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Zwischen Farm und Labor ein Einblick in mein Leben in den USA

Wie lebe ich eigentlich in den USA? Ist mir oft langweilig in einem fremden Land und was macht man genau in der Pflanzenpathologie? Vor meiner Abreise im Juli waren das die großen Fragen, die mir im Kopf umherschwirrten – jetzt habe ich die Antworten.

Der frühe Vogel

Montagmorgen in Seneca, USA. Obwohl mein Wecker um 6 Uhr morgens geklingelt hat, lasse ich mir mal wieder ein bisschen Zeit um aus dem Bett zu kommen. Bis um 7 Uhr stehe ich aber in meinen Sportsachen und mit meinem Kaffee im Wohnzimmer und warte darauf, dass meine Mitbewohnerin mich auf ihrem Weg zur Uni im Fitnessstudio absetzt. Dort angekommen treffe ich meine Kollegin, die mich um 8.30 Uhr mit zur Arbeit nimmt. Hier kein eigenes Auto zu haben, bedeutet für mich meistens auf Andere angewiesen zu sein. Zum Glück verstehen das aber die meisten und sind sehr hilfsbereit.

Frau mit Kaffeebecher im Auto
Mit meiner Lunchbox und meinem Kaffee bewaffnet, starte ich in den Tag.

Labor, Schreibtisch oder Farm?

Nach einer kurzen Absprache mit der Masterstudentin, in deren Projekt ich arbeite, entscheiden wir uns für die Laborarbeit. Die Sachen, die wir letzte Woche für unser Experiment bestellt hatten, sind angekommen. Weil man in diesem Experiment mit vielen Proben und Primern arbeitet, teilen wir die Vorbereitung untereinander auf und sind so erstaunlich schnell fertig. Dann startet das lange Warten, denn die wirkliche Arbeit übernehmen ab jetzt die Maschinen. Zuerst werden die Proben einer PCR unterzogen. Dabei erhitzt und kühlt der Thermocycler die einzelnen Gefäße regelmäßig so, dass am Ende nur noch einzelne Fragmente der isolierten DNA vorliegen. Um den Erfolg der Methode zu überprüfen, machen wir diese Fragmente anschließend in einer Gelelektrophorese sichtbar. Zuletzt vergleichen wir die Fragmentlängen mit den gewollten Längen vom Primerdesign. Heute hat zum Glück alles funktioniert.

Viele, kleine Reaktionsgefäße
Bei dieser Menge an Proben freue ich mich, sie nicht alleine bewältigen zu müssen.

Wordle, Worldle und Wraps

Das Warten macht sich bemerkbar. Mittlerweile ist es Mittagszeit und die nehmen wir natürlich sehr Ernst! Nach und nach treffen sich alle Masterstudierenden, PhDs und PostDocs von den umliegenden Laboren in der „Grad Lounge“, wo die meisten auch ihren Büroplatz haben. Fürs Mittagessen gibt es hier einen großen Tisch, ein paar Wasserkocher und eine Mikrowelle, die ich direkt für meine Wraps vom Vortag blockiere. Meistens koche ich nämlich abends nach der Arbeit direkt zwei Portionen: eine für sofort und eine fürs Mittagessen bei der Arbeit. Zur Mittagsroutine gehören neben dem Essen auch noch zwei Rätsel: Wordle, bei dem ein Wort erraten werden muss und Worldle, bei dem man ein Land an der Form versucht zu erkennen.

Labor-Meeting und eine neue Aufgabe

Ziemlich bald nach dem Mittagessen geht es los ins Labormeeting. Hier treffen wir uns einmal wöchentlich mit dem Professor und allen Kollegen, um aktuelle Themen zu besprechen. Außerdem hören wir uns eine Präsentation zu einem Forschungsprojekt aus dem Labor an und geben Tipps zur Forschung und Präsentationsart. Das ist für dieses Labor besonders wichtig, weil wir im direkten Kontakt zu den Obstbauern stehen und somit oft über aktuelle Projekte berichten müssen.

Während des Labormeetings wurden wir außerdem darauf hingewiesen, dass auf der universitätseigenen Farm gerade eine bestimmte Pilzsorte zu finden ist. Zusammen mit der Masterstudentin bekamen wir deshalb die Aufgabe den Pilzwuchs zusammen mit dem Zustand der Bäume zu dokumentieren.

Pilzwuchs an einem Baumstamm
Hier sieht man die Armillaria-Pilze nach denen wir Ausschau halten sollten.

Auf, auf zur Farm

Nach Ende des Lab-Meetings machen wir uns auf zur Musser Research Farm. Dafür nehmen wir den laboreigenen Truck, der sonst eher im Sommer zur Pfirsichernte benötigt wird. Dort angekommen, gehen wir unserer Aufgabe nach und finden außerdem noch einige andere interessante Pilze. Für die Forschung sind die zwar nicht relevant – lernen tue ich trotzdem viel Neues.

Pfirsichbäume an einem sonnigen Tag
Die Erntezeit für Pfirsiche ist jetzt zwar vorbei – die Bäume sehen trotzdem immer noch toll aus.

Zu Besuch bei den Mennoniten

Nach unserem Ausflug zur Farm belohnen wir uns mit einem Sandwich von Hochstetler. Hier gibt es neben einem kleinen Imbiss auch selbstgemachte Snacks, tolle Mehle zum Backen und selbstgestampfte Butter. Mir wird erklärt, dass diese Läden und das gute Essen ein Weg ist, die Lebensart und Religion der Mennoniten zu verbreiten ohne von Haus zu Haus zu gehen.

Sandwich in einer Papiertüte
Mein Hunger war trotz des Mittagessens groß genug für das ganze Sandwich.

Ab nach Hause

Nachdem ich wieder beim Labor abgesetzt wurde, ist es jetzt endlich Feierabend. An einer nicht wirklich ausgezeichneten Bushaltestelle warte ich auf meinen Bus, der mich 20 Minuten später am Straßenrand vom Highway wieder rauslässt. Weitere 10 Minuten später bin ich Zuhause und begrüße unsere zwei Hunde und zwei Katzen.

Tacos mit Lachs und Avocado
Mein Mittagessen für den nächsten Tag

Kochen, Duschen und Gute Nacht

Mein Abendbrot hatte ich zwar schon, kochen muss ich aber trotzdem noch damit ich morgen ein Mittagessen habe. Ich entscheide mich dazu Tacos mit Lachs und Avocado zu machen. Die Zutaten dafür bekommen wir wöchentlich perfekt portioniert geliefert. Das erleichtert das Einkaufen total und macht preislich keinen so großen Unterschied wie in Deutschland. Nachdem meine Lunchbox fertig gepackt ist, mache ich mich fertig fürs Bett, schaue noch ein paar Videos und schon ist es Schlafenszeit.

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