Russischen Eisenbahn umfasst über 85.000 km. Daher will eine Zugfahrt gut geplant sein, denn sie kann nämlich sehr lang werden!

Zugfahren wird ja wohl wie zuhause sein – oder?!

Das Buchen der Fahrt ist tatsächlich wie zuhause – bis auf die Zeitangabe. Da Russland in mehrere Zeitzonen unterteilt ist, wird die Abfahrts- und Ankunftszeit immer in Moskauer Zeit angegeben. Bitte beachtet das beim Ticketkauf! So sind wir zum Beispiel heute um 02.14 Uhr Moskauer Zeit in Nowosibirsk angekommen. Nach der Nowosibirsker Zeitzone handelt es sich dabei um 06:14 Uhr.

Zur Buchung selbst: das Ticket kann direkt am Schalter oder über die Seite rzd.ru gekauft werden. Bei der Onlinebuchung muss darauf geachtet werden, ob das Ticket als elektronisches Ticket gilt oder ob man den Ausdruck am Schalter vor der Fahrt in ein Ticket umtauschen muss. Es empfiehlt sich am Schalter diesbezüglich nachzufragen. Hat man ein elektronisches Ticket, muss man beim Einsteigen nur den Pass vorzeigen, da man bereits für den Zug registriert ist.

Man sollte gut eine Stunde vor Abfahrt am Bahnhof sein. Erst dort erfährt man ca. 15 Minuten vor Ankunft des Zuges, auf welchem Gleis dieser einfährt. Aufgrund der Länge des Streckennetzes ist Zugfahren in Russland mit viel mehr Fahrzeit verbunden als in Deutschland. Die Fahrzeit von Nowosibirsk bis Irkutsk betrug insgesamt 30 Stunden. Die Länge der Fahrzeit hat einen einfachen Grund: in vielen Städten wird für 30 – 50 Minuten gehalten, da es im Zug keine Duschen oder größeren Einkaufsmöglichkeiten gibt.

Je eher man am Zug ist desto weniger Stress hat man als Passagier. Man darf nämlich nur in seinen eigenen Wagon einsteigen. Wir waren auf der Rückfahrt im Wagon 15 und mussten am Gleis diesen Wagon suchen, der Zugbegleiterin unsere Reisepässe vorzeigen und durften erst dann einsteigen. Kurz nach Fahrbeginn bekamen wir dann frische Bettwäsche um unsere Betten zu beziehen.

In Russland werden Fernzüge in drei Kategorien angeboten. Man kann zwischen den Tickets: Platzkartnyj, Kupe oder Luks wählen. In einem Platzkartnyj-Wagon fahren bis zu 54 Personen mit. Alle Betten sind offen zugänglich und es gibt keine Privatsphäre. Das kann bei einer mehrtägigen Fahrt ganz schön anstrengend oder stinkig werden. Dafür sind die Tickets günstig. Die Kupe-Wagons sind in Schlafabteile für jeweils vier Personen unterteilt. Die oberen Schlafplätze sind günstiger, wir zahlten pro Person insgesamt 120€ für die Hin- und Rückfahrt. Die Luks-Wagons sind, wie der Name schon sagt, etwas besser ausgestattet. Hier hat man ein Abteil zu zweit und somit seine Ruhe.

Was ist beim Zugfahren noch anders?

  • Die Russen machen ihr Abteil zu einem zweiten Wohnzimmer. Da sie meist mehrere Tage im Zug unterwegs sind ziehen sie sich als erstes um. Jogginghose, Leggings, Schlafanzug und obligatorisch: Pantoffeln! Ohne Pantoffeln geht gar nichts!
  • Auf dem Flur steht ein Boiler mit heißem Wasser, welches jeder nutzen darf. So kann man sich selbst mit Kaffee, Tee oder Fertiggerichten versorgen. Das Bordrestaurant kann ich leider nicht empfehlen. Das Essen ist in Ordnung, aber für die Preise sind die Portionen wirklich sehr klein. Um hingegen einen Tee zu trinken und sich von seinen Mitreisenden zu erholen ist es wirklich ein tolles Plätzchen! Eine Tasse Tee kostet dort nur 1€ und ist somit wirklich erschwinglich.
  • Die Zugbegleiter besitzen die oberste Macht! Sie tragen eine dunkelgraue Uniform und sind ein wenig furchteinflößend. Kommt es zu Streitereien zwischen Mitfahrern oder benehmen sich Kinder nicht ordentlich, schreiten sie ein. Ich konnte ebenfalls auf mehreren Bahnhöfen beobachten, wie Polizisten jeden Zugbegleiter ansprechen und sich erkundigen, ob alles in Ordnung sei. Sie haben viele Aufgaben: Kleinigkeiten verkaufen, den Wagon innen sauber halten und außen von Schnee und Eis befreien, die Fahrgäste überprüfen und nachts die Fahrgäste, die aussteigen müssen, wecken.
  • Toiletten werden ungefähr 30 Minuten vor einer Stadt verschlossen. Warum fragt ihr euch? Weil der Toiletteninhalt auf den Gleisen landet. Kann also bisschen kalt auf dem stillen Örtchen werden.
  • Apropos kalt! Im Zug ist es nicht kalt. Eher tropisch und von Lüften hat noch nie jemand gehört, daher nutzt die Chance bei längeren Aufenthalten den Zug für wenigstens ein paar Minuten zu verlassen!
  • Die Mitreisenden begutachten einen meist eher skeptisch, bis zu einem gewissen Punkt, wenn dann der Knoten platzt, gibt es kein Halten mehr! Man hört in den Zügen die interessantesten Lebensgeschichten und tolle Anekdoten! Hofft also immer auf nette Mitreisende. Wir hatten vor allem auf der Fahrt nach Irkutsk echt Glück.

Was würde ich bei der nächsten Fahrt anders machen?

Bei der nächsten Reise würde ich einen oberen und einen unteren Schlafplatz buchen. Tagsüber ist es einfach bequemer unten sitzen zu können! Ansonsten war das sicherlich nicht meine letzte Zugfahrt in Russland.

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