29. Oktober 2019
Man ist neu in einer Stadt und möchte so viel sehen wie möglich. Leute kennenzulernen gehört definitiv zu Beginn des Auslandssemesters dazu und das heißt, öfter mal auszugehen. Da man sich nur für eine begrenzte Zeit im Gastland befindet, versucht man, so viele Reisen wie möglich in das Semester zu packen. Aber eigentlich ist man ja zum Studieren hier und die Unis in den USA lassen einen das Lernen nicht vergessen.
Das Studiensystem
Masterstudierende belegen in den USA im Durchschnitt 9 Credits, also 3 Fächer. Im Bachelor sowie im Master setzt sich die Benotung aus mehreren Einzelteilen zusammen, wie Zwischenprüfungen, Hausarbeiten und der mündlichen Beteiligung. Am Anfang des Semesters bekommt man von den Professoren den soggenanten Syllabus, in dem die Benotung und die Pflichtlektüre vermerkt sind.
Obwohl ich an meiner Heimatuni im Master studiere, belege ich ein Fach aus den Bachelorkursen: „POL-436 US, China and the International Relations to East Asia“. Weiter besuche ich einen gemischten Kurs für Bachelor- und Masterstudierende, „POL-617A US-Leadership since 1900“, sowie einen sogenannten „off-campus“ Masterkurs, „CPOL-563 Politics of Post Soviet Russia“.
Meine Kurse: Anwesenheit und viel Aufwand
Eine Vorlesung zu China
Meine Vorlesung POL-436 „US, China and the International Relations to East Asia“ findet zweimal die Woche für jeweils 1 Stunde und 15 Minuten statt. Für jede Stunde müssen Texte gelesen werden, gerne auch mal an die 100 Seiten. In diesem Fach hatte ich ein Midterm (eine Klausur, die im Unterricht geschrieben wird). Diese setzte sich aus 12 Fragen zusammen (wovon 10 beantwortet werden mussten), einem Aufsatz, wofür man aus 3 Fragestellungen 2 beantworten musste. Eine Woche nach der Prüfung erhielten wir die Auswertung und sofort die nächste Aufgabe. Ein Policy-Paper zu einer konkreten Fragestellung: „Ist China noch im Aufschwung? Wird das Land stärker und mächtiger werden und Amerika beeinflussen?“. Der Aufsatz muss 5 Seiten lang sein und wir haben 10 Tage dafür Zeit. Direkt nach der Abgabe steht schon der nächste Aufsatz an. Das Semester wird mit einer Klausur beendet.
Die amerikanischen Präsidenten kennenlernen
Für POL-617A US Leadership since 1900 hab ich immer donnerstags von 17.10 bis 19.40. Es werden zwei Hausarbeiten zu jeweils 12 Seiten im Semester verlangt sowie eine etwas längere Hausarbeit am Ende des Semesters. Für dieses Fach habe ich ca. 10 Bücher Zuhause und die meisten davon sollen wir fast komplett lesen. Jede Woche nach dem Unterricht bekommen wir eine Mail, mit der Info, wer zusätzlich zur Pflichtlektüre einen Text zusammenfassen muss. Es kann auch schon mal vorkommen, dass wir eine Dokumentation geschickt bekommen, die wir dann Zuhause anschauen und zusammenfassen sollen. Die Masterstudierenden bekommen mehr Aufgaben als Studierende, die im Bachelor sind, und auch die Hausarbeiten müssen ausführlicher sein.
Russlands Politik aus amerikanischer Sicht
Die Vorlesung zu diesem Themen findet nicht auf dem Campus statt, ich muss die Metro in die Stadt nehmen. Der Unterricht ist von 18.40–21.10 Uhr und wird fast nur von Berufstätigen besucht. Die Catholic University of America mietet dafür Räume in einem großen Bürogebäude. Um zur Vorlesung zu gelangen, muss unten an der Rezeption jedes Mal der Ausweis vorgezeigt werden; danach bekommt man einen Zettel, den man am Durchgang scannen muss.
Wir sind 8 Leute in der Vorlesung und sitzen alle zusammen an einem großen Konferenztisch. Das ist gemütlich und schön, aber unvorbereitet zum Unterricht zu kommen ist keine Option. Die Prüfungsleistung für dieses Fach besteht natürlich aus dem Lesen der Lektüre und das sind jede Woche viele Seiten. Jeder muss wöchentlich zwei lokale Nachrichten aus Russland mitbringen und vorstellen, zusätzlich muss jeder mal ein Referat halten. Die Abschlussprüfung ist eine Hausarbeit von 30 Seiten.
Studieren in den USA
Studieren in den USA bedeutet, wirklich zu studieren. Dafür 400 Seiten pro Woche zu lesen ist keine Seltenheit. Man sollte auch versuchen, so gut vorbereitet wie möglich in die Vorlesung zu gehen, da die Professoren auch gerne mal jemanden aufrufen. Das Gute an den vielen Prüfungen ist jedoch, dass wenn eine Sache mal nicht so gut laufen sollte, kann man die Note immer noch ausgleichen. Ein weiterer Pluspunkt: Semesterferien sind in den USA Semesterferien, alles muss in der letzten Woche oder eine Woche nach Vorlesungsende eingereicht worden sein.
Notensystem in den USA
Die Noten sind in den USA nicht wie bei uns in Zahlen, sondern werden in Prozent und Buchstaben angegeben. 100 % ist das Maximum und ein A+. D ist das Schlechteste und ein F heißt durchgefallen. Aber wie bereits erwähnt: Sollte sich in einem Midterm ein F einschleichen, heißt das kein Grund zur Panik. Mit einer guten Note in der nächsten Prüfung kann noch alles gerettet werden.
Schaut auch auf Leroy’s Seite vorbei, er studiert gerade Psychologie an der Baylor Universität in Texas. In diesem Beitrag erklärt er das Studiensystem seiner Uni.