18. September 2019
Die Zeit in Bangkok verfliegt schneller als die Reisen davor. Tagsüber volles Programm und am Abend genießen wir das Stadtleben. Schlaf kommt da schnell zu kurz. Glücklicherweise gab es morgens immer einen guten Grund, sich doch noch unter die Dusche zu schleppen. Für mich waren das eindeutig die Unternehmensbesichtigungen, bei denen wir auf unterschiedlichste Charaktere gestoßen sind.
Alles zum Thema Innovation – Das XKnowlegde Center Bangkok
Der erste Ausflug führte uns ins Herz von Bangkok. Das XKnowledge Center sieht von Außen sehr beeindruckend aus, allerdings stehen momentan ein Großteil der Büroflächen leer. Etwas ernüchtert warteten wir alle auf den hoch angepriesenen Dozenten des heutigen Tages. Doktor in Innovationsmanagement, Head of Innovation einer thailändischen Großbank, Großinvestor für Start-ups und aktuell Gründer einer eigenen Bank in Vietnam. Die Erwartungen waren groß. Als Dr. George Jirapongsuwan den Raum betrat, konnte man die Verwirrung in unseren Gesichtern deutlich sehen. Lässig gekleidet, sympathisches Auftreten – das äußere Erscheinungsbild erinnert eher an einen Ende-20-Jährigen. Mit einem breiten Grinsen stellte er sich vor uns und begann uns über unsere Summer University auszufragen.
Nachdem sich die erste Verwunderung gelegt hatte, hingen alle gespannt an Georges Lippen. Eine beeindruckende Persönlichkeit mit einer einzigartigen Karriere. Kernpunkt der Diskussion war seine Vision: „Bleib nie stehen und entwickele dich immer weiter“. Das bedeutet konkret, dass George nie länger als drei Jahre den selben Job macht. Gemeint ist damit, dass er in den drei Jahren so gute Arbeit leistet, dass das Unternehmen seine Stelle streichen kann, weil Innovation in der Unternehmenskultur verankert ist. Hier wird es dann komplizierter, besonders in einer festgefahrenen Branche wie dem Bankwesen. Die Herangehensweise ermöglichte es ihm, in seiner Lebenszeit soviel Erfahrung zu sammeln und zu einem der gefragtesten Ansprechpartner zum Thema Innovation in Thailand zu werden.
Nach unserer Diskussion wurden wir noch durch das Gebäude geführt und durften uns einige interessante Start-up Pitches direkt von den Gründern anhören. Darunter war zum Beispiel ein autonom arbeitendes Restaurant, das sich durch komplette Kundenüberwachung an unsere Bedürfnisse anpasst.
Dunkin‘ Donuts Thailand – eine Erfolgsgeschichte?
Weiter ging es ins Headquarter von Dunkin Donuts. Begrüßt wurden wir mit ein paar Kostproben ausgewählter Donuts und frischem Kaffee serviert von unternehmenseigenen Baristas. Bei Dunkin‘ Donuts ist es üblich, dieses Ritual bei Meetings mit Neukunden zu wiederholen. Es gibt wirklich Schlimmeres als sich bei einem Vortrag mit Gratis Donuts vollzustopfen. Der thailändische CEO plauderte nebenbei von einer der riskantesten Managemententscheidungen seiner Karriere. Wie übernehme ich die Marktführerschaft der Konkurrenz, mit ihrem eigenen Produkt und ohne einen Cent in Marketing zu stecken? Tja, die Antwort ist leider geheim, aber eins ist klar: In Thailand laufen die Dinge einfach anders als in Deutschland. Das sind die kleinen AHA-Erlebnisse die ich aus der Summer School mitnehme.
Vom Pizzabäcker zum Millionär?
Letzter Stop war ein kleiner Pizzaladen, mit dem sich der Chef Julian während seines Studiums in Bangkok selbstständig gemacht hat. Original italienische Pizza gab es bis dahin nicht in Thailand, also importierte er direkt aus Italien und ist momentan mit drei Pizzaläden sehr erfolgreich. Statt uns aber zu erzählen, wie es sich als Jungunternehmer in Bangkok lebt, hatte Julian andere Pläne. Er plauderte über Fehlschläge während seiner Anfangszeit als Gründer. Man hört immer nur die glorreichen Gründungen, über die Artikel in Magazinen veröffentlicht werden. Aber meistens sieht die Realität eben anders aus. Julian hat gezeigt, das Durchhaltevermögen zu den Top-Eigenschaften von Unternehmensgründern gehört. Denn manchmal scheint das Schicksal nicht mitzuspielen. So sollte es zu seiner zweiten Ladeneröffnung wirklich drunter und drüber gehen: Mottorrad-Unfall auf dem Hinweg, Stromausfall in der Nacht, alle Lebensmittel vergammelt, die Angestellten tauchten nicht auf und zurück blieb nur sein Geschäftspartner, der noch nie eine Pizza gebacken hatte. Ja, solche Seiten gibt es auch, umso spannender war es, dass Julian trotzdem nicht aufgeben hat. Er steckt jeden Tag vollen Einsatz in sein Geschäft und das schmeckt man auch.
Für mich endet meine Zeit in Thailand langsam und abschließend kann ich euch nur wärmstens empfehlen, eine Summer School zu besuchen. Ihr werdet nie mehr so günstig Gleichgesinnte kennenlernen, mit denen ihr Urlaub und Interessen verbinden könnt. Meistens dauern diese Programme zwischen zwei und sechs Wochen. Besser lassen sich Sommerferien nicht verbringen. Ich hoffe ich konnte euch inspirieren, mal etwas neues auszuprobieren.
Wem das noch nicht genug war, der darf mich gerne auf meiner weiteren Reise begleiten. Ich verbringe mein Auslandssemester auf Bali und berichte auch weiterhin als Correspondent von der Udayana Universität. Schaut also unbedingt auf meinem Indonesien-Profil vorbei. Bis dahin, macht’s gut!